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- ARMIN startet – Wo hakt...
Beteiligung der Ärzte und Patienten, Technikprobleme
- Die Beteiligung der Ärzte. Die Mediziner lässt
das Modellprojekt derzeit noch relativ kalt. In Thüringen beteiligen sich
lediglich 361 von rund 1500 Ärzten, die für das Projekt in Frage kämen. Die KV
Thüringen hatte sich schon vor Jahren als einzige KV für eine Beteiligung
ausgesprochen und damals schon den dortigen Hausärzteverband ins Boot geholt.
Das ist in Sachsen nicht der Fall. „Der sächsische Hausärzteverband lehnt das
Modell ab“, sagte Sachsens KV-Chef Klaus Heckemann bei der PK. In den
Teilnehmerzahlen spiegelt sich das wider: Nur 215 von etwa 2500 möglichen
Ärzten beteiligen sich in Sachsen. Schon zu Beginn des Projektes hatten die
Hausärzte davor gewarnt, die Therapiehoheit und die Medikationsexpertise in die
Hände der Apotheker zu legen. Hinzu kam, dass die Mediziner der digitalen
Kommunikationslösung gegenüber sehr skeptisch eingestellt waren und eine
Vernetzung der Praxissoftware mit der Krankenkasse und den Apothekern
ablehnten. AOK-Chef Rainer Striebel ist trotzdem gelassen: „Ärzte sind bei
solchen Projekten anfangs immer sehr zögerlich. Das wird sich geben.“ Übrigens:
Die Apotheker sind überzeugt von ARMIN. In Thüringen beteiligen sich 471 von
565 Apotheken, auch in Sachsen sind bereits mehr als drei Viertel aller
Apotheken eingeschrieben.
- Die Beteiligung der Versicherten. Das
Modellprojekt ist zunächst bis 2018 zeitlich begrenzt. Laut AOK-Chef Striebel
kommen für die Teilnahme in beiden Bundesländern rund 300.000 multimorbide
Patienten in Frage, die mehr als fünf Rx-Medikamente gleichzeitig einnehmen.
Damit ARMIN auch für andere Krankenkassen interessant wird und seine volle
Vorbildfunktion auf anderen AMTS-Projekt auswirken kann, müssen alle
Beteiligten den Patientennutzen nachweisen. Striebel hat sich zum Ziel gesetzt,
dass bis 2018 mindestens ein Viertel, also etwa 75.000 Patienten, sich in das
Modell einschreiben. Weil die teilnehmenden Apotheker in beiden Ländern in der
Überzahl sind, wird ihnen bei der „Rekrutierung“ und Werbung für das Projekt
eine wichtige Rolle zukommen.
- Die Technik. Die technische Verbindung zwischen Arzt, Apotheker und Krankenkasse hat allen Beteiligten über Jahre hinweg Kopfschmerzen bereitet. Ärzte-Chef Heckemann sagte, dass die Mediziner wahrscheinlich vor ARMIN „zurückgeschreckt“ wären, wenn sie von Anfang an die Dimensionen der technischen Umsetzungsprobleme gekannt hätten. Die Ärzte hatten und haben Angst, dass ihre Praxisinformationssysteme zu durchsichtig werden. Gleichzeitig musste eine aus datenschutzrechtlicher Sicht absolut sichere Datenleitung etabliert werden. Vorgängerbeispiele gab es nicht – alles musste neu erfunden werden. Und: Weil sich so wenig Ärzte beteiligen, sehen natürlich auch die Hersteller der Praxissoftware keinen wirtschaftlichen Grund, ihre Systeme für ARMIN umzurüsten. Stefan Fink, Vorsitzender des Thüringer Apothekerverbandes, sprach von einem „hohen Marktanteil“ bei den Softwareanbietern. Alle Beteiligten warben bei der PK aber dafür, dass noch mehr Anbieter sich an dem Modell beteiligen sollten. Thomas Dittrich, Chef des Sächsischen Apothekerverbandes, sagte, dass die flächendeckende Etablierung aus diesen technischen Gründen noch etwas Zeit in Anspruch nehmen werde.
3 Kommentare
Aufmarsch der Reichsbedenkenträger bei ARMIN
von Uwe Bauer am 29.06.2016 um 7:32 Uhr
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AW: Aufmarsch der Reichsbedenkenträger bei
von Pillendreher am 01.10.2019 um 10:15 Uhr
Will die ABDA "Arminsklaven"?
von Heiko Barz am 28.06.2016 um 20:12 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
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