Brexit und Arzneimittel

Pharmaindustrie erwartet herbe Verluste

Berlin - 24.06.2016, 12:00 Uhr

Gefahr Brexit: Pharmaunternehmen erwarten herbe Verluste nach Bekanntwerden des Brexits. (Foto: dpa)

Gefahr Brexit: Pharmaunternehmen erwarten herbe Verluste nach Bekanntwerden des Brexits. (Foto: dpa)


EMA braucht ein neues Zuhause

Ein Wegzug der EMA aus London, der größten EU-Institution auf der Insel, ist durch den Brexit aus Sicht des BAH zwingend. So sieht das auch BPI-Vorstand Zentgraf: „Der Mittelpunkt für die Bewertung und Zulassung von Arzneimitteln ist bisher die EMA in London. Die Behörde wird einen neuen Sitz nehmen müssen; die Verfahren werden in Zukunft woanders organisiert.“ In jedem Fall wird Großbritannien nun unverzüglich nationale Regelungen treffen müssen, um zentrale Zulassungen von Arzneimitteln anzuerkennen. 

Nach einer Zusammenstellung der Nachrichtenagentur dpa haben mehr als 2500 deutsche Firmen Niederlassungen in Großbritannien. Sie beschäftigen etwa 420.000 Menschen, die meisten davon Briten. Zu den großen deutschen Arbeitgebern auf der Insel gehört unter anderem der Pharmahändler Celesio mit 20.000 Mitarbeitern. Der Darmstädter Pharma- und Chemiekonzern Merck KGaA beschäftigt in Großbritannien rund 1400 Mitarbeiter.

Auch die Chemieindustrie ist laut dpa stark mit Großbritannien verflochten. Im vergangenen Jahr exportierte die Branche nach Angaben ihres Verbandes VCI Produkte im Wert von 12,9 Milliarden Euro nach Großbritannien, vor allem Spezialchemikalien und Pharmazeutika. Das entspreche 7,3 Prozent ihrer Exporte. Von der Insel bezogen die deutschen Firmen Waren für 5,6 Milliarden Euro, vor allem pharmazeutische Vorprodukte und Petrochemikalien. Die Unternehmen müssten nun mit einem Rückgang grenzüberschreitender Investitionen und weniger Handel rechnen.

Nach Einschätzung von Ulrich Hoppe, Geschäftsführer der deutsch-britischen Industrie- und Handelskammer, dürfte auch ein Ende der Arbeitnehmerfreizügigkeit sämtliche Branchen betreffen.



Thorsten Schüller, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

Auswirkungen eines EU-Austritts Großbritanniens auf Apotheker und die Arzneimittelversorgung

Brexit – was nun?

Wie sich der Brexit auf die Pharmabranche auswirkt

Harter Schlag für Pharma

Nach möglichem Brexit

Kommt die EMA nach Bonn?

Pharma-Verbände fürchten Lieferschwierigkeiten bei Begrenzung des Warenverkehrs

Warnung vor einem No-Deal-Brexit

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.