Meldung von Nebenwirkungen

Schlechtes Zeugnis für die USA

Remagen - 09.10.2015, 12:05 Uhr

Wer Nebenwirkungen erkennt, sollte sie auch melden. (Foto: Henry Schmitt)

Wer Nebenwirkungen erkennt, sollte sie auch melden. (Foto: Henry Schmitt)


Das freiwillige Meldesystem über Verdachtsfälle unerwünschter Arzneimittelwirkungen (UAW) in den USA ist unvollständig, ungenau und ineffizient. Das kann deutliche Folgen haben.

Rund 10,2 Millionen Datensätze der US Food and Drug Administration (FDA) zu Meldungen über unerwünschte Ereignisse im Zusammenhang mit der Anwendung von Arzneimitteln (UAW) hat das Tufts Center for the Study of Drug Development (Tufs CSDD) ausgewertet. Ergänzt wurde die Auswertung durch eine Umfrage unter mehr als hundert Angehörigen der Gesundheitsberufe.

Die wichtigsten Ergebnisse:

Die Vollständigkeit und Richtigkeit der Berichte variiert in Abhängigkeit vom jeweiligen therapeutischen Bereich.

  • Apotheker sind hinsichtlich der Meldung von Verdachtsfällen von Nebenwirkungen „aggressiver“ als Ärzte und Krankenschwestern
  • UAW-Berichte, die von den Patienten selbst verfasst werden, sind tendenziell vollständiger als Berichte von Angehörigen der Gesundheitsberufe.

„Die UAW-Berichterstattung soll dazu dienen, die Patientensicherheit zu gewährleisten und zu verbessern. Dabei hat ein hoher Anteil der Angehörigen der Gesundheitsberufe, nämlich fast 40 Prozent, noch nie ein unerwünschtes Ereignis gemeldet.“ beklagt Ken Getz, Associate Professor und Direktor für gesponserte Forschung am Tufts CSDD. Erschwerend käme hinzu, dass 60 Prozent der Fachkräfte meinen, es sei oft zu schwer festzustellen, ob ein in Frage kommendes Medikament tatsächlich eine Nebenwirkung verursacht hat.

Fehlende Meldungen ziehen Probleme nach sich

„Besonders problematisch ist die ungenaue Berichterstattung“, ergänzt Getz.  Dies könne viele Folgen nach sich ziehen: Arzneimittelsicherheitsexperten könnten zu falschen Schlussfolgerungen kommen, Hersteller könnten therapeutische Behandlungen fälschlicherweise aussetzen oder vom Markt nehmen. Gesundheitsberufe könnten auf Basis falscher oder fehlender Meldungen ungerechtfertigt ihre Behandlungspraktiken ändern und den Zugang der Patienten zu sicheren und wirksamen Behandlungen verweigern oder einschränken.

Getz hofft jedoch, dass die erwartete Zunahme an Zulassungen von ähnlichen Versionen bereits genehmigter biologischer Arzneimittel in den USA und Europa, zusammen mit der wachsenden Nutzung der sozialen Medien und von elektronische Patientenakten die verantwortlichen mehr für die Berichterstattung über Nebenwirkungen sensibilisieren werden. 


Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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