Finanzergebnisse der GKV im 1. Halbjahr 2017

Rabattverträge sparen 1,95 Milliarden Euro

Berlin - 08.09.2017, 13:35 Uhr

Die Kassen sammeln weiterhin Finanzreserven an. (Foto: pgonici / Fotolia)

Die Kassen sammeln weiterhin Finanzreserven an. (Foto: pgonici / Fotolia)


Arzneimittelausgaben steigen um 2 Prozent je Versicherten

Die Ausgabenentwicklung verlief in fast allen größeren Leistungsbereichen moderat. So sind die Arzneimittelausgaben der Krankenkassen im 1. Halbjahr 2017 absolut um 3,2 Prozent und um 2,0 Prozent je Versicherten gestiegen. Sie beliefen sich auf 19,7 Milliarden Euro und damit rund 17 Prozent der GKV-Gesamtausgaben. Rabattvereinbarungen zwischen pharmazeutischen Unternehmern und Krankenkassen sorgen erneut für eine größere Entlastung der Kassen. Die Erlöse aus diesen Verträgen wuchsen um rund 7,6 Prozent gegenüber dem 1. Halbjahr 2016 und beliefen sich auf rund 1,95 Milliarden Euro. Laut BMG gingen auch die Ausgaben für innovative Arzneimittel zur Behandlung der Hepatitis C gegenüber dem 1. Halbjahr 2016 deutlich zurück.

Die Netto-Verwaltungskosten der Krankenkassen haben sich im 1.Halbjahr 2017 um 0,9 Prozent erhöht und sind je Versicherten sogar um -0,3 Prozent zurückgegangen. Laut BMG spricht viel dafür, dass dabei auch Synergieeffekte bei größeren Kassenfusionen eine Rolle spielen.

Musterschüler AOK

Die AOK ist übrigens erneut die einzige Kassenart, die – wie schon im ersten Quartal 2017 – zurückgehende Arzneimittelausgaben vermeldet. Sie reduzierten sich um -0,5 Prozent. Auch bei den Ersatzkassen entwickelten sich die Arzneimittelausgaben mit +1,1 Prozent unterdurchschnittlich.

Im Bereich der ärztlichen Behandlung stiegen die absoluten Ausgaben im 1. Halbjahr 2017 um rund 5,1 Prozent (je Versicherten um rund 3,9 Prozent) auf 21,5 Milliarden Euro an. Mit 18 Prozent der GKV-Gesamtausgaben sind sie der zweitgrößte Kostenblock der Kassen. Die Ausgaben für Krankenhausbehandlung stiegen im 1. Halbjahr 2017 absolut um 2,5 Prozent (je Versicherten um 1,3 Prozent) auf 38,3 Milliarden Euro (33 Prozent der Gesamtausgaben).  

Pharmaverbände: Schluss mit Weltuntergangsszenarien

Auch die Pharmaverbände äußerten sich zu diesen frisch veröffentlichten Zahlen. Wolfgang Reinert, Leiter der Abteilung GKV-Arzneimittelversorgung/ Selbstmedikation beim Bundesverbandes der Arzneimittel-Hersteller e.V. (BAH) kommentierte: „Wieder einmal zeigen die gut gefüllten Kassen der GKV: Die Kostenexplosion bei den Arzneimittelausgaben ist ein Märchen. Denn wieder liegen die Arzneimittelausgaben deutlich unter dem Durchschnitt. Jetzt ist es an der Zeit umzudenken: Zwangsmaßnahmen – wie das Preismoratorium –  gehören abgeschafft.“

Dr. Norbert Gerbsch, stellvertretender Geschäftsführer des Bundesverbands der Pharmazeutischen Industrie (BPI), betonte, dass seine Branche nicht unerheblich zu der guten Bilanz beigetragen habe: mit dem Preismoratorium, durch Rabattverträge, Festbeträge und die frühe Nutzenbewertung. Gerbsch:  „Die immer wieder heraufbeschworenen finanziellen Weltuntergangsszenarien der Kassen kann man angesichts dieser Zahlen nun wirklich nicht mehr ernst nehmen.“



Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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