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Interview mit Roy Kühne (CDU)
„Wir können auf die Kompetenzen der Apotheker nicht verzichten“
Die Apotheker selbst müssen jetzt konkrete Vorschläge machen
DAZ.online: Die Apotheker nennen den Medikationsplan ja „Medikationsliste“, weil ein wirkliches Medikationsmanagement nicht angebunden ist. Sehen Sie das ähnlich?
Kühne: Das stimmt schon. Eine solche Medikationsliste ist im Grunde genommen nichts Neues. Bei 163 Millionen Euro erwarte ich nun aber von den Ärzten, dass sie die Patienten auch gut beraten und nicht nur die Liste erstellen. Zu so einer guten Arzneimittelberatung gehören für mich Aufklärungen über Neben- und Wechselwirkungen oder regelmäßige Besprechungen zum Status quo der Arzneimitteltherapie.
DAZ.online: Nach den Verhandlungen zwischen Kassen und Ärzten wurde ja auch der Patientenkreis noch weiter eingeschränkt.
Kühne: Wenn man ein Medikationsmanagement plant, dann von Anfang an richtig. Es kann nicht sein, dass eine Patientin, die ein Herzmedikament dauerhaft einnimmt und über zwei Wochen lang ein Antibiotikum erhält, kein Recht auf einen Medikationsplan hat. Die 28-Tage-Regel war ein reines Geldsparmittel.
DAZ.online: Ihr Parteikollege Hermann Gröhe hat den Apothekern versprochen, sie 2018 am elektronischen Medikationsplan zu beteiligen. Ist Ihnen das zu spät?
Kühne: Ich wünsche mir in den kommenden Monaten, dass die Vertreter der Apothekerschaft auch mal aktiv auf uns zukommen und nicht mehr nur reaktiv versuchen, Gesetzentwürfe im Nachhinein zu beeinflussen. Es ist nicht meine Aufgabe, die Interessen der Apothekerschaft im Deutschen Bundestag zu vertreten. Die Apotheker selbst müssen uns jetzt konkrete Vorschläge machen, wie sie sich möglichst schnell und zum Wohle der Patienten am Medikationsplan beteiligen können. Ich wünsche mir aber auch, dass beispielsweise Therapeuten an die Informationen des Medikationsplanes kommen. Für Therapeuten, die beispielsweise neurologisch erkrankte Kinder behandeln, ist es sehr wichtig zu wissen, welche Medikamente ihre Patienten einnehmen.
DAZ.online: Sie sagten eingangs, dass auch die Politik mehr Mut zeigen müsse. Meinen Sie damit, dass sich die Politik gegen den Druck der Ärzte durchsetzen sollte und Apothekern mehr Kompetenzen zusprechen sollte?
Kühne: Wir können und möchten auf die Kompetenzen der Apotheker nicht verzichten. Gleichzeitig müssen die Ärzte entlastet werden, um sich auch wieder besser und intensiver um ihre Patienten kümmern zu können. Legt man das Medikationsmanagement in die Hände der Apotheker, könnte man beides vereinen. In der Politik müssen wir daher auch mal den Mut haben, Leistungen an Apotheker zu delegieren, vielleicht zunächst in Modellprojekten, dann aber auch in der Regelversorgung.
1 Kommentar
Aktiv und nicht bloß reaktiv!
von Armin Spychalski am 16.10.2016 um 9:16 Uhr
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