Katja Leikert (CDU)

„Eigentlich sind Apotheken doch wie Reisebüros“

Berlin - 29.03.2017, 13:30 Uhr

Über die Zukunft der Arzneimittelversorgung diskutierten auf erstaunlich flachem Niveau (v.l.n.r): Katja Leikert (MdB, CDU), Luca Christel (Apoly), Hartmut Deiwick (Aponeo), Kai Helge Vogel (vzbv) und Joachim Bühler (Bitkom). (Foto: DAZ.online)

Über die Zukunft der Arzneimittelversorgung diskutierten auf erstaunlich flachem Niveau (v.l.n.r): Katja Leikert (MdB, CDU), Luca Christel (Apoly), Hartmut Deiwick (Aponeo), Kai Helge Vogel (vzbv) und Joachim Bühler (Bitkom). (Foto: DAZ.online)


Bürgerbriefe für den Erhalt des Rx-Versandhandels

Leikert wies auch darauf hin, dass sie 700 „Bürgerbriefe“ bekommen habe, in denen sich die Menschen für den Erhalt des Rx-Versandes aussprechen. Was sie genau mit „Bürgerbriefen“ meinte, erklärte die CDU-Politikerin nicht. Wahrscheinlich ist aber, dass es um die Postkarten- und Brief-Aktion von DocMorris ging. In diesem Zusammenhang leistete sich Leikert allerdings den nächsten Patzer. Sie habe wahrgenommen, dass auch viele Menschen für den Erhalt der Vor-Ort-Apotheke unterschrieben hätten. „Die Apotheker haben 3 Millionen Unterschriften gesammelt“, erklärte Leikert. Falsch. Über 3 Millionen Signaturen hätte sich die ABDA gefreut, tatsächlich waren es 1,2 Millionen. Letztlich kam Leikert zu dem Schluss: Ich verstehe das Interesse der Apotheker an dem Verbot nicht. Es ist einfach nicht lebensnah. Außerdem sehe ich die Existenz der Apotheke vor Ort nicht aufs Spiel gesetzt.“

Ebenso überrascht reagierte das Publikum auf eine politische Prophezeiung des kaufmännischen Leiters der Versandapotheke Aponeo, Hartmut Deiwick. Auf die Frage, wie denn seine Meinung zum Ausgang des Konfliktes sei, erklärte Deiwick tollkühn: „Der Koalitionsgipfel wird keine Lösung für das Problem finden. Das nehme ich vorweg. Wir werden das Thema noch in einem Jahr diskutieren.“ Möglich ist das natürlich. Aber selbst Leikert reagierte erstaunt und sagte: „Oh, da wissen Sie mehr als ich und viele andere Abgeordnete.“ Ansonsten war Deiwicks Sicht auf die Dinge wenig überraschend. Das Verbot sei ein Schritt „in die völlig falsche Richtung“. Die Politik solle anfangen, sich um die Bürger zu kümmern und nicht nur um die Interessen der Apotheker. Sein Vorschlag: „Rabatte und Boni für alle Apotheken.“

In dieser Runde wirkte Verbraucherschützer Vogel, der auch gegen das Rx-Versandverbot ist, kurioserweise als größter Verteidiger der Apotheke vor Ort. Vogel wies darauf hin, dass die Menschen die Apotheke vor Ort immer brauchen würden. Er bezeichnete das Verbot als „nicht zukunftsfähig“, forderte aber gleichzeitig eine deutliche Honorarerhöhung für die Apotheker im Beratungsbereich. So sollten die Pharmazeuten deutlich intensiver in den Medikationsplan eingebunden werden. In seiner Stellungnahme zum Rx-Versandverbot hatten Vogel und die Verbraucherzentrale auch davor gewarnt, dass Krankenkassen Patienten massenhaft zu Versandapotheken lotsen könnten, wenn sie mit ihnen Selektivverträge über Rx-Boni abschließen würden.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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7 Kommentare

Kaiser Neron hat sich über den Befehl und anschließend den Brand von Rom amüsiert ?

von Orhon am 02.04.2017 um 9:56 Uhr

Leider werden immer wieder solche ahnungslose und evtl.von ihren Behauptungen profitierende Regierungsleute geben;aber doch nicht in der BRD?Sind wir hier auch schon auf dem besten Wege korrupt zu werden?
Barbaros Orhon,Löningen

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Toller Vergleich, Frau Leikert!

von Thomas Mucha am 29.03.2017 um 20:43 Uhr

Wenn meine Apotheke ein Reisebüro ist, dann frage ich mich, wofür ich da eigentlich pharmazeutisches Personal, Notfalldepot, schränkeweise Arzneibücher und deren Nachträge brauche, guckt sowieso keiner rein. Ach ja, und ein Reisebüro, wo ich mir sonntags noch meinen Urlaubstrip zusammenstellen und quasi 24 Stunden ununterbrochen blöde Fragen stellen kann, hab ich auch noch keines gesehen. Beim nächsten Sonntagsdienst würde ich dann einfach auf die Vorzüge des Webs verweisen und die Türe zulassen!!! Dann kapiert vielleicht mal einer den Unterschied, auf die paar Kröten aus dem Notdienst-Fond kann ich auch noch verzichten!

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Gehts noch inkompetenter ?

von Ratatosk am 29.03.2017 um 18:39 Uhr

Gehts noch inkompetenter ? Ja ganz offensichtlich !

In D wird man dafür auch noch mit dem entsprechenden Ausschuß belohnt, wobei das Wort ungeahnte Deutungen aufzeigt.

Und nee is klar, ein Kind mit Krupp ist gut vergleichbar mit dem Kinderurlaub buchen auf Malle. Und von so was wird man regiert.

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Erschreckend

von Anita Peter am 29.03.2017 um 14:06 Uhr

Es ist erschreckend mit wie wenig Wissen die Leute in so eine Diskussionsrunde gehen. Wenn ich als Politiker irgwndwo meinen Senf dazu gebe, sollte ich mich doch in die Thematik einarbeiten.

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Traurig aber wahr....

von Michael J. Müller am 29.03.2017 um 13:58 Uhr

Bei solchen "Volksvertretern" wie Frau Leikert kann einem um die Zukunft unseres Landes eigentlich nur Angst und Bange werden. Keine Ahnung haben, aber davon recht viel.... Es reicht gerade so für ein paar polemische Phrasen, der Rest ist an Unkenntnis der Sachlage kaum zu überbieten.

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Leikert

von Frank ebert am 29.03.2017 um 12:55 Uhr

Leikert ist die schwarze Biggi Bender ! Irgendwann kommt es raus wieviel .

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Eigentlich....

von gabriela aures am 29.03.2017 um 11:56 Uhr

hilet ich Fr. Leikert bisher für das Schneewittchen der CDU.
Sie scheint aber mehr das Dornröschen zu sein, daß völlig ahnungslos aus 100jährigem Schlaf erwacht und mal eben planlos-fröhlich drauflos plappert.
U.N.V.E.R.A.N.T.W.O.R.T.L.I.C.H.

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