Lieferprobleme

Droht ein Metamizol-Versorgungsengpass?

Stuttgart - 09.08.2016, 16:00 Uhr

Die 20 Stück-Packung soll laut Hersteller verfügbar sein, aus der Apotheke wird auch bei dieser Größe von Problemen berichtet. (Foto: zentiva)

Die 20 Stück-Packung soll laut Hersteller verfügbar sein, aus der Apotheke wird auch bei dieser Größe von Problemen berichtet. (Foto: zentiva)


Wie kompensiert man den Ausfall?

Metamizol ist das am häufigsten zulasten der GKV verordnete nicht-opioide Schmerzmittel. Es erlebt seit einigen Jahren eine Renaissance. 1922 unter dem Handelsnamen Novalgin® in den Markt eingeführt, geriet es dann in 60er-Jahren etwas in Verruf – unter dem Pyrazolon-Derivat traten Blutbildungsstörungen auf. 1987 wurde die Substanz dann schließlich verschreibungspflichtig. In vielen anderen Ländern, vor allem im angelsächsischen Raum, wird es hingegen gar nicht (mehr) eingesetzt.

In Deutschland steigt das Verordnungsvolumen seit Jahren an. Laut Arzneiverordnungsreport waren es 2014 174,5 Millionen Tagesdosen (DDD), im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von 12,2 Prozent. Den größten Anteil daran hatte Novaminsulfon Lichtenstein mit 137,3 Millionen DDD. Dieses Präparat konnte sogar einen Zuwachs von 27,2 Prozent gegenüber 2013 verzeichnen. 

Austausch nicht ohne Probleme möglich

Dieser Engpass stellt die Apotheken derzeit vor echte Probleme. Es gibt kaum Ausweichmöglichkeiten. Präparatewechsel stiften aufgrund der unterschiedlichen Bezeichnungen, unter denen die Präparate vermarktet werden, bei vielen Patienten Verwirrung. Es gibt immer wieder Fälle, in denen sich nicht vermitteln lässt, dass Metamizol und Novaminsulfon identisch sind. Bei Novalgin® fallen zudem je nach Packungsgröße zwischen 3,91 Euro und 7,48 Euro Mehrkosten an. Der Originalanbieter hat allerdings nicht alle Packungsgrößen im Sortiment, es gibt keine N2. Eine weitere Schwierigkeit ist, dass aufgrund der geltenden Austauschregeln für die retaxsichere Abgabe von Novalgin® eine namentliche Verordnung notwendig ist.

Foto: mm/daz
Foto: mm/daz

Die Verfügbarkeit der kleineren Packungen scheint zwar derzeit noch etwas besser zu sein, aber auch dort gibt es offensichtlich Probleme (siehe Foto). 

Und selbst, wenn es sie gibt: Stückeln bis zur verordneten Stückzahl ist nicht erlaubt, wenn diese in einen definierten N-Bereich fällt. Auch würden bei Abgabe mehrerer Packungen (zum Beispiel wenn Normgrößen verordnet werden) höhere Zuzahlungen anfallen. Die Patienten wären dann auch finanziell die Leidtragenden.

Bleibt theoretisch die Umstellung auf die Tropfen. Aufgrund des aufwendigeren Handlings ist auch dies nicht für jeden Patienten vermittelbar. Außerdem gibt es, Berichten vom Kollegen zufolge, auch bei der flüssigen Darreichungsform schon vereinzelt Probleme. 

Foto: mm/daz
Probleme auch bei den Tropfen. 


Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


Diesen Artikel teilen:


2 Kommentare

Zuzahlungen...

von Christian Becker am 10.08.2016 um 7:42 Uhr

... sind den Kunden vermutlich noch schwerer zu vermitteln, als dass Metamizol und Novaminsulfon synonym sind. Das nämlich kann man anhand einer Packungsbeilage oder auch mittels Wikipedia, Pharmakologiebuch etc. leicht belegen.

Dass aber der Patient dafür zahlen soll, dass ein Hersteller nicht liefern kann, weil die Krankenkasse nur den einen Rabattpartner hat und der gerade ausgefallen ist, kann man sicher nur schwer vermitteln.
Wenn, aus welchem Grund auch immer, ein Austausch des Rabattartikels gegen ein anderes Präparat nötig ist, dann soll das die Kasse auch bitte übernehmen. Selbst wenn es möglich wäre, dass die Kunden die Mehrkosten hinterher (natürlich nur, wenn sie aktiv werden) von ihrer Kasse zurückbekommen, ist das nicht zufriedenstellend.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Novaminsulfon

von Alexander Zeitler am 09.08.2016 um 18:39 Uhr

Was ist denn da wieder los????
Woran liegt es? Wieso teilt Lichtenstein das nicht mit?
Hat man das wieder mal in einer indischen Wellblechhütte kochen lassen? Und die ist eingestürzt? Oder das Schiff aus Indien ist abgesoffen?
Liebe Fa Lichtenstein, teilen Sie unsd klipp und klar mit, was los ist.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.