Doc-Morris-Mitarbeiter Jörg Berens

FDP-Politiker besucht Apotheke von Kammerpräsidentin

Berlin - 21.09.2017, 15:00 Uhr

FDP-Kandidat und DocMorris-Mitarbeiter Jörg Berens besuchte am gestrigen Mittwoch die Apotheke von Kammerpräsidentin Gabriele Regina Overwiening. (Foto: AKWL)

FDP-Kandidat und DocMorris-Mitarbeiter Jörg Berens besuchte am gestrigen Mittwoch die Apotheke von Kammerpräsidentin Gabriele Regina Overwiening. (Foto: AKWL)


Gabriele Regina Overwiening, Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe, hat in ihrer Apotheke am gestrigen Mittwoch einen besonderen Gast begrüßt: Der FDP-Kandidat aus Münster, Jörg Berens, schaute auf ein Gespräch vorbei. Berens ist hauptberuflich Social-Media-Manager bei DocMorris. Bei ihrem Treffen entdeckten die beiden sogar einige wenige Gemeinsamkeiten.

Etwa 50 Kilometer westlich der Stadt Münster liegt Reken, wo Gabriele Regina Overwiening die Apotheke am Bahnhof betreibt. Overwiening ist seit 2009 Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe (AKWL). Ihre Kammer gilt als eine der „politischsten“ Apothekerkammern: Insbesondere im vergangenen Jahr nach dem EuGH-Urteil zur Rx-Preisbindung hat sich die AKWL politisch für das Rx-Versandverbot stark gemacht und dabei des Öfteren auch gegen die niederländische Versandapotheke DocMorris ausgeteilt.

Die Positionierung von Jörg Berens zu diesen gesundheitspolitischen Fragestellungen könnte unterschiedlicher nicht sein. Berens kandidiert im Wahlkreis Münster für die FDP, die in ihrem Wahlprogramm ein faires Nebeneinander von Vor-Ort- und Versandapotheken sowie die Aufhebung des Fremdbesitzverbotes fordert. Gute Chancen auf einen Einzug in den Bundestag hat der Liberale mit Listenplatz 39 in Nordrhein-Westfalen allerdings nicht. Berens war bereits Büroleiter des ehemaligen Bundesgesundheitsministers Daniel Bahr (FDP). Seine Meinung zum Thema Versandhandel hat er kürzlich auch im „Wahlradar Gesundheit“ der ABDA kundgetan. Dort spricht er sich gegen das Rx-Versandverbot aus, fordert aber gleichzeitig einen Ausbau des Leistungsspektrums der Apotheker. Hauptberuflich ist Berens seit einigen Jahren als Social-Media-Manager bei DocMorris tätig.

Berens schaute sich eine Kapselherstellung an

Trotz dieser sehr weit auseinander gehenden Perspektiven haben sich Overwiening und Berens am gestrigen Mittwoch in der Apotheke der Kammerpräsidentin in Reken getroffen. Beide hatten sich vor einigen Wochen bei einer politischen Diskussion der Kammer kennengelernt und waren mit mehreren Meinungsverschiedenheiten auseinander gegangen. Overwiening hatte den FDP-Politiker aber in die Apotheke eingeladen. Berens sagte zu, sein Grund dafür: „Denn ich finde, dass man gerade dann miteinander im Gespräch bleiben muss, wenn Positionen scheinbar unüberbrückbar gegenüberstehen.“

Der DocMorris-Mitarbeiter war etwa zwei Stunden lang in der Apotheke, schaute sich eine Kapsel-Herstellung an, bekam eine kurze Einführung ins Warenwirtschaftssystem und sprach mit Overwiening auch über politische Aspekte. Gegenüber DAZ.online erklärte Berens, dass er zum ersten Mal zu einem solchen längeren Besuch in einer Apotheke gewesen sei. Sein Eindruck: „Insgesamt fand das Gespräch in einer freundlichen Atmosphäre statt. Ich fand das Konzept, das mir Frau Overwiening vorgestellt hat, durchdacht und modern.“

Berens und Overwiening: Für Einbindung der Apotheker in den Medikationsplan

Bevor die Apothekerin und der Liberale sich den politischen Streitpunkten widmeten, erkannten sie sogar eine Gemeinsamkeit: „Einigkeit herrschte bei Frau Overwiening und mir darin, dass die Apotheker nicht ausreichend bei der Erstellung eines Medikationsplans eingebunden sind. Apotheker können mehr, als es ihnen der Bundesgesundheitsminister offensichtlich zutraut!“ Dazu, wie die Politik auf das EuGH-Urteil reagieren sollte, haben beide aber eine weit auseinandergehende Meinung. Berens erklärte: „Ich habe im Gespräch deutlich gemacht, dass ich aus juristischer aber auch aus inhaltlicher Sicht gegen ein Verbot des Versandhandels mit rezeptpflichtigen Medikamenten bin. Klar ist aber auch, dass gesetzgeberisches Handeln notwendig ist, um eine Verzerrung infolge des EuGH-Urteils aufzuheben. Dabei müssen wir insbesondere auch auf die Bedürfnisse der Apotheken eingehen, die im ländlichen Gebiet oder in strukturschwachen Regionen angesiedelt sind. Ich kann mir hier beispielsweise einen Sicherstellungszuschlag vorstellen.“

Die ABDA hatte den vom Bundesverband Deutscher Versandapotheken (BVDVA) ins Spiel gebrachten Sicherstellungszuschlag innerhalb des Apothekensystems immer abgelehnt. Zur Erklärung: Der BVDVA hatte vorgeschlagen, dass die Apotheker aus ihrem Fixhonorar einen fixen Cent-Betrag in einen Sicherstellungs-Fonds abführen, mit dessen Hilfe kleinere Apotheken dann finanziell unterstützt werden.

Auch Kammerpräsidentin Overwiening hat Positives über das Treffen zu berichten. Gegenüber DAZ.online erklärte sie: „Das Gespräch mit Herrn Berens war sehr konstruktiv. Auch wenn wir beim Thema Versandhandelsverbot mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln nach wie vor nicht einer Meinung sind – ich bin überzeugt, dass nur das Rx-Versanhandelsverbot die Schieflage der flächendeckenden Arzneimittelversorgung durch das EuGH-Urteil beheben kann – ist es gut, im Gespräch zu bleiben. Herr Berens erhielt einen umfassenden Einblick in den Apothekenalltag und die vielfältigen Aufgaben der Apotheke vor Ort.“



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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4 Kommentare

Genauso gut ....

von gabriela aures am 21.09.2017 um 21:12 Uhr

..könnte man Beatrix von Storch ins Flüchtlingslager einladen.
Der "Erkenntnisgewinn" dürfte in etwa gleich hoch sein.

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Das Märchen vom Sicherstellungszuschlag

von Hubert Kaps am 21.09.2017 um 16:38 Uhr

Es bleibt dabei, jeder Vorschlag in diese Richtung klingt vordergründig gut. Merke, wenn 10 % Rxer in den Versandhandel abwandern, fehlen der Fläche 700 Mio. Ertrag. Niemand bei Politik u. Krankenkassen wird bereit sein, für weniger Leistung (da weniger Packungen) soviel mehr Honorar zu bezahlen. Die einzige Sicherstellungsmaßnahme für die Fläche ist das Rx-Versanhandelsverbot. Schade, dass derartige konkrete Zahlen in solchen Beiträgen regelmäßig unerwähnt bleiben.

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FDP und Großkapital

von Dr.Diefenbach am 21.09.2017 um 16:14 Uhr

Wie gut doch solche Besuche sein können !!!Somit erfährt auch eine größere Gruppe von Berufsangehörigen,wieso zB eine FDP Spitze derart spröde mit uns an der Basis umgeht.Es liegt doch auf der Hand dass Herr Berens seine Ideen ungefiltert in parteipolitische Spitzen einfließen lassen konnte,in vielen Momenten,,in denen es keine Möglichkeit der Gegenargumentation gab.DAS ist doch DER Lobbyismus ,den man der ABDA unfairerweise immer vorhält.Nun weiß der freundliche Kandidat wie Kapseln gehen,es wird ihn nicht weiter interessieren,denn Doc Morris etc wollen nur multiplikativen Handel.Nun wissen aber auch einige KollegInnen mehr,wen sie nicht(!)wählen dürften.

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AW: FDP und Großkapital

von Stefan Haydn am 22.09.2017 um 18:00 Uhr

Bravo Herr Dr. Diefenbach,
besser kann man es nicht formulieren. Dies waren genau meine Gedanken. Was für ein Filz!

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