Die Finnen machen es vor

Häufige Saunabesuche schützen Männer vor Demenz

Kupio / Finnland - 10.01.2017, 14:45 Uhr

Häufiges Saunieren soll das Demenz-Risiko senken. (Foto: petejau / Fotolia)

Häufiges Saunieren soll das Demenz-Risiko senken. (Foto: petejau / Fotolia)


Häufiges Saunabaden kann das Risiko einer Demenz verringern. Dies hat eine Studie der Universität von Ostfinnland in Kuopio ergeben. In einem 20-Jahres-Follow-up hatten Männer, die vier bis sieben Mal pro Woche die Sauna besuchten, eine um zwei Drittel geringere Wahrscheinlichkeit für eine Demenz-Diagnose als diejenigen, die nur einmal in der Woche schwitzen gingen. 

Die Auswirkungen des Saunabadens auf das Risiko der Alzheimer-Krankheit und anderer Demenzformen wurden aus der Kuopio Ischaemic Heart Disease Risk Factor Study (KIHD) abgeleitet. Zwischen 1984 und 1989 hatte ein finnisches Forschungsteam um Tanjaniina Laukkanen vom Institute of Public Health and Clinical Nutrition der Universität von Ostfinnland 3433 Männer im Alter von 42 bis 60 Jahren aus der Region in die prospektive KIHD-Studie einbezogen.

Deren ursprüngliches Ziel war es, Risikofaktoren für kardiovaskuläre Erkrankun­gen zu analysieren. Frühere Ergebnisse der KIHD-Studie haben bereits gezeigt, dass häufiges Saunabaden das Risiko eines plötzlichen Herztodes, das Sterberisiko durch koronare Herzkrankheit und andere kardiale Ereignisse sowie die Gesamtmortalität signifikant reduzieren kann.

Drei Gruppen von Saunagängern verglichen

Der Zusammenhang zwischen Saunabaden und Demenzrisiko war bislang nicht untersucht worden. Hierfür analysierten die Forscher eine Subgruppe von 2315 Teilnehmern aus der KIHD-Studienpopulation. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift Age and Ageing veröffentlicht.

Basierend auf ihren Saunagewohnheiten wurden die Teilnehmer in drei Gruppen aufgeteilt: Personen, die einmal, zwei bis drei Mal bzw. vier bis sieben Mal wöchentlich ein Saunabad nahmen. Bis ins Jahr 2013 wurden in einem mittleren follow-up von 20,7 Jahren alle Fälle von Demenz erfasst. Insgesamt fanden die Wissenschaftler 204 neu diagnosti­zierte Demenzfälle und 123 Männer, die an Alzheimer erkrankten.

Vier bis sieben Besuche pro Woche senken das Risiko deutlich

Dabei ermittelten sie einen Zusammenhang zwischen der Häufigkeit des Saunierens und dem Demenzrisiko: Je höher die Frequenz, umso geringer war das Risiko. Unter denen, die vier bis sieben Mal in die Sauna gingen, war das Risiko irgendeiner Form von Demenz 66 Prozent niedriger und das Risiko der Alzheimer-Krankheit 65 Prozent niedriger als unter denjenigen Männern, die die Sauna nur einmal pro Woche besuchten. Um etwaige andere Einflussfaktoren so weit wie möglich auszuschließen, berücksichtigten die Wissenschaftler bei ihrer Analyse einige Fehlerquellen, die sich eben­falls auf die Gesundheit und das vaskuläre Risiko auswirken könnten. Dazu zählten unter anderem das Alter, der Alkoholkonsum, der Body-Mass-Index, Blutdruck, Rauchen, Diabetes Typ 2 oder frühere Herzinfarkte.

Auch gut für das Gehirn

Der Studienleiter Jari Laukkanen glaubt, dass das Saunabaden sowohl das Herz als auch das Gedächtnis zu einem gewissen Grad über ähnliche, noch wenig bekannte Mechanismen schützen kann. „Man weiß, dass die Herz-Kreislauf-Gesundheit sich auch auf das Gehirn auswirkt.“ sagt Laukkannen. „Auch das Gefühl des Wohlbefindens und der Entspannung beim Saunabaden könnte dabei eine Rolle spielen. " 

Herzkranke sollten vorsichtig sein

Sollten häufige Saunabesuche nun für alle empfohlen werden? Nicht unbedingt, sagt die Deutsche Hochdruckliga (DHL). Menschen mit einer Herzerkrankung sollten sich vor Saunagängen ärztlich beraten lassen, empfiehlt die DHL. Patienten mit Bluthochdruck sollten sich beim Abkühlen zudem unbedingt Zeit lassen, etwa indem sie lauwarm duschen. Eine radikale Abkühlung nach dem Saunagang, wie etwa durch den Sprung ins eiskalte Tauchbecken, kann zu einer plötzlichen Gefäßverengung führen. Dies lässt den Blutdruck rasch in die Höhe schnellen und kann Herz-Kreislauf-Probleme oder gar Schäden verursachen.

Vorsicht ist auch für Patienten mit einer so genannten orthostatischen Hypotonie geboten. Sie können nach längerem Sitzen beim Aufstehen einen plötzlichen Blutdruckabfall erleiden. Ob der positive Effekt von regelmäßigen Sauna-Besuchen für Frauen und „ungeübte Sauna-Gänger" gleichermaßen gilt, sei im Übrigen noch nicht erforscht, gibt die Hochdruckliga überdies zu bedenken.

Quelle:

Laukkanen T, Kunutsor S, Kauhanen J, Laukkanen JA. Sauna bathing is inversely associated with dementia and Alzheimer's disease in middle-aged Finnish men. Age Ageing. 2016 Dec 7. [Epub ahead of print]

 



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Erinnert mich an eine interessante Statistik Vorlesung

von Andreas Grünebaum am 10.01.2017 um 18:48 Uhr

Wissenschaftlich betrachtet sollte man erst eine Hypothese haben, welche dann untersucht wird. In der genannten Studie waren dies kardiovaskuläre Erkrankungen, welche durch Saunagänge günstig beeinflusst werden könnten (physiologische Vorgänge zuvor plausibel in der Hypothese formuliert).
Brenzlig wird es, wenn dann in einer Gruppe bestimmte Merkmale gehäuft auftreten, welche gar nicht Gegenstand der Untersuchung waren. Genauso gut hätte man finden können, dass in der Saunagruppe weniger oder häufiger Homosexualität auftrat. Vielleicht befanden sich in einer der Gruppen auch besonders viele klein- oder auch groß gewachsene Menschen. Wenn man sich beliebige Merkmale einer zufällig ausgewählten Gruppe lange genug anschaut, findet man praktisch immer eine (zufällige) Häufung von beliebigen Merkmalen. Glaubt man dann an einen Zusammenhang, findet man häufig eine scheinbar plausible Erklärung dazu.

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