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CRISPR/Cas
Britische Forscher dürfen Embryonen-Genom verändern
Am Montag erteilte die zuständige Behörde Wissenschaftlern des Francis Crick Institute die Erlaubnis, befruchtete Eizellen gentechnisch zu verändern, um die Embryonal-Entwicklung zu erforschen. Die Embryonen dürfen anschließend aber nicht ausgetragen werden. Ein Ethik-Votum steht noch aus.
Wissenschaftler in Großbritannien dürfen die Gene menschlicher Embryonen künftig gezielt verändern. Die zuständige Behörde HFEA (Human Fertilisation and Embryology Authority) gab am Montag dem Londoner Francis Crick Institute grünes Licht, solche Versuche mithilfe neuer Techniken wie CRISPR/Cas ausschließlich zu Forschungszwecken durchzuführen. Die veränderten Embryonen dürfen aber keiner Frau eingesetzt werden, die sie dann austragen könnte.
Die Wissenschaftler um Kathy Niakan erforschen, was in den ersten sieben Tagen nach der Befruchtung einer Eizelle geschieht. Die Embryonen sollen von Paaren gespendet werden, die nach künstlicher Befruchtung nicht alle befruchteten Eizellen benötigen. Im vergangenen Jahr hatten chinesische Wissenschaftler als erste berichtet, Embryonen genetisch verändert zu haben.
Untersuchung der Embryonal-Entwicklung
Zur Entscheidung sagte der Direktor des Instituts Paul Nurse, er wäre über das Votum hocherfreut. „Die von Dr. Niakan beantragte Forschung ist für das Verständnis wichtig, wie ein gesunder menschlicher Embryo sich entwickelt“, so Nurse. „Indem wir auf das früheste Stadium der menschlichen Entwicklung schauen, können wir unser Verständnis der Erfolgsraten der In-Vitro-Fertilisation verbessern.“ Im Januar hatte Niakan der BBC gesagt, dass Fehlgeburten und Unfruchtbarkeit sehr häufig seien, aber kaum verstanden wären.
Als nächsten Schritt muss die Forschung noch von einem Ethikgremium zugelassen werden, anschließend könne sie in einigen Monaten starten. Aktives Verändern der menschlichen DNA ist äußerst umstritten und in vielen Ländern nicht erlaubt. Kritiker befürchten, dass so genannte Designerbabys geschaffen werden könnten.
Verstoß gegen bisherigen internationalen Konsens?
Der deutsche Experte Prof. Hans Schöler bewertet die Entwicklung mit Skepsis: „Diese Forschung hat eine neue Qualität. Sie öffnet eine Tür, gezielt in die Keimbahn eines menschlichen Embryos einzugreifen“, sagte der Leiter des Max-Planck-Instituts für molekulare Biomedizin in Münster der Deutschen Presse-Agentur. „Dass solche Eingriffe nicht durchgeführt werden, war bislang internationaler Konsens. Die Briten wollen offenbar eine Vorreiterrolle einnehmen.“ Letztlich, so glaubt der Experte, werde die Forschung darauf abzielen, Krankheiten zu vermeiden. Die Keimbahn betrifft jene Zellen, die sich später zu Keimzellen - also Spermien oder Eizellen - entwickeln.
Einen Hintergrundartikel zu CRISPR/Cas finden Sie in der DAZ 19/2015.
Update: Die Einschätzung von Hans Schöler wurde dem Artikel noch nachträglich hinzugefügt.
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