Bundesregierung

56 Millionen Euro für neue Antibiotika

Berlin - 04.09.2017, 16:35 Uhr

Verstärktes Engagement: Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (2. von links) und das Forschungsministerium wollen 52,6 Millionen Euro mehr ausgeben für die Entwicklung neuer Antibiotika. (Foto: Schinkel/BMG)

Verstärktes Engagement: Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (2. von links) und das Forschungsministerium wollen 52,6 Millionen Euro mehr ausgeben für die Entwicklung neuer Antibiotika. (Foto: Schinkel/BMG)


Die Bundesregierung hat ihre Bemühungen im Kampf gegen Antibiotika-Resistenzen verschärft. Das Bundesgesundheits- und das Bundesforschungsministerium wollen in den kommenden Jahren insgesamt 52,6 Millionen Euro in eine globale Partnerschaft investieren, die es sich zum Ziel gesetzt hat, neue Antibiotika zu erforschen und zu entwickeln. Die von mehreren Ländern und Institutionen finanzierte Initiative verspricht vier neue Antibiotika bis 2023.

Die Bundesregierung hat den Antibiotika-Resistenzen in den vergangenen Jahren den Kampf angesagt. Die Große Koalition nutzte sowohl die G7- als auch die G20-Präsidentschaft Deutschlands in den vergangenen Jahren, um die Themen Antibiotika-Forschung, nosokomiale Infektionen sowie multiresistente Erreger immer wieder anzusprechen. Dies führte unter anderem dazu, dass sich die G20-Mitgliedsstaaten auf mehrere Maßnahmen einigen konnten, um weitere Resistenzbildungen zu vermeiden und die Antibiotika-Versorgung zu optimieren.

Schon im vergangenen Jahr hatten die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die Drugs for Neglected Diseases Initiative (DNDi) die gemeinnützige Forschungsinitiative GARDP ins Leben gerufen. GARDP steht für „Global Antibiotic Research and Development Partnership“ und ist eine Kooperation mehrerer Staaten und Institutionen mit dem Ziel, die Antibiotika-Forschung voranzutreiben. Die GARDP unterstützt in erster Linie Pharmaunternehmen bei Studien und der Forschung für neue Antibiotika.

Deutschland größter Geldgeber

Und genau diese Initiative will die Bundesregierung nun verstärkt finanziell unterstützen. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe erklärte am heutigen Montag in Berlin, dass sein Ministerium die Förderung für die Jahre 2016 und 2017 um 1,35 Millionen Euro auf insgesamt 2,6 Millionen Euro aufstocken möchte. Das Bundesforschungsministerium sagte außerdem zu, dass in den Jahren 2018 bis 2022 weitere 50 Millionen Euro in die in der Schweiz ansässige Initiative fließen sollen. Auch andere Staaten haben im Rahmen eines heutigen Treffens der beteiligten Staaten zusätzliche Finanzmittel versprochen, darunter die Niederlande, Großbritannien und die Schweiz. Insgesamt sollen so rund 56,5 Millionen Euro zusammenkommen. Deutschland ist allerdings der größte Geldgeber.

Gröhe erklärte: „Wir wollen die mit Antibiotika-Resistenzen verbundenen Infektionen und Todesfälle stärker bekämpfen. Wir können auf neue, wirksame Antibiotika nicht verzichten. Auch aus volkswirtschaftlicher Sicht ist das eines der drängendsten Themen für uns.“ Ein Vertreter der Weltgesundheitsorganisation erklärte, dass die WHO die „Pipeline“ neuer Antibiotika regelmäßig scanne und auswerte. Mit Blick auf die zunehmenden Resistenzfälle werde es in den kommenden acht Jahren nicht genügend neue Arzneimittel geben. Ein Beispiel sei die Geschlechtskrankheit Genorrhö. In den vergangenen Jahren habe es auf der Welt starke Anstiege bei den Neuinfektionen gegeben, gegen einige Bakterien wirke kein derzeit auf dem Markt erhältliches Antibiotikum, so der WHO-Vertreter.

Wo fließt das Geld hin?

Einer der Forschungsschwerpunkte der GARDP ist daher auch der Bereich der sexuell übertragbaren Infektionen. Die WHO schätzt, dass sich jährlich bis zu 357 Millionen Menschen neu mit einer solchen Krankheit infizieren, darunter sollen 78 Millionen Gonorrhö-Fälle sein. GARDP hat es sich zum Ziel gesetzt, bis 2023 ein bis zwei neue Behandlungen zu entwickeln, sich gegen die behandlungsresistenten Formen der Krankheit richten.

Die GARDP will dabei unter anderem kleinere Pharmaunternehmen finanziell unterstützen, die chemischen Substanzen beschleunigt zu erforschen. Ziel ist es auch, neue Kombinationstherapien zu entwickeln, die in einer Arzneimittelpackung vertrieben werden. Laut GARDP konnte im Juli dieses Jahres bereits eine Partnerschaft mit dem Hersteller Entasis Therapeutics gestartet werden, bei der die Entwicklung des Antibiotikums Zoliflodacin im Vordergrund steht. Das Medikament sei das einzige Arzneimittel, das spezifisch zur Behandlung der Gonorrhö vorgesehen sein soll. Wenn das Präparat eine Zulassung erhält, werde das Pharmaunternehmen der Initiative eine Alleinlizenz für die meisten Länder mit geringerem und mittlerem Einkommen erteilen, teilte die GARDP mit. Einen Zeitpunkt nannte die Initiative allerdings nicht.

Weitere große Themen- und Forschungsfelder für die GDARP sind die Neugeborenen-Sepsis, ein Programm für eine pädiatrische Antibiotika-Plattform, sowie ein Programm zur Unterstützung für frühe Forschungsphasen zu gram-negativen Erregern. Laut GDARP verpflichten sich die Unternehmen, die Finanzhilfen aus öffentlichen Geldern bekommen, „erschwingliche Produkte zu entwickeln und zugänglich zu machen, die drängenden Probleme der öffentlichen Gesundheit lösen“. Die Kosten für die Umsetzung aller Programme schätzt die Organisation auf 270 Millionen Euro bis 2023. Bis zu vier Arzneimittel sollen bis dahin eingeführt werden, vier weitere sollen Kandidaten für die präklinische und klinische Entwicklung werden.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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1 Kommentar

56 Mios - haha

von Ratatosk am 04.09.2017 um 18:48 Uhr

Ist ein netter Versuch, aber die Politik sollte schon mal schauen was heutzutage echte Neuentwicklungen kosten.
Die meisten Polithippster mit Handy finden es ja auch toll, daß man z.B Antibiotika in Spanien gleich im Supermarkt findet, man soll ja den Bürger nicht zwingen, wo er es bekommt, vom Internetversand ala SPD und FDP, wo man alles durch die Freigabe bekommt gar nicht zu reden. Wenns hochkommt kramen die Grünen dann irgendein Siegel raus, das leider in China Indien etc, die Versender noch nicht mal zum Lachen bringt,
Hier werden ganze Antibiotikagruppen a block der Resistenz zugeführt, auch nicht zu vergessen die Billigheimer ala AOK die das ganze gleich ins Wasser kippen wo dann die Resistenzbildung potenziert wird, aber hauptsache billig und gut für die Funkionäre.

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