ABDA-Präsident in spe?

Wer ist Kai-Peter Siemsen?

Berlin - 08.09.2016, 18:00 Uhr

Kanditiert für das Präsidentenamt der ABDA: Kai-Peter Siemsen. (Foto: Schelbert / DAZ)

Kanditiert für das Präsidentenamt der ABDA: Kai-Peter Siemsen. (Foto: Schelbert / DAZ)


Siemsen: Präsident mit anderen Themenschwerpunkten

Weil er viel vom Mediengeschäft und der Öffentlichkeitsarbeit versteht, mischt Siemsen sich auch schon mal in die PR-Arbeit der ABDA ein. Beim diesjährigen Deutschen Apothekertag (DAT) bringt seine Kammer einen Antrag ein, in dem kritisiert wird, dass sich die ABDA zu selten auf wichtigen Veranstaltungen im Gesundheitswesen zeigt, um die Interessen der Apotheker kundzutun.

Sollte sich Siemsen gegen Schmidt durchsetzen, wäre er der zweite ABDA-Präsident in Folge, der aus einer Kammer stammt. Das ist insofern ungewöhnlich, als dass in den Legislaturperioden zuvor häufiger Verbandschefs das höchste Amt der Apothekerschaft bekleideten. Dementsprechend dürfte auch die Themensetzung weiterhin sehr pharmazeutisch bleiben. Wie Schmidt setzt natürlich auch Siemsen darauf, die pharmazeutischen Kompetenzen in der Öffentlichkeit und der Politik stärker zu betonen. Auch sein Ziel ist es, dass Apotheker neben der Packungsabgabe weitere Aufgaben bekommen, die dementsprechend entlohnt werden.

Allerdings könnte der ABDA-Präsident auch andere Themenschwerpunkte setzen. Im Interview mit DAZ.online verriet Siemsen im Februar 2016 beispielsweise, dass ihm die Nachwuchsgewinnung besonders am Herzen liege. Typisch für Siemsen ist, dass er mit dem Problem auch gleich einen Änderungsvorschlag präsentiert: Er wolle Schüler für die Pharmazie begeistern und PhiPs dichter an die Kammer holen, kündigte Siemsen für Hamburg an. „Wir möchten daher als Kammer zusätzlich zum Blockunterricht weitere Angebote für PhiPs machen. Das soll die Ausbildung in Klinischer Pharmazie erweitern und die Ausbildungsapotheken entlasten“, erklärte Siemsen.

Mit einigen anderen Kammerpräsidenten und Verbandschefs gehört Siemsen in der ABDA zu einer Riege, die die Arbeit der Standesorganisation oft auch kritisch betrachtet. In der Frage der stetig steigenden Beiträge der Mitgliedsorganisationen für die ABDA äußerte sich Siemsen zuletzt beispielsweise nachdenklich. Er könne es bei steigenden Ausgaben schon verstehen, dass Berlin mehr Geld benötige. „Allerdings neigen Gremien auch dazu, Aufträge zu verteilen, ohne genaue Kenntnisse darüber zu haben, was diese kosten“, sagte er gegenüber DAZ.online. Zur Erklärung: Die Hamburger Apotheken sind von den Beitragssteigerungen ganz besonders getroffen, weil unter ihnen einige umsatzstarke Spezialapotheken sind.

Der 54-jährige Hanseat musste natürlich auch die eine oder andere Niederlage hinnehmen. Auch um den Haushalt seiner eigenen Kammer zu sanieren, hatte Siemsen vor einigen Jahren eine Fusion mit den Kammern aus Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern angestrebt. Bei seinen Kollegen in den anderen Bundesländern war Siemsen damit allerdings auf Granit gestoßen. Seine Restrukturierung des Kammerbeitrages (nach Arbeitszeiten) wollte Siemsen zudem auf alle Kammern übertragen – das zumindest hatte er in der ABDA vorgeschlagen. Aber auch damit scheiterte er. 

In den vergangenen Monaten soll sich der Hamburger außerdem vermehrt für eine offenere Kommunikation zwischen der ABDA und ihren Mitgliedsorganisationen eingesetzt haben. Auch im Sinne einer gesteigerten Transparenz soll Siemsen vorgeschlagen haben, dass die ABDA sich mit den Kammern und Verbänden regelmäßig auf einer Klausurtagung treffe, um Konflikte zu lösen und gemeinsame Ziele zu gestalten. Aber auch mit diesem Vorschlag fand Siemsen im ABDA-Gesamtvorstand keine Mehrheit. Sollte er am 7. Dezember zum ABDA-Präsidenten gewählt werden, dürfte sich das ändern.    



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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