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E-Health
Jeder vierte Deutsche hat Interesse an Videosprechstunden
Seit April können Ärzte Videosprechstunden als Kassenleistung anbieten. Laut einer Umfrage können sich 27 Prozent aller Deutschen vorstellen, die neuen Angebote zu nutzen – auch um Infektionen zu vermeiden. Offen ist, wie die Angebote sich entwickeln werden.
Lange ging es mit der Digitalisierung des deutschen Gesundheitswesens kaum voran, doch nun gibt es erste Angebote für Patienten. Seit April können Ärzte ihre Patienten nach einem ersten persönlichen Kontakt auch per Bildschirm beraten, in Baden-Württemberg sollen demnächst Modellprojekte zur reinen Online-Behandlung starten. Im Mai hatte sich der Deutsche Ärztetag intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt und die neuen Möglichkeiten überwiegend begrüßt.
Doch fraglich ist, wie schnell die neuen Angebote tatsächlich in der Fläche ankommen. Von Ärzteseite wurde teilweise die Honorierung als unzureichend bemängelt – pro Sitzung können sie 13,48 Euro abrechnen, hinzu kommt pro Quartal maximal 50 Mal ein Technikzuschlag von 4,21 Euro – sowie eine jährliche Technikpauschale von 800 Euro.
Laut einer aktuellen Umfrage des IT-Verbands Bitkom, die zusammen mit der Bayerischen TelemedAllianz (BTA) durchgeführt wurde, ist das Interesse an digitalen Kontaktmöglichkeiten in Deutschland jedoch noch überschaubar: 27 Prozent können sich vorstellen, Online-Sprechstunden zukünftig zu nutzen, heißt es in einer Pressemitteilung. Das ist rund jeder dritte der gut 63 Millionen Internetnutzer in Deutschland.
Keine Ansteckungsgefahr
Sechs von zehn Internetnutzern sehen es laut der Umfrage als Vorteil, dass der Zugang zu räumlich weit entfernten Ärzten erleichtert wird – wie etwa zu speziellen Fachärzten. 58 Prozent freuen sich, dass bei der Online-Sprechstunde die Wartezeit in der Praxis entfällt – und 41 Prozent begrüßen, dass sie sich nicht bei Mitpatienten anstecken können.
Doch nennen viele der befragten Internetnutzer auch erhebliche Nachteile: 72 Prozent fürchten Fehlbehandlungen, beispielsweise durch die fehlende körperliche Untersuchung. 54 Prozent sehen das Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient in Mitleidenschaft gezogen und 52 Prozent argwöhnen, dass sensible Gesundheitsdaten in falsche Hände geraten könnten, wenn sie via Internet übertragen werden. Für die als repräsentativ bezeichnete Umfrage wurden rund 1000 Teilnehmer befragt.
Ohnehin sei die Online-Sprechstunde nicht für eingehende körperliche Untersuchungen gedacht, sondern etwa für das Einholen einer Zweitmeinung oder eines Folgerezepts, betont Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder in der Pressemitteilung. „Auch die Besprechung von Untersuchungsergebnissen oder ein reines Informationsgespräch, etwa für Neu-Patienten oder allgemeine Auskünfte zum Verlauf einer Krankheit, können online oft genauso gut stattfinden wie in einer Praxis“, erklärt er. Rohlender sieht die Online-Sprechstunde als „hervorragende Alternative“ für Patienten, die auf dem Land wohnen oder mobil eingeschränkt sind. „Online-Sprechstunden sparen Zeit und Geld und sollten zum Standard werden“, erklärt er.
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