Belgien

HIV-Selbsttests aus der Apotheke

Stuttgart - 02.12.2016, 07:00 Uhr

Nicht nur im Labor nachweisbar: In Frankreich und Belgien gibt es rezeptfreie Selbsttests auf HIV. (Foto: gamjai / Fotolia)

Nicht nur im Labor nachweisbar: In Frankreich und Belgien gibt es rezeptfreie Selbsttests auf HIV. (Foto: gamjai / Fotolia)


Wie in Frankreich und in England gibt es nun auch in Belgien HIV-Selbsttests rezeptfrei aus der Apotheke. Die Selbsttestung ist in Fachkreisen umstritten, denn es kommt darauf an, dass diese in allen Schritten korrekt durchgeführt wird.

Der Selbsttest „autotest VIH®, den Kunden in belgischen Apotheken jetzt rezeptfrei kaufen können, ist in Frankreich bereits seit 2015 ohne Rezept verfügbar. Die französischen Haute Autorité de Santé (HAS) hatte hierzu bei der Einführung extra ein spezielles Frage-und Antwort-Dokument aufgelegt, um den richtigen Gebrauch sicher zu stellen. Darin weist die HAS unter anderem darauf hin, dass der Selbsttest allenfalls ein Zusatzdiagnostikum sei und einen regulären Test keinesfalls ersetzen könne. Jedes positive Ergebnis müsse mit einem Bluttest im Labor verifiziert werden. Außerdem liefere der Test nur dann ein verlässliches Ergebnis, wenn die etwaige Übertragung einer Infektion länger als drei Monate zurück liegt. Auf der Webseite der HAS gibt es zudem ausführliche Information für die Apotheken und andere Angehörige der Gesundheitsberufe zum Umgang mit dem Test und zur Beratung der Nutzer (in französischer Sprache). 

Infos auf Französisch oder Niederländisch

Mit einem ähnlichen Informationsangebot wartet nun auch die belgische Apotheken-Webseite „www.pharmcie.be“ auf. Dort gibt es unter anderem einen Flyer mit den notwendigen Informationen zu dem Blut-Test (dépliant d’information) sowie die praktische Anleitung, wie der Test-Kit genau zu benutzen ist (la notice d’utilisation), zum Download, alles auf Französisch oder Niederländisch.

Nicht ohne fachliche Beratung

In Deutschland dürfen HIV-Tests laut Medizinprodukte-Abgabeverordnung nicht an Privatpersonen abgegeben werden. Die Hauptgründe für das Verbot: Mittel zur Krankheitserkennung gehörten in die Hände Fachleuten, und bei der Anwendung von HIV-Schnelltests durch Laien passierten oft Anwendungsfehler, wodurch die Ergebnisse nicht aussagekräftig seien. Außerdem sollte auch beim HIV-Test eine ärztliche Beratung sichergestellt sein.

Vorsicht bei Tests aus dem Internet

Über das Internet dürfen die Tests jedoch aus dem Ausland bezogen werden. Die Deutsche AIDS-Hilfe beantwortet auf ihrer Webseite einen umfangreichen Fragenkatalog zum HIV-Heimtest, unter anderem auch die Frage, ob die im Internet angebotenen HIV-Heimtests zuverlässig sind. 

Insgesamt gelte, heißt es hier, dass solche Heimtests mit Blut- oder Mundflüssigkeit meist nicht so genau seien wie die Tests, die in Testprojekten, Gesundheitsämtern oder medizinischen Einrichtungen eingesetzt werden. Die Werbung spreche zwar häufig von „100 Prozent Zuverlässigkeit“ oder setze Logos von internationalen Organisationen als Gütesiegel ein, aber ob zu diesen Tests tatsächlich Daten unabhängiger Forscher vorliegen, sei oft unklar. Von Urintests rät die Deutsche AIDS-Hilfe ausdrücklich ab. Mit diesen ließen sich keine aussagekräftigen Ergebnisse erzielen, da Urin zu wenig Antikörper gegen HIV enthält.

Immer noch rund 2 Millionen Neuinfektionen pro Jahr

Erst vor wenigen Tagen hat die Aids-Organisation der Vereinten Nationen (UNAIDS) in der namibischen Hauptstadt Windhoek ihren Bericht mit dem Titel „Get on the fast track“ („Auf die Überholspur wechseln“) vorgestellt. 

Er beleuchtet die HIV-Risiken und -Präventionsmaßnahmen für verschiedene Lebensphasen. „Die Möglichkeiten zur Verhinderung und zur Behandlung von HIV waren niemals größer als heute“, betont UNAIDS-Geschäftsführer Michel Sidibé im Vorwort. Nach dem Bericht haben heute doppelt so viele Menschen mit HIV Zugang zu einer antiretroviralen Therapie wie vor fünf Jahren.

Mittlerweile erhalte etwa die Hälfte der schätzungsweise 36,7 Millionen HIV-Infizierten die notwendige antiretrovirale Medikation. Der Bericht benennt aber auch Schwachstellen der HIV-und Aids-Prävention. So komme es derzeit weltweit  immer noch zu rund 2,1 Millionen Neuinfektionen pro Jahr. 150.000 davon beträfen Kinder unter 15 Jahren.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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