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Was passiert mit der Europäischen Arzneimittelagentur EMA, wenn Großbritannien die EU verlässt? Mehrere Länder warben bereits für sich als zukünftigen Standort der Londoner Behörde. Nun sprachen sich Berliner Institutionen und Unternehmen für die deutsche Hauptstadt aus. Doch auch ein überraschendes Ende der Diskussionen ist möglich.
Nachdem im Juni die britischen Wähler in einer Volksabstimmung für den Austritt aus der Europäischen Union votierten, bewarben sich mehrere europäische Staaten als zukünftiges Sitzland der Europäischen Arzneimittelagentur EMA. Bislang befinden sich alle EU-Behörden in Mitgliedsstaaten. Als erstes haben Schweden und Italien sich positioniert, doch auch Deutschland, Österreich, Frankreich oder Dänemark haben bereits deutliches Interesse bekundet.
Nachdem sich Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) für einen Umzug in das Rheinland ausgesprochen hatte – in Bonn ist bereits bekanntlich das Bundesinstitut für Arzneimittel (BfArM) angesiedelt – meldet sich nun auch die Bundeshauptstadt zu Wort. Laut Berliner Zeitung werben die Berliner Wirtschaftsförderungsorganisation „Berlin Partner“ wie auch die dortige Industrie- und Handelskammer sowie Firmen aus dem Gesundheitssektor für ihre Stadt. Sie verweisen auf viele Forschungseinrichtungen wie das Berliner Institut für Gesundheitsforschung, welche 2013 von der Charité und dem Max-Delbrück-Zentrum gegründet wurden. Auch seien Arzneimittelhersteller wie Bayer oder Berlin Chemie in der Hauptstadt ansässig.
Heilstätte statt Hochhaus?
„Die Einbindung in die bestehenden Gesundheitsstrukturen würde sich wirklich anbieten“, erklärte Andreas Eckert, Aufsichtsratschef von „Berlin Partner“ und Vorstand der Eckert & Ziegler Strahlen- und Medizintechnik AG. Er hat sogar schon einen möglichen Standort im Visier. „Viele Behördenmitarbeiter suchen vielleicht eher die Vorstadt oder auch das Umland“, sagte er der Berliner Zeitung. Die Mitarbeiter können etwa im „schlossähnlichen“, heute aber noch „maroden“ Waldhaus unterkommen, erklärte er gegenüber der Zeitung – das Gebäude wurde im Jahr 1900 als Tuberkulose-Heilstätte gebaut und sucht seit 1992 nach einer neuen Aufgabe. Für die rund 900 Mitarbeiter könnte der Umzug vom Londoner Finanzviertel „Canary Wharf“ daher mit einer gewissen Umstellung verbunden sein.
Frankfurt, München, Saarbrücken – oder zurück auf Null?
In Deutschland gibt es jedoch neben der aktuellen sowie der ehemaligen Hauptstadt noch weitere Konkurrenz: Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) setzte sich für Frankfurt ein, während die bayerische Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) München als „prädestiniert“ ansieht. Einige SPD-Politiker haben sich hingegen für einen Umzug nach Saarbrücken stark gemacht. „Der Medizin-Standort Saarland verfügt über exzellente Forschungseinrichtungen und bietet hervorragende Entwicklungsmöglichkeiten“, sagte der Abgeordnete des Europaparlaments Jo Leinen.
Doch bis die Regierungen der EU-Mitgliedsstaaten um den besten Sitz der EMA verhandeln, dürfte noch einige Zeit ins Land streichen. Zuerst muss Großbritannien tatsächlich den Austritt aus der EU einleiten – der jedoch noch strittig ist: Demnächst wird der britische Supreme Court darüber entscheiden, ob das Parlament dem Brexit noch zustimmen muss, in dem viele EU-Befürworter vertreten sind, oder ob die Volksentscheidung die Regierung bereits ermächtigt hat, den Austrittsprozess einzuleiten.
Anschließend sind noch die Konditionen der zukünftigen Zusammenarbeit zwischen der EU und Großbritanniens nach einem vollzogenen Brexit zu klären: Vielleicht wird Großbritannien über Verträge mit Brüssel ähnlich wie die Schweiz und Norwegen versuchen, weiter am europäischen Zulassungsverfahren teilzuhaben – und mit einem guten Angebot die EU zu überreden versuchen, die EMA weiterhin an der Themse zu belassen.
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