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Wissenswertes für Apotheker
Wenn die „deutsche Superwespe“ sticht
„Deutsche Superwespen drohen in britische Gärten und Parks einzufallen.“ Das titelte die Boulevardzeitung „The Sun“ am vergangenen Wochenende. Bislang war die Insel von den Plagegeistern nämlich kaum betroffen, aufgrund der milden Wetterbedingungen befürchtet man nun eine Wespenplage. Hierzulande sind sie ein gleichermaßen bekannter wie ungeliebter Sommergast. Was rät man im Falle eines Stiches in der Apotheke und was ist eigentlich im Wespengift?
Vespula germanica – die deutsche Wespe, die zu den Vespinae, den Echten Wespen, zählt, gehört zu den eher unbeliebten Sommergästen. Sie ist neben der Gemeinen Wespe (Vespula vulgaris), ebenfalls eine Echte Wespe, eine der häufigsten Wespenarten Mitteleuropas. Wespen stürzen auf alle möglichen Lebensmittel und wenn man sie verjagt, werden sie aggressiv und stechen. In Großbritannien waren offensichtlich bislang die Brutvoraussetzungen nicht optimal, dort blieb man von den schwarz-gelben Insekten weitestgehend verschont. Doch nun zittert die Insel der Boulevardzeitung „The Sun“ zufolge vor den „German super wasps“, die mehrfach stechen können. Denn im Gegensatz zu Bienen ziehen Wespen ebenso wie Hummeln und Hornissen ihren Stachel nach dem Stich wieder aus der Wunde. Schuld an der befürchteten Zunahme der Insekten ist das Klima: Der Winter war mild, das Frühjahr warm, die Brutvoraussetzungen waren optimal. Man befürchtet eine Wespenplage auf der Insel, heißt es.
Enzyme, Peptide und Histamin
Wespenstiche sind schmerzhaft und rufen eine lokale Entzündung hervor. Die Wespe besitzt einen speziellen Giftapparat, der aus einer Giftblase und einem Injektionssystem, dem Stachel, besteht. Wespenstiche sind eigentlich für den Menschen nicht sonderlich toxisch. Für eine tödliche Dosis Wespengift müsste ein Mensch von mehreren tausend Wespen gestochen werden. Trotzdem gibt es immer wieder Todesfälle. Hinter denen stecken aber dann allergische Reaktionen.
Das Wespengift ist ein Vielstoffgemisch. Es zeichnet sich durch seinen hohen Gehalt an Peptiden aus, die Histamin aus Mastzellen freisetzen. Im Gift selbst ist zwar auch Histamin enthalten und wird beim Stich injiziert. Das reicht aber nur für eine lokale Schwellung bzw. Rötung, nicht für eine allgemeine Vergiftung. Diese Peptide bestehen aus 13 bis 17 Aminosäuren ohne Disulfidbrücken, zum Beispiel Mastoparan mit der Aminosäuresequenz Ile-Asn-Leu-Lys-Ala-Leu-Ala-Ala-Leu-Ala-Lys-Lys-Ile-Leu-NH2.
Diese Peptid-Moleküle besitzen amphiphile Eigenschaften. Sie setzen über Interaktion mit G-Proteinen rasch Histamin aus Mastzellen frei, alleine das führt schon zu einem starken Schmerz. Dieser wird jedoch noch verstärkt – durch Kinine. Die sogenannten Wespenkinine sind ebenfalls Peptide, die strukturell dem Bradykinin ähneln, einem vasokativen Peptidhormin mit Histamin-artiger Wirkung. Sie sind jedoch am N- oder C-Terminus um einige Aminosäuren länger. Die Wespenkinine rufen einen starken Schmerz hervor, der sofort einsetzt, außerdem wirken sie gefäßerweiternd und erhöhen die Permeabilität der Gefäße. Es kommt also zu weiterer Ödembildung. Zudem enthält das Wespengift noch Enzyme, wie Phospholipasen und Hyaluronidase. Sie haben hohen Anteil an der allergenen Wirkung.
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