Pharmacon Meran

Neuer Checkpoint-Inhibitor Avelumab in den Startlöchern

Meran - 25.05.2017, 14:28 Uhr


Nutzen Pfizer und Merck bewusst den Orphan-Drug-Status aus?

„Das Prinzip funktioniert“, sagt Schubert-Zsilavecz. Das zeigten die bereits zugelassenen Checkpoint-Inhibitoren wie Ipilimumab, Nivolumab und Pembrolizumab. Mit Avelumab hat sich das Portfolio nun nochmals erweitert, zumindest in den Vereinigten Staaten. Der PD-L1-Antikörper erhielt am 27. März 2017 die Zulassung der FDA in der Indikation Merkelzell-Karzinom, das Zulassungsverfahren bei der EMA läuft noch. Das Merkelzell-Karzinom (siehe Kasten) tritt ausgesprochen selten auf – weniger als 400 Patienten erkranken pro Jahr. Die FDA sah hier die Berechtigung, Avelumab den Orphan-Drug-Status zu geben und in einem beschleunigten Zulassungsverfahren den Marktzugang zu ermöglichen. Weitere Indikationen sind jedoch bereits geplant  – so laufen derzeit klinische Studien für den Einsatz von Avelumab beim Nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinom und beim urothelialen Karzinom.

Warum aber wird für Avelumab nicht für diese Indikationen die Erstzulassung beantragt? Schubert-Zsilavecz erklärt, das Merkelzell-Karzinom zeige zum einen eine ausgesprochene Immunabhängigkeit beim Tumorwachstum. Das prädestiniert es wohl, um die klinische Wirksamkeit eines PD-L1-Antikörpers zu untersuchen. Er bezieht sich hier auf eine Aussage von Pfizer. Zusätzlich gebe „es aktuell  keine belastbare pharmakotherapeutische Option“ zur Behandlung des seltenen Merkelzell-Karzinoms. In solchen Fällen kann die FDA beschleunigte Zulassungsverfahren nutzen, um Patienten mit schwerwiegenden und/oder lebensbedrohlichen Erkrankungen pharmakologische Therapieoptionen zu verschaffen. Der pharmazeutische Unternehmer steht allerdings in der Pflicht, weitere Daten nachzureichen und zu beweisen, dass diese frühe Zulassung gerechtfertigt war.

Was ist ein Merkelzell-Karzinom?

Violett-blaue und kugelige Tumoren kennzeichnen das Merkelzell-Karzinom. Es ist eine besonders aggressive Form des Hautkrebses, der dreimal häufiger zum Tod führt als ein Melanom. Er entwickelt sich in den sogenannten Merkelzellkörpchen, die in der Haut als Drucksensoren fungieren. An der Pathogenese vermutlich beteiligt ist ein Virus, das Merkelzell-Polyomavirus. Die maligne Erkrankung ist selten, jährlich erkranken in der Bundesrepublik rund 400 Menschen. Häufig kann der Tumor operativ entfernt werden, allerdings tritt bei 50 Prozent der Erkrankten ein Rezidiv auf, was die Behandlung erschwert. Die 5 Jahres-Überlebensrate beträgt weniger als 20 Prozent.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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