Dr. med.

Medizinstudenten fordern Wandel der Promotionen

Stuttgart - 21.09.2016, 11:00 Uhr

Das System medizinischer Doktorarbeiten muss reformiert werden, fordern Studentenvertreter. (Foto: Fotolia / science photo)

Das System medizinischer Doktorarbeiten muss reformiert werden, fordern Studentenvertreter. (Foto: Fotolia / science photo)


DAZ.online: Würde es nicht viele Studenten davon abhalten, zu promovieren?

Heilani: An Fakultäten gibt es eine Angst, dass kein Nachwuchs mehr gewonnen werden könne. Wir können das nicht nachvollziehen. Die aktuelle Promotionslandschaft schreckt viele Studierenden von einer späteren Forschertätigkeit ab. Wir wollen das Interesse an Forschung durch die Beschäftigung mit wissenschaftlichen Themen während des Studiums fördern. Nur so lernen sie, eine neue Studie zu beurteilen – oder das neueste Angebot der Pharmaindustrie. Das sind grundlegende Kompetenzen.

DAZ.online: Wie sehen denn die Fakultäten und Universitäten Ihre Pläne?

Heilani: Die bvmd ist in einer Arbeitsgruppe der Hochschulrektorenkonferenz und des Medizinischen Fakultätentages zu dem Thema vertreten. Ich halte es für sehr unwahrscheinlich, dass das Berufsdoktorat umgesetzt wird – beide Gremien lehnen es ab. Klar ist, dass die medizinische Promotion aufgewertet werden soll, um international anerkannt zu werden. Der größte Streitpunkt ist eine grundsätzliche Frage: Sollen Medizinstudenten studienbegleitend promovieren – oder nicht? Bei der Hochschulrektorenkonferenz gib es wenig Verständnis dafür, dass für Mediziner extra Plätzchen gebacken werden.

DAZ.online: Was ist Ihre Meinung?

Heilani: Ein ständiges Argument ist, dass wir aufgrund des besonders langen Studiums andere Anforderungen haben. Es ist aber auch nur ein Jahr länger als ein typischer Bachelor plus Master. Die bvmd ist wie die Hochschulrektorenkonferenz der Meinung, dass die medizinische Promotion international nur dann Anerkennung findet, wenn man sich auf lange Sicht vom Konzept der studienbegleitenden Promotion verabschiedet. Das ist das Ziel, das wir auch im neuen Papier verfolgen.

DAZ.online: Aktuell promovieren rund 60 Prozent der Medizinstudenten. Wie viele werden es zukünftig sein?

Heilani: Bei einer flächendeckenden Einführung von strukturierten Promotionsprogrammen werden es wohl deutlich weniger sein. Die Hochschulrektorenkonferenz hat eine Zahl von 20 Prozent in den Raum geworfen – es kann durchaus sein, dass sie noch weiter sinkt. Vielleicht auch auf 10 Prozent.

Mit unserer Position haben wir versucht, einen Balanceakt zu schaffen zwischen dem, was realistische Verbesserungen sind, und dem, wie es bisher funktioniert. Das ist nicht immer ganz einfach, aber ich glaube, dass wir es ganz gut geschafft haben. Wenn es umgesetzt werden sollte, wäre das ein großer Erfolg.



Hinnerk Feldwisch-Drentrup, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


1 Kommentar

Nur um das klar zu stellen...

von Tanja Theiss am 12.04.2018 um 11:44 Uhr

Wenn alles kommerzialisiert ist und die Idee des Dienstes aus der Gleichung entfernt wird, spricht nur Geld. Es kommt dann auf das Management an (von der Regierung bis zu den Institutionen selbst), um sicherzustellen, dass das System für alle Beteiligten effizient und effektiv funktioniert. Man sympathisiert mit den Lehrern und mit den Schülern, aber diese Art von Konfrontation ist unvermeidlich, wenn die Hauptfaktoren darin bestehen, den Profit zu maximieren, Gemeinkosten zu minimieren und alles und jedes für Geld auszubeuten https://deutschschreiben.de/. Wer ist verantwortlich für diese Situation: Regierung für die Einrichtung eines korrupten und korrumpierenden Systems.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.