Wer beliefert DocMorris in Hüffenhardt?

Apotheker verlangen eidesstattliche Erklärung von Großhändlern

Berlin - 11.05.2017, 07:00 Uhr

Woher kommen die Arzneimittel? Die Apotheker können sich vorstellen, dass die Großhandelsunternehmen eine Erklärung darüber abgeben, dass sie DocMorris in Hüffenhardt nicht beliefern. (Foto: dpa)

Woher kommen die Arzneimittel? Die Apotheker können sich vorstellen, dass die Großhandelsunternehmen eine Erklärung darüber abgeben, dass sie DocMorris in Hüffenhardt nicht beliefern. (Foto: dpa)


Seit zwei Wochen spuckt der DocMorris-Automat in Hüffenhardt nunmehr OTC-Arzneimittel aus. Aber wo kommen die Präparate eigentlich her? Wer beliefert DocMorris? Bayerns Apothekerkammer-Präsident Thomas Benkert verlangt nun eine Erklärung der Großhändler, dass sie nichts damit zu tun haben. Auf Nachfrage von DAZ.online äußerten sich einige der Unternehmen zu dieser Forderung.

Etwa 8.000 Arzneimittel bevorratet der Arzneimittel-Abgabeautomat laut DocMorris in Hüffenhardt. Hinzu kommen 500 Präparate, die dauerhaft gekühlt gelagert werden müssen. Zwar kann DocMorris derzeit keine Rx-Arzneimittel mehr abgeben. Seit zwei Wochen aber ist die ehemalige Apotheke in Hüffenhardt nun wieder geöffnet: Der Automat gibt OTC-Arzneimittel aller Art ab. Bei einem solchen regelmäßigen Abgabe-Geschehen ist klar: Das Gerät muss regelmäßig mit neuen Arzneimitteln bestückt werden. Laut DocMorris gibt der Automat auch Abholscheine aus, falls das gewünschte Präparat einmal nicht auf Lager ist. Auch das spricht dafür, dass regelmäßig nachgeliefert wird.

Nur: Wer macht das? Gibt es wirklich einen Großhändler, der dazu steht, den DocMorris-Automaten zu beliefern? Verständlicherweise will die niederländische Versandapotheke nicht beantworten, von wem sie beliefert wird. Auch die Großhändler selbst geben sich verschlossen. Eine Sprecherin der Gehe beispielsweise schloss schon vor etwa zwei Wochen kategorisch aus, dass der zu Celesio gehörende Grossist nach Hüffenhardt liefert.

Doch die Apotheker wollen es nun genau wissen. Gegenüber DAZ.online sagte Thomas Benkert, Präsident der Bayerischen Landesapothekerkammer: „Wir finden, dass die Großhändler Farbe bekennen sollten, ob sie zur Apotheke vor Ort stehen. Vorstellbar wäre doch beispielsweise, dass die Unternehmen eine Erklärung abgeben, die könnte auch eidesstattlich sein.“ Schon in der vergangenen Woche hatte es bei einer Delegiertenversammlung der Kammer Gespräche zu dem Thema gegeben. Dort hatten einige Delegierten den Vorschlag von Benkert begrüßt. Andere wiesen darauf hin, dass es vermutlich ohnehin kein „großes“ Unternehmen sei, dass DocMorris beliefere. „Keiner unserer Großhändler wird da mit einem Lieferauto mit Logo vor der Tür halten und Arzneimittel abliefern“, erklärte ein Apotheker.

Gegenüber DAZ.online erklärte Benkert nun, dass er bei seiner Forderung bleibe. Noch habe er keine Großhändler kontaktiert. Er halte es aber für wichtig, dass die Unternehmen sich in der derzeitigen Lage in Hüffenhardt klar positionieren. Zumindest ein Teil tut dies auch. Auf Nachfrage erklärte beispielsweise Michael Kuck, Vorstandsvorsitzender der Noweda: „Der Wunsch der Apotheker ist absolut nachvollziehbar. Viele Apothekerinnen und Apotheker sind aufgrund der aktuellen politischen Entwicklungen sowie der offensichtlichen Rechtsverstöße und dreisten Grenzüberschreitungen von DocMorris verunsichert.“

Noweda würde Erklärung unterzeichnen

Die Apotheker sollten die Unterstützung aller vorgelagerten Handelsstufen in vollem Umfang beanspruchen dürfen, so Kuck weiter. „Ein Großhandelsunternehmen, das den DocMorris-Automaten beliefert, gewährt diese Unterstützung jedenfalls nicht.“ Der Großhandels-Chef wies nochmals darauf hin, dass die Noweda bereits Apotheker bei Klagen gegen DocMorris unterstütze. Und auch die neue Forderung der Apotheker würde die Noweda unterstützen: „Wir sind selbstverständlich zur Abgabe einer entsprechenden eidesstattlichen Versicherung bereit.“

Ähnlich antwortete Herbert Lang, Chef der Apotheken-Genossenschaft Sanacorp. Der Wunsch nach einer eidesstattlichen Erklärung in Bezug auf die Nichtbelieferung des Automaten in Hüffenhardt sei bislang noch nicht an die Sanacorp herangetragen worden. Und weiter: „Dass die Sanacorp als Apothekerunternehmen bedingungslos und vollumfänglich stets für die Interessen der unabhängigen Individualapotheker eintritt, steht außer jeder Frage. Nicht zuletzt durch die viel beachtete aktuelle Image-Kampagne ‚Für uns ganz normal‘ sensibilisieren wir die Bevölkerung für die vielschichtigen und wichtigen Leistungen der Vor-Ort-Apotheken für die Gesundheitsversorgung und stellen damit unsere bedingungslose Grundhaltung für alle erkennbar unter Beweis. Zweifellos können wir diese Handlungsprämisse der Sanacorp auch jederzeit gerne gegenüber Apothekerkammern beziehungsweise -verbänden oder auch gegenüber der Öffentlichkeit bekunden.“

Gehe: Klare Kante gegen DocMorris

Der Celesio-Großhändler Gehe kann den Zorn der Apotheker gut verstehen. Eine Sprecherin erklärte: „Als vollversorgender Großhandel stehen wir klar auf der Seite der deutschen Individualapotheken und werden sie in ihren politischen Forderungen gegenüber dem Gesetzgeber unterstützen.“ Sie fügte hinzu, dass man auch in der Frage der Rx-Preisbindung mit den Apothekern einer Meinung sei: „Wir können die Entscheidung des EuGH nicht nachvollziehen. Sie bewirkt einen klaren Wettbewerbsnachteil für die Apotheke in Deutschland und übersieht vollkommen deren Versorgungsauftrag.“

Den derzeitigen Betrieb eines Arzneimittel-Automaten in Hüffenhardt findet die Gehe „rechtswirdrig“. Man könne erneut bestätigen, dass der Automat nicht beliefert werde. Und weiter: „Es ist verständlich, dass die deutschen Apotheker mehr Transparenz über das System haben wollen. Schließlich umgeht DocMorris mit dem Abgabeterminal die strengen gesetzlichen Anforderungen, die für die Abgabe von Arzneimitteln auf deutschem Boden gelten.“ Auf die Frage, ob die Gehe eine eidesstattliche Erklärung unterzeichnen würde, antwortete die Sprecherin allerdings nicht.

Auch der relativ „neue“ Wettbewerber der etablierten Großhändler, die AEP, scheint von dem Vorgehen von DocMorris in Hüffenhardt wenig zu halten. Zwar wollte AEP-Chef Jens Graefe die Forderung nach der eidesstattlichen Erklärung nicht weiter kommentieren. Zum Thema „Belieferung“ sagte er allerdings: „Gerne können wir bestätigen, dass wir hier nicht geliefert haben und auch nicht werden. Des Weiteren haben wir ohnehin überhaupt keine Geschäftsbeziehung mit Doc Morris oder verbundenen Unternehmen.“

Sowohl Phoenix als auch Alliance Healthcare wollten sich zu dem Thema nicht äußern.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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5 Kommentare

verhältnismässig uninteressant...

von Sven Oliver Conrad am 11.05.2017 um 9:20 Uhr

Viel interessanter ist doch mal, wer in Heerlen liefert...

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Strafbare Lieferkette

von Armin Vollrin am 11.05.2017 um 9:09 Uhr

Attribute für dieses RP spare ich mir mittlerweile.
In Hüffenhardt steht ein Ding, das keine Apotheke ist.
Das RP weiß nicht wer den Automaten bestückt.
Es gibt keine Apotheker vor Ort, der kontrolliert, ob die Arzneimittel in Ordnung sind.
Das RP weiß wegen unbekannter Lieferkette nicht ob die Arzneimittel geprüft sind, ob sie verkehrsfähig sind oder ob Arzneimittelfälschungen in die Lieferkette gelangen.
Ist Gefahr in Verzug?
Das RP weiß nichts. Macht es sich strafbar?
Warum mussein Apotheker aufwendig studieren, wenn keiner mehr was wissen muss!?
Gibt es sowas wie Staarsverbrechen?!!!

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Logik und Logistik ...

von Christian Timme am 11.05.2017 um 8:53 Uhr

Man hört noch das Summen der Bienen aus den eigenen Reihen und dann der geäußerte Genaralverdacht gegenüber dem GH ... aus Bayern? Wer gegen die Wand fährt und die Mauer "verdächtigt" ...

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Beihilfe?

von Christian Becker am 11.05.2017 um 7:51 Uhr

Wenn nun entschieden würde, dass auch der OTC-Verkauf verboten ist/ war (wobei das ja eigentlich eindeutig so ist, da apothekenpflichtige Ware ohne Apotheke abgegeben wird), wäre dann der Großhändler (oder wer auch immer liefert) wegen Beihilfe zu einer Straftat zu belangen?

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AW: Beihilfe

von Heiko Barz am 11.05.2017 um 10:57 Uhr

Die Antwort liegt auf der Hand.
Alles was aus diesem holländischen und Saudi Arabischen "Zur Rose" Departement - DOMO - Kapital bestimmend nach
Deutschland schwappt wird aus welchen Gründen auch immer von den Bundesland spezifischen Rechtsverdrehern in BW SANKTIONIERT.
Diese sonderbare Rechtsauffassung, fragen Sie mal die Frau Linz ( Apothekerkammer Niedersachsen ), ist im Südwesten Deutschlands schon einmal auffällig geworden. Da spielt der Name Josef Hecken eine nicht unwesentliche Rolle bei der unrechtmäßigen Eröffnung eines DOMO Kettenversuchs.
Nun gut, dieser Kettenversuch konnte noch eben verhindert werden, aber die Saat wurde nun mal gesät. Wenn auch die Früchte erst spärlich sichtbar werden, so ist aber für die Zukunft einiges zu erwarten.
Viele gesundheitspolisch subversive Kräfte, die sich im Hintergrund tollen, wollen offensichtlich die Deutsche Apotheke vernichten, weil sie sich dadurch große Vorteile für ihre Aktionäre erwarten.

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