Valeant

Preispoker mit Medikamenten

Montreal - 13.10.2016, 16:00 Uhr

Als „Pink Viagra“ wird die Lustpille für die Frau umgangssprachlich auch bezeichnet. (Foto: marko82bg / Fotolia)

Als „Pink Viagra“ wird die Lustpille für die Frau umgangssprachlich auch bezeichnet. (Foto: marko82bg / Fotolia)


Valeant: Preissteigerung um 2.700 Prozent

Sogar Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton ging in ihrem Wahlkampf mehrfach auf Valeant ein. Sie kritisierte ähnliche Strategien bei dem alten Migränetherapeutikum Dihydroergotamin. Auch hier ging der kanadische Konzern mit einer ähnlichen Strategie vor. Er kaufte alle Rechte am Nischenpräparat und drehte bald darauf an der Preisspirale.

Kosteten zehn Dosen in den Achtzigerjahren noch 180 US-Dollar, forderte Valeant 3.090 US-Dollar und später 14.120 US-Dollar. Patienten, die nicht auf Präparate der ersten Wahl gemäß Leitlinie ansprechen, müssen tief in die Tasche greifen. Clinton kündigte jedenfalls an, im Falle ihrer Wahl dem Thema nachzugehen. „Wir werden die Preispolitik stoppen“, erklärte die Kandidatin im US-Fernsehen.

An Addyi die Finger verbrannt?

Warum Valeant mit einer derart aggressiven Preispolitik arbeitet, ist ein offenes Geheimnis. Der Konzern übernahm Sprout Pharmaceuticals im August 2015 für rund eine Milliarde US-Dollar. Ziel war, die umstrittene „Lustpille“ Addyi (Flibanserin) an die Frau zu bringen. Anders als erwartet blieben betriebswirtschaftliche Erfolge aus. Bloomberg spricht vom „Sprout-Problem“ des kanadischen Konzerns.

Das hat vor allem wissenschaftliche Hintergründe: Loes Jaspers aus Rotterdam veröffentlichte im April Ergebnisse einer Studie mit 5.914 Probandinnen. Die vermeintliche Lustpille führte lediglich zu einer zusätzlichen befriedigenden sexuellen Erfahrung innerhalb von zwei Monaten, schreibt Jaspers. Gleichzeitig litten viele Patientinnen an Schwindel, Übelkeit, Erschöpfung und Schläfrigkeit.

Zu ähnlichen Einschätzungen kommt das National Women’s Health Network: „Klinische Studien zeigen mittlerweile, dass neun von zehn Frauen keine Verbesserung ihres sexuellen Verlangens spüren“, heißt es in einem Report zum ersten Jahrestag von Flibanserin. Valeant hat am US-Markt mittlerweile schlechte Karten. 



Michael van den Heuvel, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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