Expertenempfehlung

Senioren bei ASS auch Protonenpumpenhemmer verordnen

Stuttgart - 14.06.2017, 07:00 Uhr

Die Autoren einer neuen Studie empfehlen, älteren Patienten bei dauerhafter ASS-Medikation auch Protonenpumpenhemmer zu verordnen. (Bild: Burlingham / Fotolia)

Die Autoren einer neuen Studie empfehlen, älteren Patienten bei dauerhafter ASS-Medikation auch Protonenpumpenhemmer zu verordnen. (Bild: Burlingham / Fotolia)


Das Risiko war zehn Mal so hoch

Während sich hinsichtlich der nicht schweren Blutungen keine Beziehung zum Alter bemerkbar machte, nahm das Risiko von schweren Blutungen, die zu Funktionseinschränkungen oder zum Tod führten, mit dem Alter zu. Bei den Patienten unter 65 mit ASS lag die jährliche Rate von Blutungen, die zu einer stationären Aufnahme führten, bei etwa 1,5 Prozent, in der Altersgruppe der 75 bis 84-Jährigen bei 3,5 und bei denjenigen über 85 Jahren bei 5 Prozent. Auch das Risiko von schweren oder tödlichen Blutungen stieg mit dem Alter an.

Einen ähnlichen Trend beobachteten die Wissenschaftler bei den Auswirkungen der nicht-tödlichen Blutungen. Von den unter 75-jährigen Überlebenden erlitten 4 von 157 (3 Prozent) eine neue oder nachhaltige Zunahme der Behinderung durch eine Blutung. Bei den über 75-Jährigen waren es 46 von 183 (25 Prozent). Unter dem Strich, so schlussfolgern die Autoren, war das Risiko für schwere oder tödliche Blutungen bei den Personen über 75 Jahren zehn Mal so hoch wie bei den Jüngeren. Dabei trat bei den Personen über 75 die Hälfte der schweren Blutungen im oberen GI-Trakt auf. 

PPI als Komedikation noch keine Routine

„Durch unsere neue Studie können wir besser verstehen, in welcher Größenordnung das Risiko und auch die Schwere der Blutungen zunehmen“, erklärte deren Leitautor Peter Rothwell von der Universität Oxford in einer Pressemitteilung. Die Wahrscheinlichkeit, durch schwere Blutungen im oberen GI-Trakt infolge der Behandlung eine Behinderung zu bekommen oder daran zu versterben, sei bei Patienten über 75 ebenso groß wie das Risiko eines erneuten Schlaganfalls.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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3 Kommentare

vorschnelle Schlußfolgerung

von Dr. Philip Prech am 15.06.2017 um 11:36 Uhr

Knapp ein Drittel der Studienteilnehmer nahmen Säureblocker ein. Rechnet man diese Gruppe heraus, ändern sich die Ergebnisse laut den Studienautoren nicht. Das legt nahe, dass der Schutzeffekt der Säureblocker bei den Studienpatienten nicht sonderlich groß war, sonst müsste man hier eine Änderung sehen.
Bevor allen Thrombozytenaggregationshemmer-Patienten über 75 jetzt unkritisch Säureblocker verschrieben/empfohlen werden, sollten bessere Studiendaten vorliegen.

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ASS und PPI

von Heiko Barz am 14.06.2017 um 11:29 Uhr

Das wird einen wilden Aufschrei bei den 'gebeutelten' (16 bis 20 Milliarden plus €) KKassen geben, wenn zu den meist selbst zu zahlenden +|- 3 € noch bis 20 € PPI dazuverordnet werden.
Diese offensichtlich für viele Patienten notwendige Neuorientierung bei den Verschreibungskriterien würde aber wieder langjährige und regressbewerte Blockierungsverhandlungen mit AOK Herman und Co. nach sich ziehen.

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H2Blocker

von Dr. Schweikert-Wehner am 14.06.2017 um 10:37 Uhr

H2Blocker haben weniger Nebenwirkungen. Ob hinsichtlich der Risikoreduzierung PPI überlegen sind müsste erst in einer Vergleichsstudie bewiesen werden.

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