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Kai-Peter Siemsen
Die ABDA braucht Raum für Streitdiskussionen
Die Kammerpräsidenten von Hamburg und Brandenburg, Kai-Peter Siemsen und Jens Dobbert, eint die Meinung, dass es zwischen ABDA-Spitze und Basis häufig hakt. Sie stellen die ABDA als solche zwar nicht in Frage – doch sie wollen gehört werden. Zu diesem Zweck haben beide unlängst deutliche Zeichen gesetzt. Nach dem EuGH-Urteil ist ihnen allerdings auch klar: Jetzt gilt es, Geschlossenheit im Apothekerstand zu demonstrieren.
Bis vor kurzem wollte der Hamburger Kammerpräsident und Vorsitzende des ABDA-Haushaltsausschusses Kai-Peter Siemsen bei den im Dezember anstehenden Wahlen der ABDA-Spitze gegen Friedemann Schmidt antreten. Einige Landesorganisationen hatten ihn daraufhin eingeladen – so auch die zuletzt rebellisch aufgetretene Landesapothekerkammer Brandenburg. Mittlerweile hat Siemsen seine Kandidatur zwar zurückgezogen. Der Einladung der Brandenburger Kollegen für den 9. November folgte er dennoch. In einem Gastvortrag sprach er über „Transparenz, demokratische Mitgestaltung und Entscheidungsfindung in der ABDA“.
Siemsen zeigte auf, dass die ABDA in ihrem Aufbau prinzipiell demokratische Strukturen hat. Er ist überzeugt: Würden sie gelebt, wie es an sich möglich wäre, wäre alles sehr transparent. Aber im echten Leben gibt es eben doch Probleme. Denn Demokratie ist anstrengend – vor allem in so einem großen Verband wie der ABDA. Hier vergeht viel Zeit, bis etwas von der Basis an die Spitze gelangt ist. Einen direkten Kontakt gibt es nicht, alles läuft über die Mitgliedsorganisationen. Der Raum für echte Streitdiskussionen in der ABDA über die berufspolitische Ausrichtung ist eng. Zwar würde auch Kritik zur Kenntnis genommen – „So deutlich hat das noch keiner gesagt, Herr Siemsen!“ – aber am Ende doch „weggelächelt“. Wirkung zeigten solche Worte jedenfalls nicht. Oft werde ein Sachstreit auch als persönlicher Angriff gewertet. Das kann Siemsen gar nicht verstehen. Wer ein höheres Amt bekleide, muss seiner Ansicht nach auch etwas aushalten können.
Zweifelhafte Loyalität
Er selbst hat sich kürzlich mit seiner Gegenkandidatur zu Schmidt auch weiter vorgewagt „Weil wir uns in Hamburg nicht getraut haben, die Beiträge zu kürzen“, wie er der Brandenburger Kammerversammlung launig erklärte. Dieser Schritt habe ihn viel gelehrt über die Streitkultur in der ABDA. Schnell war vom „Königsmörder“ die Rede. Dabei habe er sich die Kandidatur sehr lange überlegt. Den ABDA-Präsidenten und seinen Vize Mathias Arnold habe er informiert, ehe er damit in die Öffentlichkeit ging. Sie fanden die Idee gut – jedenfalls ihren Worten nach, so Siemsen. Es gab Kammerpräsidenten, bei denen die Kandidatur auf ehrlichen Zuspruch stieß. Es gab solche, die ihm gegenüber konstruktive Kritik äußerten. Und es gab jene, die ihm zu dem Schritt gratulierten – und ihn dann hinter vorgehaltener Hand kritisierten. Letzteres ist für Siemsen nicht akzeptabel.
Dann kam allerdings das EuGH-Urteil zur Rx-Preisbindung. Das war für Siemsen der Zeitpunkt, seine Kandidatur aufzugeben. Die ABDA müsse sich nun geschlossen zeigen und ihre Ressourcen, die ein „Wahlkampf“ im Berufsstand binde, sollten besser an anderer Stelle eingesetzt werden. Ausdrücklich unterstützt Siemsen die ABDA-Kampagne, die sie nach dem 19. Oktober gestartet hat. Selbstverständlich könne man auch hier sagen, dieses oder jenes hätte besser gemacht werden können. Doch hier musst schnell gehandelt werden – und das hat die ABDA geschafft.
Das sieht auch Jens Dobbert nicht anders. Er und sein Vorstand hatten mittlerweile Gelegenheit, die Kritikpunkte der Brandenburger Apotheker an der ABDA mit Schmidt zu besprechen. Jetzt hat sich die Kammer Brandenburg entschieden, ihren Protest zu beenden: Sie zahlt jetzt wieder volle ABDA-Mitgliedsbeiträge.
1 Kommentar
Uns fehlt einfach der Mut
von Dr. Gustav Miller am 13.11.2016 um 5:17 Uhr
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