Importe

Politiker sehen kaum Handlungsbedarf wegen Fälschungen

Berlin - 17.08.2017, 11:10 Uhr

Gefälschte Packungen mit weißen statt gelben Tabletten des Hepatitis-C-Mittels Harvoni sorgten in den letzten Monaten für Aufsehen. (Foto: BfArM)

Gefälschte Packungen mit weißen statt gelben Tabletten des Hepatitis-C-Mittels Harvoni sorgten in den letzten Monaten für Aufsehen. (Foto: BfArM)


Große Koalition will nicht akut reagieren

Ähnlich sieht es die gesundheitspolitische Sprecherin der CDU, Maria Michalk. Arzneimittelfälschungen würden „auf unverantwortliche Weise die Patientensicherheit extrem gefährden“, betont sie. Fälscher seien „gewissenlose Gesellen und müssen hart bestraft werden“. „Die Tatsache der Zunahme von Arzneimittelfälschungen beunruhigt uns“, erklärt sie weiter und verweist auf die gesetzlichen Regelungen, die neu getroffen worden seien.

„Die durchgehende Verfolgbarkeit der Arzneimittelherstellung und der folgenden Handelswege sind wichtige Instrumente, um Quellen von Fälschungen zu erkennen und zu ahnden“, betont Michalk. „Wir verbinden mit der neuen Regelung ab 2019 die Hoffnung, Arzneimittelfälschungen ganz zu vermeiden, denn mit den zusätzlichen Sicherheitsmerkmalen auf den Packungen und der verbesserten Echtheitsprüfung durch Securpharm sind zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen getroffen.“ 

Unklar sei aus ihrer Sicht, ob Parallelimporte mit einem höheren Fälschungsrisiko verbunden seien, als der Direktbezug vom Hersteller – der Verband der Arzneimittelimporteure Deutschlands (VAD) hatte dies vehement bestritten. „Ob die Importaktivitäten über den Großhandel die Gefahr der Fälschungen erhöhen, kann nicht abschließend beurteilt werden“, erklärt Michalk. „Dies weiter zu verfolgen, bleibt eine politische Aufgabe.“

„Kein Zusammenhang“

Die in der SPD-Fraktion für Arzneimittel zuständige Kollegin Martina Stamm-Fibich sieht diesen Punkt etwas anders. Generell sehe sie „keinen Zusammenhang zwischen Reimporten und Arzneimittelfälschungen“, betont die Gesundheitspolitikerin – die Abgabe von Arzneimitteln sei „ausreichend reguliert“. Sie warnt davor, Reimporte jetzt „generell infrage zu stellen“.

„Anscheinend treiben hier einige schwarze Schafe ihr Unwesen, die sich die erheblichen außereuropäischen Preisunterschiede zu Nutze machen und auf Kosten der Patientinnen und Patienten und unseres Gesundheitssystems fette Gewinne einstreichen“, erklärt die SPD-Politikerin. Fälschungen seien zwar „vollkommen verantwortungslos und schwer kriminell“, doch glücklicherweise habe bei den aktuellen Fällen wohl kein gesundheitliches Risiko für Patienten bestanden, da offenbar nur die Verpackungen manipuliert wurden.

Nach Einschätzung von Stamm-Fibich wären die aktuellen Fälle mittels „Securpharm“ spätestens in der Apotheke entdeckt worden. „Aus meiner Sicht sind Packungsfälschungen wie in den bekannt gewordenen Fällen dann also nicht mehr möglich“, betont sie und schlägt vor, bis zur Einführung des Systems unangekündigte Stichproben vorzunehmen. Außerdem bittet sie die Beteiligten, wachsam zu sein – an erster Stelle die Patienten, aber auch Ärzte, Apotheker oder Hersteller. „Weitere Schritte halte ich derzeit nicht für nötig“, erklärt Stamm-Fibich gegenüber DAZ.online.



Hinnerk Feldwisch-Drentrup, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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