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Grünen-Politikerin Kordula Schulz-Asche
Heilpraktiker sollten stärker in die Verantwortung genommen werden
Qualitätssicherung und Dokumentation sind unbedingt nötig
DAZ.online: Was halten Sie von der Forderung des Patientenschützers Eugen Brysch, der sagte, dass Heilpraktiker – wie auch jede Pommesbude – regelmäßig kontrolliert werden sollten?
Schulz-Asche: Es muss tatsächlich sehr viel häufiger als bisher Qualitätskontrollen der lokalen Gesundheitsbehörden geben. Die Frage ist, wie wir diejenigen in den Griff kriegen, die verzweifelte und unsichere Patienten mit seltsamen Praktiken behandeln. Dazu gehört eine gute Aufklärung, beispielsweise eine Internetseite mit unabhängigen Informationen für Patienten, die zum Beispiel die Stiftung Patientenschutz oder ähnliche Organisationen aufsetzen könnten.
Ich glaube, dass es wichtig ist, Heilpraktiker nicht zu verteufeln – sondern zu schauen, wie man den Patientenschutz verbessern kann. Für die Patienten brauchen wir eine Möglichkeit, sich zu informieren, wenn sie die Empfehlung bekommen, sie sollten beispielsweise eine Chemotherapie absetzen.
DAZ.online: Ist es ihrer Meinung nach angemessen, dass Heilpraktiker Arzneimittel selber herstellen dürfen?
Schulz-Asche: Dann
sollte zumindest klar dokumentiert werden, welcher Patient was, warum, wann und
von wem bekommen hat. Wie sollen denn sonst die Schäden auf die Behandlung
zurückgeführt werden können, wenn wir nicht einmal wissen, was ein
Heilpraktiker gemacht hat? Eine vernünftige Dokumentation und
Qualitätssicherung sind deshalb unbedingt zu fordern. Wenn man es schafft, den
Beruf stärker in die Verantwortung zu nehmen und den Verbraucherschutz zu
stärken, hat man, glaube ich, viel erreicht.
DAZ.online: Wie ist es bei der Homöopathie, bei der Naturwissenschaftler keine spezifische Wirkung sehen?
Schulz-Asche: Ich
weiß auch nicht, wie die Homöopathie wirkt, bei mir wirkt sie auch nicht immer.
Bei bestimmten Erkrankungen hilft das Gespräch mit dem Therapeuten mehr als das
Medikament – vielleicht ist es bei der Homöopathie auch nur der Placebo-Effekt.
Ich kenne viele Leute, die gute Erfahrungen damit machen. Oft ist die Zuwendung
entscheidend, und dass man etwas tut.
DAZ.online: Gibt es aber nicht die Gefahr, dass Patienten, die an die Homöopathie oder andere alternativmedizinische Verfahren glauben, wirksame Therapien unterlassen?
Schulz-Asche: Ich
finde, dass es auch eine Aufgabe von Homöopathen ist, auf die Nebenwirkungen
ihrer Therapie hinzuweisen – und dass ihre Therapie nicht ausreichend ist. Es
gibt sicher leichte Erkrankungen, die mit Homöopathie aus Erfahrungswissen
behandelt werden können. Bei schwereren müssen die Patienten entsprechend
aufgeklärt werden.
DAZ.online: Oft ist die Alternativmedizin ja auch mit Impfskepsis verbunden.
Schulz-Asche: Das ist nicht nur ein individuelles Problem, sondern auch eine gesellschaftliche Frage. Alle Impfungen, die in Deutschland empfohlen werden, sind auch notwendig, um die Ausbreitung von bestimmten Erkrankungen zu verhindern oder auch sie ganz auszurotten. Wenn Menschen der Meinung sind, dass sie andere Mittel haben oder dass Impfungen das Leben ihres Kindes beeinträchtigen, halte ich das für hochproblematisch. Es ist klar, dass zum Beispiel Masern zu erheblichen Nebenwirkungen führen können – das ist meiner Meinung nach ein Grund, warum eine hohe Durchimpfungsrate der Bevölkerung wichtig ist. Es gibt zwar immer Kinder, bei denen das nicht geht – aber gerade für die ist es wichtig, dass die Gesamtbevölkerung möglichst gut immunisiert ist. Wir haben es fast geschafft, Polio weltweit auszurotten – bis auf Gegenden, in denen ultrareligiöse Gruppen aktiv sind.
4 Kommentare
Richtigstellung
von Kathrin Hoffmann-Hunte am 23.09.2016 um 11:27 Uhr
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Wie bitte?
von Thomas Westerhoff am 22.09.2016 um 14:39 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort
AW: Heilpraktiker
von Fetija Jasari am 23.09.2016 um 14:01 Uhr
Zumutung
von Dr. Hans-Werner Bertelsen am 22.09.2016 um 12:23 Uhr
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