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Alles individuell oder was?
Bessere Verträglichkeit?
Auch im Bereich der Pharmakogenetik gibt es Erfolgsgeschichten: So ist es gut etabliert, dass vor dem Beginn einer antiretroviralen Therapie mit dem Reverse-Transkriptase-Inhibitor Abacavir der Patient auf eine bestimmte genetische Veränderung (HLA-B*5701-Allel) getestet werden muss. Liegt diese Veränderung vor, besteht ein hohes Risiko für Überempfindlichkeitsreaktionen und der Arzneistoff darf nicht eingesetzt werden.
Allerdings zeigen andere Beispiele, dass nicht alle genetischen Varianten tatsächlich klinisch relevant sind: So ist etwa für das Zytostatikum Irinotecan bekannt, dass genetische Veränderungen in abbauenden Enzymen die Toxizität erhöhen können. Allerdings spielt das nur bei hohen Dosen eine Rolle, im Niedrigdosisbereich ist es praktisch irrelevant. Bei anderen Arzneistoffen, etwa dem Antiarrhythmikum Vernakalant oder dem Antidepressivum Venlafaxin, weisen pharmakogenetische Studien darauf hin, dass bei niedrigeren Ausprägungen bestimmter metabolisierender Enzyme keine Dosisanpassung notwendig ist, da die Metabolisierung entweder über andere Enzyme kompensiert wird oder sich die Gesamtexposition von Wirkstoff und wirksamen Metaboliten nicht verändert.
Studien fehlen häufig
Die Beispiele zeigen wieder einmal: Auf der Basis von Wirkungsmechanismen allein lassen sich keine Vorhersagen zum Nutzen treffen. Der menschliche Körper ist ein komplexes System, das wir nicht vollständig mechanistisch erfassen können. Auch retrospektive Studien können in die Irre führen. Deshalb brauchen wir prospektive klinische Studien, die den klinischen Nutzen entsprechender Tests untersuchen. Dafür gibt es eine Reihe von Designs randomisierter kontrollierter Studien, die entsprechende Nachweise liefern können.
Genau solche Studien fehlen jedoch häufig. So hat eine Analyse aus den USA untersucht, bei wie vielen Medikamenten mit pharmakogenetischen Angaben im Beipackzettel die Empfehlungen tatsächlich durch robuste Untersuchungen gestützt werden. Das erschreckende Ergebnis: Nur bei 15 Prozent der Arzneimittel konnten die Autoren klinische Studien finden, die einen positiven Einfluss auf patientenrelevante Endpunkte nachweisen.
1 Kommentar
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von Dr Schweikert-Wehner am 31.03.2017 um 15:32 Uhr
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