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Nicht nur Arzneimittelgroßhändler reagieren auf die Globalisierung mit Firmenzusammenschlüssen. Jetzt gehen auch mehrere EU-Staaten daran, den Arzneimitteleinkauf gemeinsam zu organisieren – zunächst für Impfstoffe. Aber die Überlegungen reichen längst darüber hinaus. 21 der 27 EU-Staaten sind daran beteiligt.
Mit Irlands Unterschrift unter den Impfstoff-Bezugsvertrag nimmt die Bewegung neue Fahrt auf. Es gab zwar nur eine kleine Zeremonie am Rande eines Routinetreffens des EU-Gesundheitsrats im Juni. Aber die Auswirkungen auf die Arzneimittelhersteller könnten groß sein. Seit Juni ist Irland das 21 Mitglied im wachsenden Club der EU-Mitgliedstaaten, die zunächst gemeinsam Impfstoffe einkaufen. Es geht um „Pandemie-Impfstoffe und andere medizinische Gegenmaßnahmen" für die Bekämpfung schwerer grenzüberschreitende Gesundheitsbedrohungen.
Entstanden ist die Initiative aus den Erfahrungen mit der H1N1-Pandemie von 2010, als die Mitgliedstaaten miteinander um die Impfstoffmengen konkurrierten. Deutschland und andere große EU-Staaten mit ihrer Nachfragemacht dominierten das Geschehen. Die kleinen EU-Staaten hatten das Nachsehen und mussten zudem höhere Preise zahlen. Das gab den Anstoß für die Initiative.
Sovaldi-Erfahrung bekräftigt Kooperationswillen
Konkret genutzt wurde die neue Einkaufsgemeinschaft bisher zwar nur für den Erwerb von Schutzkleidung für medizinisches Personal, das Patienten mit hoch ansteckenden Krankheiten behandelt. Aber mehr ist durchaus möglich: Die belgischen und niederländischen Regierungen haben vereinbart, gemeinsam an Preisverhandlungen für Arzneimittel für seltene Krankheiten zu arbeiten – und Luxemburg will sich ihnen anschließen. Bulgarien und Rumänien haben vor kurzem eine vergleichbare Zusammenarbeit angekündigt. Der hohe Preis für das Hepatitis-C-Arzneimittel Sovaldi von Gilead hat den zwischenstaatlichen Kooperationswillen weiter angekurbelt.
In ganz Europa steigt der Druck, neue Wege zur Dämpfung steigender Arzneimittelbudgets zu finden. Unter der Titel „Innovation zum Nutzen der Patienten“ sind die Gesundheitsbehörden vor allem kleiner EU-Staaten entschlossen nach Wegen zu suchen, medizinische Innovationen in ihren Ländern bezahlbar zu halten. Luxemburg, das seit 1. Juli die EU-Präsidentschaft übernommen hat, will gleichberechtigten Zugang zu innovativen Arzneimitteln sicherstellen. Die Niederlande, die die EU-Präsidentschaft in der ersten Hälfte des Jahres 2016 übernehmen, haben angekündigt, den gemeinsamen Einkauf von Medikamenten voranzutreiben. Noch ist nicht klar, in welche Richtung sich diese Initiativen entwickeln. Aber auf den Arzneimittelmärkten tut sich etwas.
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