Indien

Apotheker wollen mehr als abgeben

Remagen - 08.10.2015, 07:30 Uhr

Apotheker in Indien fordern den Staat heraus (Foto: Comugnero Silvana / Fotolia)

Apotheker in Indien fordern den Staat heraus (Foto: Comugnero Silvana / Fotolia)


Der indische Apothekerverband fordert die staatliche Erlaubnis, dass Apotheker für die medizinische Grundversorgung Arzneimittel verschreiben dürfen. Damit wollen sie Versorgungslücken in ländlichen Gebieten schließen.

Die Versorgung von Menschen, die in ländlichen Regionen Indiens leben, ist seit Langem ein großes Problem für das Land. Bereits 2009 plante die Zentralregierung ein Programm, mit dem mittels kurzer Ausbildungswege schnell eine neue Gruppe von Gesundheitspersonal entstehen sollte. Die Mitarbeiter sollten die nötigsten ambulanten Dienstleistungen auf dem Land erbringen, ohne jedoch dem Ärzte- oder Apothekerstand anzugehören.

Sowohl die indische Ärzteschaft als auch die Apotheker lehnten das Programm kategorisch ab – das Problem der Versorgungslücken blieb damit allerdings bestehen.

Aktionsbrief per Post

Der indische Apothekerverband IPA richtete nun ein Schreiben an den Premierminister des Landes. Wie das indische Fachportal pharmabiz.com berichtet, fordert der Verband, der großen Zahl qualifizierter Apotheker im Land größere Chancen einzuräumen. Dabei spielte der IPA auf eben das vor Jahren von der Regierung anvisierte „Bachelor of Science (B. Sc.) community health programme“ an.
„Das Einzige, was wir von der Regierung wollen, ist, dass Apotheker in der Grundversorgung Arzneimittel für häufige Krankheiten und Beschwerden verschreiben dürfen. So könnte das Vakuum im ländlichen Raum von erfahrenen Pharmazeuten gefüllt werden. Wir sehen keine Notwendigkeit für das B.Sc community health programme“, erklärte IPA-Präsident Abhay Kumar.

Nicht länger reduziert werden

Man sehe sich für diese Aufgabe in hohem Maße qualifiziert, und viele gut ausgebildete Apotheker befänden sich angesichts nicht ausreichender Beschäftigungsmöglichkeiten noch in Warteschleifen an den Hochschulen, sagte Kumar. Trotz wichtiger Aufgaben im Gesundheitssektor werde man auf die Abgabe von Medikamenten reduziert. Damit will sich der Verband nicht mehr zufrieden geben.

Derzeit sind Apotheker in Indien in einigen Bundesstaaten wie Punjab, Uttaranchal, Himachal Pradesh bereits dazu berechtigt, Medikamente für die Patienten zu verschreiben. Das geschieht allerdings, ohne hierfür eine entsprechende Anerkennung und Wertschätzung zu erhalten. Nun will die Standesorganisation laut pharmabiz.com noch einen drauflegen und sein Memorandum an alle Mitglieder des Parlamentes senden.


Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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