Wissenschaftlicher Beweis

Levothyroxin nicht zusammen mit Milch

Remagen - 13.04.2017, 07:00 Uhr

Nüchtern einnehmen! Dieser Hinweis ist bei L-Thyroxin-Abgabe in der Apotheke ein Muss. (Foto: Africa Studio / Fotolia)

Nüchtern einnehmen! Dieser Hinweis ist bei L-Thyroxin-Abgabe in der Apotheke ein Muss. (Foto: Africa Studio / Fotolia)


Die gemeinsame Einnahme des Schilddrüsenhormons Levothyroxin mit einem Glas Kuhmilch verringert die Fähigkeit des Körpers, den Wirkstoff zu absorbieren. Das klingt logisch, aber wissenschaftlich bewiesen hatte dies bis dato noch niemand.

Eine Studie, deren Ergebnisse bei der 99. Jahrestagung der Endocrine Society (ENDO 2017) in Orlando, Florida, präsentiert wurden, hat gezeigt, dass Kuhmilch bei gleichzeitiger Gabe die Aufnahme von Levothyroxin hemmt. „Dieses Ergebnis stützt die bisherige Forschung, die zeigt, dass Calciumsupplemente die Levothyroxin-Absorption stören können", sagt Studienleiterin Deborah Chon, Endokrinologin an der UCLA David Geffen School of Medicine in Los Angeles, Kalifornien. Laut Chon hat aber bislang keine Studie dies konkret für Kuhmilch bewiesen.  

Chon und ihr Forscherteam hatten zehn Erwachsene (sechs Männer und vier Frauen) mit einem Durchschnittsalter von 33,7 Jahren in eine kleine Studie einbezogen. Alle hatten eine normale Schilddrüsenhormonfunktion und keine bekannte Schilddrüsenerkrankung. Niemand war allergisch gegen Kuhmilch oder Levothyroxin, und keiner der Frauen war schwanger oder nahm orale Kontrazeptiva. 

Die Teilnehmer fasteten über Nacht vor jedem von zwei Studienbesuchen im Abstand von einem Monat. Bei einem Termin nahmen die Teilnehmer 1.000 Mikrogramm orales Levothyroxin allein, das heißt die fünffache Dosis der in Deutschland im Handel befindlichen oralen Höchstdosis für die Substitutionstherapie von 200 Mikrogramm. Bei dem anderen Besuch nahmen sie die gleiche Dosis gleichzeitig mit 12 Unzen (etwa 340 ml) zweiprozentiger Milch. Davor sowie eine, zwei, vier und sechs Stunden nach der Einnahme von Levothyroxin gaben sie Blutproben ab.    

Spiegel deutlich geringer

Die Forscher ermittelten die Levothyroxin-Absorption als Gesamt-T4-Konzentration im Blut anhand der Fläche unter der Konzentrations-Zeit-Kurve (AUC). Über die sechs Stunden, nachdem die Teilnehmer Levothyroxin verabreicht bekommen hatten, zeigte sich bei der gleichzeitigen Gabe von Milch eine signifikant niedrigere Absorption. Die AUC lag bei durchschnittlich 67,3 gegenüber 73,5 für die Einnahme ohne Milch.

Die Hersteller von Levothyroxin-Arzneimitteln empfehlen, die Medikation vorzugsweise auf nüchternen Magen, mindestens aber eine halbe Stunde vor dem Essen bzw. mit eventuell noch größeren Zeitabständen zu anderen Medikamenten oder Vitaminen einzunehmen, da für zahlreiche Wirkstoffe Interaktionen bekannt sind. Die wichtigste Botschaft Chon´s zu ihrer Studie lautet: „Patienten mit Schilddrüsenhormon-Ersatz-Therapie sollte konkret dazu geraten werden, Levothyroxin nicht zusammen mit Kuhmilch zu nehmen.“  


Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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