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Den jahrelangen Retax-Streit zwischen Apothekern und Krankenkassen muss demnächst die Schiedsstelle klären. Solange will Apotheker Mathias Orth aber nicht warten. Wegen einer Null-Retaxation wendet er sich direkt an Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU).
Mathias Orth, Inhaber der Rosen-Apotheke in Holzminden, fühlt sich von der Pronova BKK mehr als ungerecht behandelt. Wegen einer angeblichen Nichtbeachtung des Rabattvertrages bei der Abgabe von Oxycodon hatte Orth von der Rezeptprüffirma Protaxplus eine Null-Retaxation kassiert. Seine bisherigen Einsprüche wurden abgeschmettert. Jetzt soll Gröhe helfen.
Pronova BKK verweigert die Zahlung
Der Apotheker ist der Ansicht, dass er wegen fehlender Indikationsgleichheit nicht zur Substitution verpflichtet ist. Im Gegenteil: Oxycodon mit einer 24-Stunden-Retardierung sei nicht gegen eine anderes Arzneimittel austauschbar. Die Leitlinien der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft sähen eine Substitution dieser Arzneimittelgruppe ebenfalls kritisch. Nach Auffassung der Retax-Spezialisten des Deutschen Apothekenportals ist in diesem Fall die gesetzliche und rahmenvertragliche Austauschvorschrift von mindestens einer gemeinsamen Indikation nicht erfüllt und daher „jeder Austausch gesetzlich untersagt“.
Trotzdem verweigerte die Pronova BKK die Zahlung. Alle Einwände des Apothekers änderten daran nichts. Auf DAZ.online-Nachfrage gab die Krankenkassen bislang keine Stellungnahme dazu. Daraufhin schrieb Apotheker Orth einen Brief an Gröhe und klagte über „die mittlerweile unerträglichen und existenzbedrohenden Sanktionsmaßnahmen der gesetzlichen Krankenkassen bzw. deren Prüfstellen“. Hier werde ein ganzer Berufsstand der Ignoranz und der Willkür der Prüfstellen ausgesetzt und die Apothekerinnen und Apotheker stünden dem Treiben „quasi hilflos und zum Teil nur noch fassungslos und resignierend gegenüber“.
Orth: „Ein Kampf David gegen Goliath, die Grenze der Selbstverwaltung ist längst überschritten.“ Man gewinne den Eindruck, dass sich die Krankenkassen auf Kosten der selbständigen Apothekerinnen und Apotheker zunehmend bereicherten.
Unzulängliche Versorgung in Kauf genommen
Dann schildert Orth dem Bundesgesundheitsminister die Details seines Retax-Falles: „Hier verlangt nun eine Rezeptprüfstelle von den Apotheken gegen geltendes Recht, gegen den Rahmenvertrag und gegen die Anweisungen der Bundesopiumstelle zu verstoßen. Man nimmt eine unzureichende Schmerzversorgung von Versicherten der Pronova BKK wissentlich nach meiner ausführlichen Information in Kauf, ja man verlangt diese de facto sogar, nur um in den Genuss finanzieller Rabattvorteile bzw. in diesem Fall auf Kosten der versorgenden Apotheke zu kommen. Unglaublich!“
Macht der Kassen reduzieren
Mit Blick auf die vom Gesetzgeber angeordnete Retax-Regelung schlägt Orth vor, dass angesichts des hohen Arbeits- und Kostenaufwandes, der den Apotheken durch den automatischen Versand unberechtigter Retaxationen entstehe, die Schiedsstelle in ihren Verhandlungen mit der GKV auch über eine Aufwandsentschädigung für offensichtlich ungerechtfertigte Retaxationen nachdenken solle. Es sei allerhöchste Zeit, dass die Macht der Krankenkassen reduziert werde. „Sehr geehrter Herr Minister Gröhe, es ist allerhöchste Zeit, dass Sie endlich handeln und notfalls auch per Gesetz klare Regeln für einen fairen Umgang miteinander schaffen.“
Wie Bundesgesundheitsminister Gröhe über den Brief und das konkrete Retax-Problem denkt, ist noch nicht bekannt. DAZ.online hat nachgefragt. Die Antwort steht noch aus.
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