Taunus Capital beteiligt deutsche Anleger

Mehr Kapital für Zur Rose

21.09.2016, 09:02 Uhr


Zur Rose stockt ihr Kapital auf. Während die Versandapotheke eine Börsennotierung weiterhin in Betracht zieht, hält der deutsche Finanzdienstleister Taunus Capital Management deren Gang an die Börse für Spekulation. Drei Fragen an CEO Walter Oberhänsli.

Die Versandapotheke Zur Rose stockt ihr Kapital auf. Die Ausgabe von neuen Aktien zum Nennwert von 5,75 Franken soll das Aktienkapitel bis Mai 2017 um 5 Mio. Franken erhöhen. Die Aktien sind nur außerbörslich über die Berner und Zürcher Kantonalbank sowie die Lienhardt & Partner Privatbank Zürich zu handeln. Parallel dazu hatte der deutsche Finanzdienstleister Taunus Capital Management Aktien der Zur Rose Group für 21,75 Euro je Aktie befristet öffentlich zum Kauf ausgeschrieben.

Zur Rose hat sich allerdings von Geschäftsbeziehungen zu Taunus Capital Management distanziert und riet Anlegern, die Papiere zum Kurswert zu erwerben. Die Aktie bewegt sich nach einem kontinuierlichen Anstieg im vergangenen Monat zwischen 32 und 36 Euro.

Mit dem öffentlichen Kaufangebot bezweckte der deutsche Finanzdienstleister, maximal 15.000 Aktien an deutsche Anleger zu vergeben. „Deutsche Anleger können in der Regel am außerbörslichen Handel in der Schweiz nur mit sehr hohen Gebühren oder gar nicht teilnehmen. Daher richtet sich das Kaufangebot vorrangig an Anleger, für die der angebotene Kaufpreis attraktiv sein kann“, begründete Unternehmensvorstand Jörg Lüdemann das tiefere Angebot. Wer die Aktien bei Taunus erwarb, zahlte keine Gebühren. Es gebe Interessierte für das Angebot, erklärte Jörg Lüdemann während der mittlerweile abgeschlossenen Verkaufsfrist.

Der deutsche Finanzdienstleister hält zudem den Kurswert der Zur-Rose-Aktien nur bedingt für aussagekräftig. „Zur Bewertung der Aktie sollte der Kurs in einem privatwirtschaftlich organisierten Handel mit zum Teil geringen Umsätzen nicht ernsthaft herangezogen werden. Wir halten die Aktien für werthaltig und unser Angebot für fair“, erklärt Lüdemann seine Einschätzung. Der deutsche Markt, vornehmlich geprägt durch die Zur-Rose-Tochter Doc Morris, hat einen Anteil von 43 Prozent am Gesamtumsatz von 761 Mio. Euro und von 26 Prozent am Gewinn vor Steuern und Abschreibungen (EBIT). Der Poststreik im Sommer 2015 wirkte sich laut Geschäftsbericht neben Zuschlägen auf verschreibungspflichtige Medikamente negativ auf das Ergebnis aus, während Zur Rose in der Schweiz den Umsatz um 8 Prozent steigerte.

Durch den Einstieg des Schweizer-Investment-Unternehmens Corisol hat sich die Zur Rose Group weiteres außerbörsliches Kapital beschafft. Corisol hält nun 13 Prozent des Aktienkapitals von insgesamt 17 Mio. Euro. Eine weitere Erhöhung ist geplant. Damit soll das Gewicht des Aktionariats weiterhin bei den Ärzten bleiben. Die Notierung an der Börse, seit mehreren Jahren von CEO Walter Oberhänsli nicht ausgeschlossen, „wird jedoch weiterhin in Betracht gezogen“, erklärte Sprecherin Lisa Lüthi in einer Medienmitteilung zu Jahresbeginn im Zusammenhang mit der außerbörslichen Kapitalerhöhung.

Das sieht Jörg Lüdemann auf der deutschen Seite mit einem kritischen Auge: „Die Aussichten auf eine etwaige zukünftige Notierung der Aktien an der Börse halten wir für spekulativ.“

Drei Fragen an... Zur Rose CEO Walter Oberhänsli

DAZ.online: Corisol ist Minderheitsaktionärin bei der Zur Rose Group, eine Publikumsöffnung im Zusammenhang mit einer Börsennotierung wird zu einem späteren Zeitpunkt in Betracht gezogen. Ist die zusätzliche Kapitalisierung ein Schritt hin zu einem Gang an die Börse? Das würde Zur Rose ermöglichen, die Aktionariatsstruktur entsprechend dem Kerngeschäft in der Schweiz zu erhalten.

Walter Oberhänsli: Einen Börsengang ziehen wir nach wie vor in Betracht. Zum heutigen Zeitpunkt ist Zur Rose mit rund CHF 140 Mio. Marktkapitalisierung jedoch noch etwas zu „leicht“ für einen liquiden Börsenhandel. Als Zwischenschritt werden wir das geplante Wachstum über die Kapitalerhöhung finanzieren. Sind diese Wachstumspläne einmal umgesetzt, dürfte Zur Rose eine ganz andere Bewertung erreicht haben.

DAZ.online: Welche Pläne verfolgt Zur Rose mit dm, Rewe und Rossmann? Das Deutschlandgeschäft insbesondere mit Doc Morris reicht nahezu an die Umsätze in der Schweiz heran. Das könnte bei einem Börsengang bedeuten, dass deutsche Anleger ein entsprechendes Gewicht an Aktienbeteiligung erwarten.

Oberhänsli: Deutschland hat für die Zur Rose-Gruppe eine strategisch wichtige Bedeutung, allein schon aufgrund des viel größeren Marktvolumens im Vergleich zur Schweiz. Entsprechend werden wir das Deutschland-Geschäft inklusive der Kooperationen weiter ausbauen.

DAZ.online: Welches Urteil erwartet Zur Rose vom europäischen Gerichtshof (EuGH) zur Frage der Rabatte auf rezeptpflichtige Medikamente? Nach bisheriger Argumentation ist davon auszugehen, dass die Rabatte gewährt werden dürfen.

Oberhänsli: Die Aussagen und die Begründungen von Generalanwalt Szpunar stimmen uns optimistisch. Nun muss sich zeigen, ob der Europäische Gerichtshof in seinem Urteil den Empfehlungen des Generalanwalts folgen wird.

Text und Interview: Madeleine Staeheli Toualbia



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