Expertenempfehlung

Senioren bei ASS auch Protonenpumpenhemmer verordnen

Stuttgart - 14.06.2017, 07:00 Uhr

Die Autoren einer neuen Studie empfehlen, älteren Patienten bei dauerhafter ASS-Medikation auch Protonenpumpenhemmer zu verordnen. (Bild: Burlingham / Fotolia)

Die Autoren einer neuen Studie empfehlen, älteren Patienten bei dauerhafter ASS-Medikation auch Protonenpumpenhemmer zu verordnen. (Bild: Burlingham / Fotolia)


Die Autoren wollen die Behandlungsleitlinien ändern

Dem könnte nach Meinung der Wissenschaftler abgeholfen werden, wenn die Betroffenen zusätzlich einen Protonenpumpenhemmer bekämen. PPI könnten die Blutungen im oberen Magen-Darm-Trakt um 70 bis 90 Prozent reduzieren, stellen sie fest. Allerdings sei deren Verordnung keine Routine, und lediglich rund ein Drittel ihrer Studienpopulation habe Protonenpumpenhemmer genommen. Rothwell gesteht zwar zu, dass die PPI ebenfalls geringfügige Risiken haben könnten, ist aber überzeugt, dass der Nutzen bei Älteren den Risiken überwiegt. Die Forscher sprechen sich deshalb dafür aus, die Komedikation mit PPI in Behandlungsleitlinien für diese Altersgruppe zu empfehlen. 

„Die erste Konsequenz der Studie ist, dass das Nutzen-Risiko-Verhältnis einer gerinnungshemmenden Langzeittherapie bei Patienten über 75 Jahren alles drei bis fünf Jahre geprüft werden sollte“, schreibt der Neurologe Hans-Christoph Diener von der Universität Duisburg-Essen in einem Begleitkommentar zu der Studienpublikation in „The Lancet“. Als zweite Konsequenz unterstützten die Ergebnisse seiner Ansicht nach die Notwendigkeit, in dieser Altersgruppe oder bei Patienten mit einer Vorgeschichte für gastrointestinale Blutungen zusätzlich PPI zu geben. Die Gefahren seien bislang wohl unterschätzt worden, vermutet Diener, weshalb man die Protonenpumpenhemmer in dieser Konstellation bislang zu wenig eingesetzt habe. 

Wie auch in der Pressemitteilung von „The Lancet“ betont wird, handelt es sich bei der neuen Auswertung nicht um eine randomisierte Studie, sondern nur um eine unverblindete Langzeitbeobachtung – daher kann sie auch nicht nachweisen, dass die erhöhten Risiken durch ASS verursacht werden. Jedoch hätten frühere randomisierte Studien nachgewiesen, dass zumindest jede zweite Blutung unter ASS durch das Arzneimittel verursacht wurde, heißt es. 



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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3 Kommentare

vorschnelle Schlußfolgerung

von Dr. Philip Prech am 15.06.2017 um 11:36 Uhr

Knapp ein Drittel der Studienteilnehmer nahmen Säureblocker ein. Rechnet man diese Gruppe heraus, ändern sich die Ergebnisse laut den Studienautoren nicht. Das legt nahe, dass der Schutzeffekt der Säureblocker bei den Studienpatienten nicht sonderlich groß war, sonst müsste man hier eine Änderung sehen.
Bevor allen Thrombozytenaggregationshemmer-Patienten über 75 jetzt unkritisch Säureblocker verschrieben/empfohlen werden, sollten bessere Studiendaten vorliegen.

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ASS und PPI

von Heiko Barz am 14.06.2017 um 11:29 Uhr

Das wird einen wilden Aufschrei bei den 'gebeutelten' (16 bis 20 Milliarden plus €) KKassen geben, wenn zu den meist selbst zu zahlenden +|- 3 € noch bis 20 € PPI dazuverordnet werden.
Diese offensichtlich für viele Patienten notwendige Neuorientierung bei den Verschreibungskriterien würde aber wieder langjährige und regressbewerte Blockierungsverhandlungen mit AOK Herman und Co. nach sich ziehen.

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H2Blocker

von Dr. Schweikert-Wehner am 14.06.2017 um 10:37 Uhr

H2Blocker haben weniger Nebenwirkungen. Ob hinsichtlich der Risikoreduzierung PPI überlegen sind müsste erst in einer Vergleichsstudie bewiesen werden.

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