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Wirtschaftlichkeit von neuen Cholesterinsenkern
Preise für Repatha und Praluent fast 70 Prozent zu hoch
Die Behandlung mit den neuen Cholesterinsenkern Repatha und Praluent kostet in den USA jeweils rund 14.000 Dollar pro Jahr. Das Journal of the American Medical Association hat nun die Wirtschaftlichkeit der Mittel untersucht. Resultat: Die Preise müssten um zwei Drittel sinken, damit die Präparate wirtschaftlich wären.
Zwischen Nutzen und Kosten klafft oft eine große Lücke – auch bei Arzneimitteln. Das renommierte Journal of the American Medical Association (Jama) hat sich nun eine junge Generation von Cholesterinsenkern, die sogenannten PCSK9-Hemmer, genauer angesehen und deren medizinische und wirtschaftliche Vorteile den Kosten gegenübergestellt. Das Ergebnis bestätigt, was auch vorherige Untersuchungen bereits gezeigt haben: Repatha von Amgen und Praluent von Sanofi sowie Regeneron sind viel zu teuer, als dass sie für das US-Gesundheitssystem tragbar wären. Konkret: Der Einsatz der neuen Lipidsenker, die gespritzt werden, würde, im Vergleich zu MSD Sharp & Dohmes Ezetimib, einem seit Jahren verfügbaren Cholesterinsenker, über einen Zeitraum von fünf Jahren zwar rund 29 Milliarden Dollar Kosten für kardiovaskuläre Komplikationen einsparen. Auf der anderen Seite würden aber die Ausgaben für diese Arzneimittel in derselben Zeitspanne rund 120 Milliarden Dollar betragen.
Beide Hochrechnungen legen zugrunde, dass alle Patienten, die für die Einnahme der Arzneimittel infrage kommen, diese auch entsprechend der Zulassung benutzen. Die Schlussfolgerung der Autoren: „Damit diese PCSK9-Hemmer kosteneffizient sind, müssten die Preise auf jährlich 4536 Dollar pro Patient gesenkt werden“ – fast 70 Prozent weniger.
Kritik an früherer Studie
Bei der Jama-Untersuchung handelt es sich nicht um die erste, die sich mit der Kosteneffizienz dieser Arzneimittel befasst. So hatte sich zuvor unter anderem schon das Institute for Clinical and Economic Research mit dem Thema auseinandergesetzt und war zu dem Ergebnis gekommen, dass der Preis für die beiden Produkte um 67 Prozent gesenkt werden müsste, damit deren Einsatz Sinn für das Gesundheitssystem macht. Diese Untersuchung rief heftige Kritik der betroffenen Pharmaunternehmen hervor. So schreibt der Pharma-Fachdienst Fierce Pharma, dass Regeneron-Chef Len Schleifer die Methodologie der Studie bemängelt habe. Auch die Tatsache, dass die Untersuchung von Krankenkassen finanziert worden war, kritisierten die Pharmahersteller.
Schleifer hatte außerdem darauf hingewiesen, dass Sanofi and Regeneron mehrere Verträge mit Versicherern abgeschlossen hätten, die auf der Wirksamkeit von Praluent basierten. Demnach würden die Krankenkassen größere Preisnachlässe bekommen, wenn das Präparat in der Therapie nicht die erwarteten Effekte zeige.
Die aktuelle Jama-Studie, die von einer unverdächtigen Institution stammt und von akademischen Autoren betreut wurde, muss sich hingegen kaum dem Vorwurf eines interessengeleiteten Vorgehens aussetzen. Kritiker der hohen Arzneimittelpreise dürften damit neue Argumentationshilfe bekommen. So hatten US-Versicherer laut Fierce Pharma bereits vor der Zulassung der beiden Präparate im vergangenen Jahr auf die hohen finanziellen Belastungen hingewiesen, die durch Praluent und Repatha entstehen würden.
Annahmen unrealistisch
Allerdings argumentieren laut Fierce Pharma die Pharmaunternehmen nun damit, dass in der Realität längst nicht alle infrage kommenden Patienten die neuen Arzneimittel auch nehmen werden. Diese Annahme, die der aktuellen Studie zugrunde liegt, sei viel zu rosig. Zudem seien die Hürden der Krankenkassen, den Patienten die Präparate zu erstatten, zu hoch: drei Viertel würden abgewiesen. Darüber hinaus würden sich Ärzte bislang zurückhaltend bei der Verschreibung der Mittel zeigen, solange diese nicht gezeigt hätten, dass sie tatsächlich kardiovaskuläre Probleme vermeiden können. Dieser Nachweis liege frühestens im kommenden Jahr vor.
Auch in Deutschland verläuft die Markteinführung für die beiden Mittel holprig. So konnten beide Präparate den Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) in der frühen Nutzenbewertung nicht überzeugen. Dieser hatte daraufhin ein Stellungnahmeverfahren für einen Verordnungausschluss in die Wege geleitet. Im Fall von Repatha entschied der G-BA schließlich, dass das Mittel grundsätzlich nicht verordnungsfähig sei, solange der Wirkstoff im Vergleich zu einer Therapie mit anderen Lipidsenkern Mehrkosten verursache. Andererseits schuf der G-BA Ausnahmen, womit für eine bestimmte Gruppe von kardiovaskulären Hochrisikopatienten die Verordnung und Erstattung von Repatha möglich und wirtschaftlich sei.
Angesichts dieser Rahmenbedingungen haben die beiden Präparate bislang nicht die wirtschaftlichen Erwartungen der Hersteller erfüllt, schreibt Fierce Pharma. Nach Schätzungen der Jama-Studie dürften die beiden Mittel zusammen bis 2020 einen Umsatz von bis zu 25 Milliarden Dollar machen. Die Erwartungen von Analysten waren deutlich höher ausgefallen.
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