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DAZ-Tipp aus der Redaktion
Ein Gläschen in Ehren? Ja, aber nicht mit Benzos!
Alkohol ist ein unverzichtbarer pharmazeutischer Hilfsstoff, aber ein durchaus verzichtbares Genussmittel. Auf alkoholische Getränke sollten nicht nur Patienten mit einer Erkrankung der Leber verzichten, sondern auch Personen, die bestimmte Arzneimittel einnehmen. In der aktuellen DAZ 26 lesen Sie, womit Alkohol wie interagieren kann.
Unter dem Begriff „Arzneimittelinteraktionen“ wurden lange Zeit nur Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Arzneistoffen verstanden. Dass auch Lebensmittel mit Arzneimitteln interagieren können, wurde oft übersehen oder nicht für wichtig erachtet. Einen Sinneswandel brachte die Erkenntnis, dass Grapefruitsaft ein CYP3A4-Hemmer ist und deshalb den Abbau bestimmter Arzneistoffe verlangsamt.
Auch beim Alkohol spielen CYP-Enzyme eine Rolle, vor allem das CYP2E1, das etwa drei bis acht Prozent des getrunkenen Alkohols verstoffwechselt. Wer dauerhaft viel Alkohol trinkt, hat in seinem Körper die CYP2E1-Synthese quasi perfektioniert und die CYP2E1-Aktivität so sehr gesteigert, dass bei ihm die Arzneistoffe, die durch dieses Enzym abgebaut werden, schnell wirkungslos werden. Um dies zu verhindern, müssen sie höher dosiert werden. Das ist relevant für Inhalationsnarkotika wie Isofluran und für das Antiepileptikum Phenytoin. Einen Sonderfall stellt Paracetamol dar: Hier führt die erhöhte CYP2E1-Aktivität zur verstärkten Bildung des lebertoxischen Metaboliten N-Acetylchinonimin.
Achtung bei Arzneistoffen mit ZNS-Wirkung oder -Nebenwirkung
Alkohol ist bekanntlich auch ein pharmakologischer Wirkstoff, der im Zentralnervensystem auf die gleiche Weise wirkt wie Barbiturate und Benzodiazepine. Insofern kommt hier der klassische Begriff „Arzneimittelinteraktion“ zum Tragen. Alkohol verstärkt die beruhigende Wirkung von Sedativa sowie von Arzneistoffen mit einer entsprechenden Partial- oder Nebenwirkung. Aus diesen Gründen sollten Patienten, die zum Beispiel H1-Antihistaminika, Neuroleptika (sowohl sedierende als auch atypische), tri- oder tetrazyklische Antidepressiva oder selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer nehmen, auf Alkohol verzichten.
In hohen Konzentrationen greift Alkohol die Magen- und Darmwand an und kann auf die Dauer Läsionen verursachen. Daher sollten Personen, die häufig nichtsteroidale Antirheumatika einnehmen und eventuell schon Magenprobleme haben, nicht nur diese Medikation reduzieren, sondern auch unbedingt ihren Alkoholkonsum drosseln. Apotheker mit gefährdeten Stammkunden sollten sich nicht scheuen, mit Fingerspitzengefühl dieses Problem anzusprechen.
Auch noch interessant: die Freiwahl
Das Schwerpunktthema in der aktuellen DAZ ist die Freiwahl in der Apotheke. Die Räumlichkeiten geben den Rahmen vor, was hier möglich oder sinnvoll ist. Hinzu kommt die persönliche Einstellung des Apothekenleiters zu diesem Marktsegment. Weiterhin spielen die Lage der Apotheke und das Umfeld mitsamt den Mitbewerbern eine wichtige Rolle.
Aus vielerlei Gründen findet man daher ein sehr breites Spektrum von eher konservativen Apotheken mit wenigen Freiwahlregalen bis zur Easy-Apotheke, die sich in ihrem Erscheinungsbild den Drogeriemärkten annähert. Im Durchschnitt hat das apothekenübliche Ergänzungssortiment immerhin einen Anteil von knapp sieben Prozent am Apothekenumsatz (ABDA, Zahlen für 2014). Apotheken, die keiner Kooperation angehören und bei der Gestaltung ihres Ergänzungssortiments völlig unabhängig sind, haben oft noch ein manches ungenutzte Potenzial. Mehrere Autoren geben Ihnen Tipps, wie Sie die richtigen Produkte auswählen, was Sie bei deren Präsentation beachten sollten und zu welchen Verkaufspreisen Sie sie anbieten sollten.
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