Beratungs-Quickie

Attackenprophylaxe bei Morbus Menière 

München - 15.12.2016, 13:30 Uhr

Drehschwindel ist ein teil der typischen Symptom-Trias beim Morbus Menière. (Fotolia: LightingKreative / Fotolia)

Drehschwindel ist ein teil der typischen Symptom-Trias beim Morbus Menière. (Fotolia: LightingKreative / Fotolia)


Beratungs-Basics

Das Histamin-Analogon Betahistin wird zur Behandlung von Schwindelzuständen eingesetzt, wie sie bei der Menière-Krankheit auftreten. Der Morbus Menière ist eine Erkrankung des Innenohrs, die sich in der Trias anfallsartiger Drehschwindel mit einseitiger Hörminderung und einseitigem Tinnitus äußert. Zusätzlich können Übelkeit und Erbrechen sowie Druckgefühl oder Schmerz in dem betroffenen Ohr auftreten.

Die Krankheitszeichen entstehen durch eine Druckerhöhung im Innenohr, die durch eine vermehrte Flüssigkeitsansammlung (Hydrops) im häutigen Labyrinth verursacht wird. Meist tritt die Krankheit zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr auf. In den meisten Fällen verläuft die Erkrankung chronisch. Während die Schwindelanfälle in der Regel im Krankheitsverlauf weniger werden, schreitet der Hörverlust immer weiter fort und kann bis zur Gehörlosigkeit führen. Um das Fortschreiten zu verhindern, ist eine möglichst sofortige Behandlung bei Krankheitseintritt wichtig.

Zur Therapie des akuten Anfalls wird in der Regel das Antihistaminikum Dimenhydrinat gegen den Schwindel und die Übelkeit eingesetzt. Betahistin ist Mittel der Wahl für die Intervalltherapie zwischen den einzelnen Schwindelanfällen. Die Therapie mit Betahistin ist auf die Attackenprophylaxe und die Verminderung der Attackenfrequenz gerichtet.

Ziel der prophylaktischen Behandlung ist es, den Endolymphhydrops zu vermindern. Der Wirkmechanismus von Betahistin ist nicht vollständig geklärt. Betahistin beeinflusst unter anderem das histaminerge System und bewirkt als partieller H₁-Rezeptoragonist und H₃-Rezeptorantagonist eine Gefäßentspannung. Betahistin soll durch die Erweiterung der Blutgefäße im Innenohr dort den Druck senken und dadurch den Schwindel lindern.

Die empfohlene Tagesdosis beträgt dreimal täglich ein bis zwei Tabletten (18 bis 36 mg Betahistindimesilat). Experten setzen auch höhere Dosierungen ein (off label). Die Tabletten sind unzerkaut während oder nach den Mahlzeiten mit einem Glas Flüssigkeit einzunehmen. In der Regel handelt es sich um eine Langzeitbehandlung von mindestens drei bis zwölf Monaten.

Betahistin wird regelmäßig in der Behandlung des Morbus Menière eingesetzt, obwohl die Wirksamkeit kontrovers diskutiert wird. In der 2015 veröffentlichten BEMED-Studie (Behandlung des Morbus Menière mit Betahistin) erwies sich Placebo als genauso „wirksam“ wie die bisherige Standarddosierung von Betahistin (2 x 48 mg Betahistin-Dihydrochlorid pro Tag) und auch wie die Hochdosis-Therapie mit Betahistin (3 x 48 mg Betahistin-Dihydrochlorid pro Tag). 

Der Wirkstoff wird in der Regel gut vertragen. Als Nebenwirkungen sind Kopfschmerzen, Übelkeit und Verdauungsstörungen, Nesselausschlag und Herzklopfen möglich. Magen-Darm-Beschwerden lassen sich vermindern, wenn Betahistin zum oder nach dem Essen eingenommen wird.



Manuela Kühn, Apothekerin
redaktion@daz.online


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