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123 potenzielle Medikamente gegen die Alzheimer-Krankheit sind zwischen 1998 und 2014 in klinischen Studien gescheitert oder auf Eis gelegt worden. Lediglich vier konnten in diesem Zeitraum zur Zulassung gebracht werden (Galantamin, Rivastigmin, Memantin und eine fixe Kombination von Memantin mit Donepezil). Das hat der US-amerikanische Pharmaverband "Pharmaceutical Research and Manufacturers of America (PhRMA)“ in seinem neuen Bericht zum Stand der Alzheimer-Forschung bekannt gemacht. Das Ergebnis stimmt nicht gerade euphorisch.
123 gescheiterte versus vier zugelassene Arzneimittel – dieses Verhältnis von 30 zu 1 spiegelt nach Meinung der PhRMA die Herausforderungen und die Komplexität der Alzheimer-Forschung nur zu gut wider. Dabei wird die Rolle der „Versager“ für die Wissenschaft durchaus als wichtig angesehen, denn auch sie erweitern die Kenntnisse und legen den Grundstein für weitere Fortschritte.
„Jede Studie bietet die Gelegenheit, mehr zu erfahren und die nächste Studie dann besser zu machen“, meint Dr. Maria C. Carrillo, Bereichsleiterin Wissenschaft der amerikanischen Alzheimer’s Association. „Jeder Schuss auf das Tor, egal, ob es ein Treffer oder ein Fehlschuss ist, bringt uns näher in Richtung einer wirksamen Behandlung."
Derzeit befinden sich nach dem Bericht 59 Medikamente gegen Alzheimer und andere Demenzerkrankungen in der Entwicklungspipeline der biopharmazeutischen Unternehmen. Übertroffen wird dieser Forschungsschwerpunkt laut jüngeren Angaben des Pharmaverbandes nur von den Schmerzmitteln (94).
Der Geschäftsführer der Alzheimer-Impact-Bewegung (AIM) Robert Egge betont in einem Vorwort zu dem neuen Report, dass die Krankheit die sechsthäufigste Todesursache in den USA sei und die einzige unter den führenden Todesursachen ohne eine Möglichkeit, sie zu heilen, zu verhindern oder den Krankheitsverlauf zu verlangsamen.
Verheerende gesellschaftliche Folgen
Alzheimer hat, so wird in dem Report weiter ausgeführt, nicht nur verheerende Auswirkungen auf den Einzelnen, sondern auch auf die Gesellschaft. Mit 226 Milliarden US-Dollar werden die direkten medizinischen Kosten in den USA auf der Basis von aktuellen Daten der Alzheimer-Gesellschaft beziffert. Hinzu kommen indirekte Kosten der Krankheit, und zwar über die geschätzten 18 Milliarden Stunden unbezahlter Pflege durch die Familie und Freunde, die im Jahr 2014 einem Gegenwert von geschätzten 218 Milliarden Dollar entsprachen.
Die PhRMA sieht vor diesem Hintergrund einen akuten Bedarf an neuen Behandlungsmethoden. Die Zahl der Menschen mit Alzheimer wird in den USA im Jahr 2050 voraussichtlich von derzeit 5,3 Millionen auf 13,5 Millionen Patienten angewachsen sein, so die Prognose. Ein neues Arzneimittel, das den Ausbruch der Krankheit um fünf Jahre verzögert, würde die Zahl der Alzheimer-Patienten um etwa 40 Prozent reduzieren und dem Gesundheitssystem im Jahr 2050 367 Milliarden US-Dollar, das heißt ein Drittel der ohne solch ein Mittel projektierten Kosten einsparen.
Der Bericht mit dem Titel “Researching Alzheimer’s Medicines: Setbacks and Stepping Stones” (Erforschung von Alzheimer-Medikamenten: Rückschläge und Sprungbretter) ist hier abrufbar.
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