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Reformpläne für das Medizinstudium
Politik uneins über Landarztquote
Im Koalitionsvertrag hat sich die Bundesregierung eine Stärkung der Allgemeinmedizin vorgenommen. Das Auswahlverfahren und das praktische Jahr sollen demnach flexibilisiert werden. Über ein weiteres, insbesondere für Land-Apotheker interessantes Ziel, wird auf gesundheitspolitischer Ebene derzeit gestritten: die Einführung einer Landarztquote.
Schon im Koalitionsvertrag hatten sich Union und SPD eine
große Reform des Medizinstudiums vorgenommen. Angesichts des demographischen
Wandels haben beide Parteien für diese Legislaturperiode einen „Masterplan Medizinstudium 2020“ angekündigt, um die „Weichen für die
Ausbildung der nächsten Medizinergeneration stellen“. In den vergangenen Monaten haben die Gesundheits- und Kultusministerien der Länder den Masterplan gemeinsam mit dem Bund ausgearbeitet. Die „Ärzte-Zeitung“ berichtet nun erstmals von dem Papier, das bislang als
vertraulich deklariert worden war.
Unter den Neuregelungen ist eine Reform der Zulassungsbedingungen: Die Abiturnote soll wichtigstes Kriterium bleiben, doch zukünftig müssen alle Hochschulen offenbar zwei weitere Merkmale mit aufnehmen, um die sozialen und kommunikativen Fähigkeiten wie auch die „Leistungsbereitschaft“ zu berücksichtigen. Der überarbeitete „Nationale Kompetenzbasierte Lernzielkatalog“ soll verbindlicher Bestandteil der Approbationsordnung und die Prüfungsinhalte entsprechend angepasst werden – mit „konsequenter Orientierung am Patienten und seinen Bedürfnissen“.
Verpflichtung zur Landversorgung
Während das Papier der Bundesregierung laut „Ärzte-Zeitung“ schon seit Juni den Landesministerien vorliegt, hängt dessen Verabschiedung offenbar an einem umstrittenen Punkt – der Einführung einer Landarztquote. Über einen Staatsvertrag solle das Länderrecht für Hochschulzulassungen diesen erlauben, zukünftig „mindestens zehn Prozent der Medizinstudienplätze vorab an Bewerber vergeben, die sich verpflichten (...), für bis zu zehn Jahre in der hausärztlichen Versorgung“ schlecht versorgter ländlicher Regionen zu arbeiten, zitiert die Zeitung den Plan.
Verbände der Medizinstudenten und Ärzte wie auch deren Kammern kritisieren diese Eingriffe seit langem, schon der ehemalige Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) hatte ähnliche Pläne. Politiker aus strukturschwachen Regionen fordern die Landarztquote, um zukünftig eine ausreichende Abdeckung mit Medizinern zu gewährleisten. Sie würde einen „wichtigen Beitrag leisten, die ärztliche Versorgung im ländlichen Raum dauerhaft zu sichern“, erklärte beispielsweise Alois Gerig (CDU), dessen Antrag für eine Landarztquote kürzlich auf dem CDU-Parteitag angenommen wurde.
Der Gesundheitspolitiker Rudolf Henke (CDU), der gleichzeitig Präsident der Ärztekammer Nordrhein sowie Vorsitzender des Marburger Bundes ist, machte sich hingegen auf dem Parteitag gegen die Einführung der Landarztquote stark. „In meinen Augen ist das keine gute Lösung für den Ärztemangel“, erklärte er – und verwies auf „ähnliche Probleme auch in anderen Disziplinen“. Er forderte mehr Studienplätze, was hingegen durch die Wissenschaftsminister blockiert würde.
Ausbau der Allgemeinmedizin ist beschlossen, Finanzierung aber noch offen
Noch im Sommer hieß es, der „Masterplan“ solle bereits im Herbst verabschiedet werden, doch ein Ende des Streits ist aktuell noch nicht abzusehen. Das Bundesgesundheitsministerium will derzeit keine Prognose wagen, bis wann eine Einigung erzielt werden könnte. „Die Gespräche laufen noch“, erklärt ein Sprecher.
Klar ist, dass es einen Ausbau der Allgemeinmedizin geben wird – offen ist jedoch, wer diesen finanzieren soll. So sind laut dem von der „Ärzte-Zeitung“ veröffentlichten Plan zukünftig an allen medizinischen Hochschule Lehrstühle für Allgemeinmedizin vorgesehen. Die Unis sollen die Allgemeinmedizin „für Nachwuchsmediziner attraktiver gestalten und schon in der Ausbildung stärker in den Fokus rücken“, heißt es. Auch soll jeder Medizinstudent im Staatsexamen in diesem Fach geprüft werden.
Fahrtkostenzuschüsse für Landeinsatz
Indem Unis zukünftig mehr Kliniken auf dem Land als Lehrkrankenhaus in die Ausbildung integrieren, sollen Studenten offenbar an den Einsatz in der Fläche gewöhnt werde. Laut Masterplan werde nach „weiteren geeigneten Mitteln gesucht“, um hiermit verbundene finanzielle Belastungen für Studierenden – etwa durch Fahrtkosten – zu kompensieren, schreibt die Zeitung.
Im Praktischen Jahr sollen Medizinstudenten zukünftig mehr Flexibilität erhalten – dieses wird von Tertialen auf Quartale umgestellt. Neben der auch bislang verpflichtenden Ausbildung in Innerer Medizin und Chirurgie soll es zukünftig zwei Wahlfächer geben, von denen laut „Ärzte-Zeitung“ eines im Bereich der ambulanten Versorgung geleistet werden muss.
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