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Nordisch-hanseatische Gelassenheit kombiniert mit inhaltlicher Entschlossenheit und der nötigen Liebe fürs Fach: So könnte eine Kurzbeschreibung von Kai-Peter Siemsen lauten, der jetzt neuer ABDA-Präsident werden will. Als Hamburger Kammerpräsident ist er dafür bekannt, für seine Überzeugungen einzutreten – auch wenn sie im Establishment nicht jedem gefallen.
Siemsen wurde 1962 im südafrikanischen Kapstadt geboren. Unabhängig voneinander waren seine Eltern nach dem Zweiten Weltkrieg aus beruflichen Gründen nach Südafrika ausgewandert und lernten sich in Kapstadt kennen. Als Kai-Peter Siemsen zwei Jahre alt war, trat die Familie allerdings die Rückeise an. Neue Heimat der Familie Siemsen wurde Hamburg.
Sein Abitur legte er dann auch in der Hansestadt ab. Zwischen 1984 und 1988 studierte er Pharmazie an der Uni Hamburg und erhielt 1989 die Approbation als Apotheker. Anschließend reiste er drei Jahre lang als Vertretungsapotheker durchs Land. Zunächst war er angestellter Apotheker in Hamburg, später übernahm er Dienste im gesamten Bundesgebiet.
Doch einen echten Hanseaten zieht es zurück in seine Heimat. Noch bevor Siemsen seine Tätigkeit als Apotheker vorantrieb, machte er den ersten Schritt auf der berufspolitischen Karriereleiter. 1992 wurde Siemsen nämlich schon in den Vorstand der Hamburger Apothekerkammer gewählt. Dort vertrat er zunächst die angestellten Approbierten. Anfang 1993 pachtete er die Neue Eilbeker Apotheke in der Hamburger Innenstadt, unweit der Außenalster. Bei dieser Apotheke blieb Siemsen dann auch: Im Jahr 2006 übernahm er das Geschäft.
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Zwei Jahre später wurde er dann zum Vize-Präsidenten der Hamburger Apothekerkammer gewählt. Seit 2012 ist Siemsen Präsident der Kammer. Erst im Februar 2016 haben ihn seine Mitglieder erneut mit überwältigender Mehrheit zum Präsidenten gewählt.
Schon am Anfang seiner ersten Amtszeit sorgte Siemsen für Aufsehen, weil unter ihm erstmals eine komplette Umstellung des Beitragssystems in die Wege geleitet wurde. Ziel war es, den ständig im roten Bereich liegenden Haushalt der Kammer dauerhaft zu stabilisieren. Jedes Kammermitglied zahlt seitdem einen Grundbeitrag, der bei Arbeitnehmern nach der Wochenarbeitszeit gestaffelt ist. Hinzu kommt für die selbstständigen Inhaber öffentlicher Apotheken ein sogenannter Betriebsstättenbeitrag, der sich gemäß einer Staffel aus dem Nettogesamtumsatz ergibt. Rentner, Pharmazeuten im Praktikum und Mitglieder ohne Beschäftigung zahlen keine Beiträge. 2014 folgte dann die nächste Beitragsänderung: Weil im Kammerhaushalt immer noch Geld fehlte, beschloss die Mitgliedversammlung die Einführung einer Sonderzahlung für besonders umsatzstarke Apotheken.
Siemsen hat sich bei seiner Kammertätigkeit in den vergangenen Jahrzehnten auf die Öffentlichkeitsarbeit spezialisiert. Länger als 20 Jahre gehörte er dem Ausschuss für PR-Angelegenheiten der Hamburger Kammer an. Seit 2012 sitzt er nun im PR-Ausschuss der ABDA. Ähnlich wie ABDA-Präsident Friedemann Schmidt kennt sich Siemsen also mit den Medien aus. Schmidt hatte seine Karriere als Fernsehmoderator allerdings eine Zeit lang parallel zur Apothekenwelt betrieben. Siemsen nutzt die Medien ausschließlich als Sprachrohr für die Interessen der Apotheker.
Siemsen: Präsident mit anderen Themenschwerpunkten
Weil er viel vom Mediengeschäft und der Öffentlichkeitsarbeit versteht, mischt Siemsen sich auch schon mal in die PR-Arbeit der ABDA ein. Beim diesjährigen Deutschen Apothekertag (DAT) bringt seine Kammer einen Antrag ein, in dem kritisiert wird, dass sich die ABDA zu selten auf wichtigen Veranstaltungen im Gesundheitswesen zeigt, um die Interessen der Apotheker kundzutun.
Sollte sich Siemsen gegen Schmidt durchsetzen, wäre er der zweite ABDA-Präsident in Folge, der aus einer Kammer stammt. Das ist insofern ungewöhnlich, als dass in den Legislaturperioden zuvor häufiger Verbandschefs das höchste Amt der Apothekerschaft bekleideten. Dementsprechend dürfte auch die Themensetzung weiterhin sehr pharmazeutisch bleiben. Wie Schmidt setzt natürlich auch Siemsen darauf, die pharmazeutischen Kompetenzen in der Öffentlichkeit und der Politik stärker zu betonen. Auch sein Ziel ist es, dass Apotheker neben der Packungsabgabe weitere Aufgaben bekommen, die dementsprechend entlohnt werden.
Allerdings könnte der ABDA-Präsident auch andere Themenschwerpunkte setzen. Im Interview mit DAZ.online verriet Siemsen im Februar 2016 beispielsweise, dass ihm die Nachwuchsgewinnung besonders am Herzen liege. Typisch für Siemsen ist, dass er mit dem Problem auch gleich einen Änderungsvorschlag präsentiert: Er wolle Schüler für die Pharmazie begeistern und PhiPs dichter an die Kammer holen, kündigte Siemsen für Hamburg an. „Wir möchten daher als Kammer zusätzlich zum Blockunterricht weitere Angebote für PhiPs machen. Das soll die Ausbildung in Klinischer Pharmazie erweitern und die Ausbildungsapotheken entlasten“, erklärte Siemsen.
Mit einigen anderen Kammerpräsidenten und Verbandschefs gehört Siemsen in der ABDA zu einer Riege, die die Arbeit der Standesorganisation oft auch kritisch betrachtet. In der Frage der stetig steigenden Beiträge der Mitgliedsorganisationen für die ABDA äußerte sich Siemsen zuletzt beispielsweise nachdenklich. Er könne es bei steigenden Ausgaben schon verstehen, dass Berlin mehr Geld benötige. „Allerdings neigen Gremien auch dazu, Aufträge zu verteilen, ohne genaue Kenntnisse darüber zu haben, was diese kosten“, sagte er gegenüber DAZ.online. Zur Erklärung: Die Hamburger Apotheken sind von den Beitragssteigerungen ganz besonders getroffen, weil unter ihnen einige umsatzstarke Spezialapotheken sind.
Der 54-jährige Hanseat musste natürlich auch die eine oder andere Niederlage hinnehmen. Auch um den Haushalt seiner eigenen Kammer zu sanieren, hatte Siemsen vor einigen Jahren eine Fusion mit den Kammern aus Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern angestrebt. Bei seinen Kollegen in den anderen Bundesländern war Siemsen damit allerdings auf Granit gestoßen. Seine Restrukturierung des Kammerbeitrages (nach Arbeitszeiten) wollte Siemsen zudem auf alle Kammern übertragen – das zumindest hatte er in der ABDA vorgeschlagen. Aber auch damit scheiterte er.
In den vergangenen Monaten soll sich der Hamburger außerdem vermehrt für eine offenere Kommunikation zwischen der ABDA und ihren Mitgliedsorganisationen eingesetzt haben. Auch im Sinne einer gesteigerten Transparenz soll Siemsen vorgeschlagen haben, dass die ABDA sich mit den Kammern und Verbänden regelmäßig auf einer Klausurtagung treffe, um Konflikte zu lösen und gemeinsame Ziele zu gestalten. Aber auch mit diesem Vorschlag fand Siemsen im ABDA-Gesamtvorstand keine Mehrheit. Sollte er am 7. Dezember zum ABDA-Präsidenten gewählt werden, dürfte sich das ändern.
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