Reformpläne für das Medizinstudium

Politik uneins über Landarztquote

Stuttgart - 19.12.2016, 14:30 Uhr

Keine Leerstände: Gemeinsam mit den Ländern hat die Bundesregierung laut Ärzte-Zeitung einen Masterplan für das Medizinstudium entwickelt. Gestritten wird noch über die Landarztquote. (Foto: dpa)

Keine Leerstände: Gemeinsam mit den Ländern hat die Bundesregierung laut Ärzte-Zeitung einen Masterplan für das Medizinstudium entwickelt. Gestritten wird noch über die Landarztquote. (Foto: dpa)


Im Koalitionsvertrag hat sich die Bundesregierung eine Stärkung der Allgemeinmedizin vorgenommen. Das Auswahlverfahren und das praktische Jahr sollen demnach flexibilisiert werden. Über ein weiteres, insbesondere für Land-Apotheker interessantes Ziel, wird auf gesundheitspolitischer Ebene derzeit gestritten: die Einführung einer Landarztquote.

Schon im Koalitionsvertrag hatten sich Union und SPD eine große Reform des Medizinstudiums vorgenommen. Angesichts des demographischen Wandels haben beide Parteien für diese Legislaturperiode einen „Masterplan Medizinstudium 2020“ angekündigt, um die „Weichen für die Ausbildung der nächsten Medizinergeneration stellen“. In den vergangenen Monaten haben die Gesundheits- und Kultusministerien der Länder den Masterplan gemeinsam mit dem Bund ausgearbeitet. Die „Ärzte-Zeitung“ berichtet nun erstmals von dem Papier, das bislang als vertraulich deklariert worden war.

Unter den Neuregelungen ist eine Reform der Zulassungsbedingungen: Die Abiturnote soll wichtigstes Kriterium bleiben, doch zukünftig müssen alle Hochschulen offenbar zwei weitere Merkmale mit aufnehmen, um die sozialen und kommunikativen Fähigkeiten wie auch die „Leistungsbereitschaft“ zu berücksichtigen. Der überarbeitete „Nationale Kompetenzbasierte Lernzielkatalog“ soll verbindlicher Bestandteil der Approbationsordnung und die Prüfungsinhalte entsprechend angepasst werden – mit „konsequenter Orientierung am Patienten und seinen Bedürfnissen“.

Verpflichtung zur Landversorgung

Während das Papier der Bundesregierung laut „Ärzte-Zeitung“ schon seit Juni den Landesministerien vorliegt, hängt dessen Verabschiedung offenbar an einem umstrittenen Punkt – der Einführung einer Landarztquote. Über einen Staatsvertrag solle das Länderrecht für Hochschulzulassungen diesen erlauben, zukünftig „mindestens zehn Prozent der Medizinstudienplätze vorab an Bewerber vergeben, die sich verpflichten (...), für bis zu zehn Jahre in der hausärztlichen Versorgung“ schlecht versorgter ländlicher Regionen zu arbeiten, zitiert die Zeitung den Plan.

Verbände der Medizinstudenten und Ärzte wie auch deren Kammern kritisieren diese Eingriffe seit langem, schon der ehemalige Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) hatte ähnliche Pläne. Politiker aus strukturschwachen Regionen fordern die Landarztquote, um zukünftig eine ausreichende Abdeckung mit Medizinern zu gewährleisten. Sie würde einen „wichtigen Beitrag leisten, die ärztliche Versorgung im ländlichen Raum dauerhaft zu sichern“, erklärte beispielsweise Alois Gerig (CDU), dessen Antrag für eine Landarztquote kürzlich auf dem CDU-Parteitag angenommen wurde.

Der Gesundheitspolitiker Rudolf Henke (CDU), der gleichzeitig Präsident der Ärztekammer Nordrhein sowie Vorsitzender des Marburger Bundes ist, machte sich hingegen auf dem Parteitag gegen die Einführung der Landarztquote stark. „In meinen Augen ist das keine gute Lösung für den Ärztemangel“, erklärte er – und verwies auf „ähnliche Probleme auch in anderen Disziplinen“. Er forderte mehr Studienplätze, was hingegen durch die Wissenschaftsminister blockiert würde.  



Hinnerk Feldwisch-Drentrup, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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