- DAZ.online
- News
- Politik
- Vom Sturm in den ...
Zwei gesundheitspolitische Highlights gibt es für Apotheker im Jahr: Den Deutschen Apothekertag und das DAV-Wirtschaftsforum. Letzteres fand in dieser Woche in Berlin statt. Es fiel den Apothekern dabei sichtlich schwer, neben dem überall dominierenden Thema „Pharmadialog“ eigene Schwerpunkte zu setzen. DAZ.online-Redakteur Benjamin Rohrer blickt auf die vergangene Woche zurück.
Noch bevor sich die Verbands- und Kammerspitzen der Apotheker in Berlin die Ehre gaben, tat sich ein Thema auf, das jeden Apotheker in seinem Berufsalltag betrifft: Um den Verbrauch von Plastiktüten zu reduzieren, sollen diese nur noch gegen Entgelt an den Verbraucher abgegeben werden. Die zwischen dem Handelsverband Deutschland (HDE) und der Bundesregierung getroffene Vereinbarung tritt Anfang Juli in Kraft. Die Apotheker sind per se allerdings nicht verpflichtet sich daran zu halten: Die ABDA und der DAV wollen den Apothekenleitern keine Vorschriften machen.
Dann aber ging es los. Der Auftritt von DAV-Chef Fritz Becker. Beim politischen Lagebericht bringt der oberste Verhandlungsführer der Apothekerschaft alle Themen auf den Plan, mit denen die Pharmazeuten zu kämpfen haben: In seiner „Rede zur Lage der Apotheker-Nation“ geht es um Null-Retax, den drohenden „Margendeckel“, Rabattverträge, Verhandlungen mit den Krankenkassen und die Importquote. Becker artikuliert leidenschaftlich, mehrere Male redet er von Provokation. Allen Anwesenden soll klar werden: Der DAV-Chef kämpft dafür, dass es den Apothekern künftig besser geht.
Beckers rhetorisches Meisterwerk hätte sicherlich mehr gewirkt, wenn nicht das gefolgt wäre, was auf dem 53. DAV-Wirtschaftsforum dann folgte: die Präsentation der wirtschaftlichen Lage der Apotheken. Es gab nämlich nicht viel Schlechtes zu berichten. Die Wirtschaftsbosse der ABDA sprachen von Umsätzen, die seit Jahren stetig ansteigen, von steuerlichen Betriebsergebnissen, die derzeit „stabil“ bei rund 6,5 Prozent liegen und von einer Apothekenzahl, die zwar in den vergangenen sechs Jahren um 6 Prozent gesunken sei, aber die Arzneimittelversorgung nicht gefährde.
So verwunderte es nicht, dass auch die gesundheitspolitischen Spitzen der Bundestagsfraktionen in diesem Jahr keine großen inhaltlichen Überraschungen für die Apotheker mitbrachten. Ganz im Gegenteil: Die Deckelung der 3-Prozent-Marge ist weiter im Spiel, soll aber vom BMWi-Gutachten abhängig gemacht werden. Zu einer Erhöhung der Rezepturzuschläge gab es auch kein klares Bekenntnis. Vielmehr mussten die Pharmazeuten von Hilde Mattheis (SPD) lernen, dass sie „auch mal geben“ müssten.
Für den Höhepunkt auf dem diesjährigen Wirtschaftsforum sorgte letztlich TK-Vize Thomas Ballast. Als am Donnerstagvormittag niemand mehr so wirklich an spannende Debatten glaubte, packte der Kassenmanager aus: In der Debatte um die Macken der frühen Nutzenbewertung will Ballast die Apotheker stärker einbinden. Sie sollen nach Einsicht in die Diagnose checken, ob das vom Arzt verordnete Präparat überhaupt einen Mehrwert für den jeweiligen Patienten hat. Ist dies nicht der Fall, sollen die Apotheker die Abgabe verweigern. Klingt erst einmal ziemlich krude. Fakt ist aber, dass es Ballast darum geht, die pharmazeutische Kompetenz der Apotheker stärker zu nutzen.
Zugegeben, es ist derzeit nicht leicht für die Apotheker eigene Themen zu setzen. In Berlin finden in diesen Tagen gefühlt stündlich gesundheitspolitische Diskussionsveranstaltungen statt, die alle nur ein Thema haben: den Pharmadialog. Und wenn es darum geht, ob man neuen, hochpreisigen Arzneimitteln eine Umsatzschwelle setzt und ob Arzneimittel-Informationssysteme von der Pharmaindustrie infiltriert werden sollen, bleibt für Apothekerthemen wenig Platz. Leider.
1 Kommentar
Themen
von Dr.Diefenbach am 02.05.2016 um 12:46 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.