Wissenswertes für Apotheker

Wenn die „deutsche Superwespe“ sticht

Stuttgart - 30.05.2017, 09:45 Uhr

Was tun, wenn eine „Echte Wespe“ gestochen hat? Wespenstiche sind in der Apotheke im Sommer ein Thema. (Foto: murgvi / Adobe Stock)

Was tun, wenn eine „Echte Wespe“ gestochen hat? Wespenstiche sind in der Apotheke im Sommer ein Thema. (Foto: murgvi / Adobe Stock)


Erstickungsgefahr kann auch bei Nicht-Allergikern drohen

Die Reaktionen auf eine Wespenstich, also Schmerzen, Rötung und Ödem lassen sich also durch die Histaminwirkung erklären. Problematisch sind dabei vor allem Stiche im Mund und Rachenbereich, bei denen die Schwellung auch bei Nicht-Allergikern Erstickungsgefahr hervorrufen kann. Auch wenn das Insektengift bei einem Stich außerhalb des Mund- und Rachenraums mehr Folgen zeigt als starke Schmerzen und eine örtliche Schwellung, sollte rasch notfallmedizinische Hilfe (Notarzt!) angefordert werden.

Bei Allergikern kommt es nach einem Stich zu Reaktionen vom Soforttyp bis hin zum anaphylaktischen Schock. Bei Letzterem fällt der Blutdruck rapide ab. Unbehandelt endet das meist tödlich. Allergische Sofortreaktionen sind die häufigste Komplikation nach Wespenstichen. Reaktionen mit verzögertem Wirkungseintritt sind eher selten.

Was kommt ins Notfallkit?

Menschen mit Allergien, vor allem solche, bei denen in der Vergangenheit vermehrt gesteigerte örtliche Reaktionen aufgetreten sind, sind deshalb angehalten, für den Notfall bestimmte Arzneimittel mit sich zu tragen: 

  • ein Antihistaminikum in flüssiger Form (z.B. Fenistil)
  • und ein orales Glucocorticoid (100 mg Prednisolonäquivalent), z.B. Celestamine® N 0,5 liquid, Dosierung: 30 ml, ganze Flasche austrinken. Diese Dosierung gilt für Erwachsene und Kinder ab sechs Jahren.  
  • bei Herz-Kreislaufreaktionen kommt Adrenalin zur Selbstinjektion in den Oberschenkel zum Einsatz (Fastjekt® Injektor, Jext®).

Vor wenigen Jahren wurden noch Adrenalin-Inhalativa empfohlen – 10 bis 15 Hübe bei Bedarf lautete die Empfehlung. Aufgrund der FCKW-Verbotsverordnung sind aber keine inhalierbaren Adrenalinpräparate mehr verfügbar. Der Einsatz dieser Aerosole war ohnehin nicht unproblematisch. Es gab keine Gewissheit, ob und wieviel Adrenalin in den Organismus gelangt. Basierend auf Untersuchungen konnte man davon ausgehen, dass ein Erwachsener für eine ausreichende Serumkonzentration wenigstens 20 Hübe korrekt inhalieren musste. Für Patienten mit Anaphylaxie wurde von der Arbeitsgemeinschaft Anaphylaxie Training und Edukation (AGATE) ein besonderes Schulungsprogramm entwickelt. Bei einem Stich müssen sie stets unverzüglich ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Einzige langfristige Therapieoption ist eine spezifische Immuntherapie (Hyposensibilisierung).



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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