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Gefahr der Lipidpneumonie
Vorsicht bei öligen Nasensprays und Nasentropfen
Werden ölige Nasalia aspiriert, besteht die Gefahr einer Lipidpneumonie. Darauf weist die Arzneimittelkommission hin. Die bisherige Einschätzung des Risikos bleibt damit auch nach der Neubewertung bestehen. Eine Therapie sollte daher nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung begonnen werden.
Lipidpneumonien sind Entzündungen, die durch akute oder chronische Aspiration von durch Mund oder Nase zugeführten Lipiden hervorgerufen werden. Makrophagen in den Lungenbläschen, die die Lipide aufnehmen und dann zerfallen, rufen eine Entzündung hervor und unterhalten diese.
Die Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK) hat das Nutzen-Risiko-Verhältnis von Lipidpneumonien nach Anwendung öliger Nasensprays und -tropfen untersucht und bewertet. Dabei wurden auch Öle pflanzlichen Ursprungs berücksichtigt. Die AMK kam zu dem Ergebnis, dass die bisherigen Aussagen zum Risiko der Lipidpneumonie weiterhin zutreffend sind und beibehalten werden sollen. Demnach bestehe bei lipophilen flüssigen Rezepturen grundsätzlich die Gefahr der Aspiration und somit auch die Gefahr gesundheitlicher Risiken – bis hin zu Lipidpneumonien.
Nicht nur flüssige Paraffine sondern auch fette Öle könnten Probleme bereiten, warnt die AMK. Grundsätzlich sollten ölige Nasentropfen oder dünnflüssige Nasenemulsionen nur in begründeten Ausnahmefällen hergestellt werden. Die Hinweise auf das Risiko finden sich in den entsprechenden DAC/NRF-Veröffentlichungen.
Nur bei entsprechender Indikation
Für Patienten gilt: Bevor eine Therapie mit öligen Nasentropfen oder Sprays begonnen wird, sollte ein (Fach-)Arzt aufgesucht werden. Dieser muss eine entsprechende Indikation feststellen. So eignen sich ölige Nasalia beispielsweise nicht für die Behandlung von Husten und Erkältungen oder bei verstopfter Nase oder bei Rhinosinusitis. Bei trockenen Schleimhäuten, wie bei der Rhinitis atrophicans, R. sicca oder R. medicamentosa, sowie Verkrustungen infolge eines chirurgischen Eingriff hingegen können sie eingesetzt werden.
Wird nach sorgfältiger Nutzen-Risikobewertung eine Therapie angeordnet, ist diese so kurz wie möglich und in der niedrigsten wirksamen Dosis durchzuführen. Außerdem muss der Verlauf regelmäßig kontrolliert werden. Bei der Entscheidung für oder gegen eine Therapie sollten Ärzte zudem berücksichtigen, dass bestimmte Patientengruppen grundsätzlich ein erhöhtes Risiko für Lipidpneumonien haben.
Das sind zum Beispiel:
- Neugeborene, Säuglinge und Kleinkinder – für Kinder sollten Apotheken auch derartige Rezepturen grundsätzlich nicht herstellen.
- liegende / bettlägerige Patienten (< 30° Neigung)
- Patienten mit Neigung zur Aspiration (zum Beispiel bei Schluckstörungen, Dysphagie, Aphasie, neurologischen Erkrankungen, Tracheostomie, künstlicher Beatmung)
- Patienten mit gastrointestinalen Erkrankungen (zum Beispiel fehlende Erschlaffung der glatten Muskulatur des Magens, Aussackungen der Speiseröhre, Durchtritt von Teilen des Magens im Bereich des Zwerchfells, Reflux)
Wirksamkeitsbelege fehlen
Die AMK weist aber auch darauf hin, dass es bis auf „Verkrustungen infolge eines chirurgischen Eingriffs“ für kein Anwendungsgebiet überzeugende Belege zum Nutzen von Lipid-haltigen Nasalia gibt. Das gelte auch für solche, die Lipide pflanzlichen Ursprungs enthalten. Einzelfallberichte und Fallserien zu Lipidpneumonien hingegen ließen sich zu fast allen nasal oder oral angewendeten Pflanzenölen in der Literatur finden, schreibt die AMK weiter. Auch letale Verläufe werden beschrieben, heißt es.
Weniger kritisch scheinen nach Auffassung der AMK Lipidnasensprays und -tropfen bei Erkrankungen des Nasenvorhofs zu sein. Dort gibt es kein Schleimhautepithel und das Mittel verbleibt an Ort und Stelle. Daher dürfte der Einsatz öliger Nasalia in diesem Bereich nicht zu Lipidpneumonie führen.
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