Absichtserklärung

ABDA und KBV wollen Digitalisierung zusammen gestalten

Karlsruhe - 27.09.2017, 15:30 Uhr

Gemeinsam ins digitale Zeitalter: ABDA und KBV wollen, dass Ärzte und Apotheker das Digital Health-Zeitalter gemeinsam gestalten. (Foto Wavebreak / Adobe Stock)

Gemeinsam ins digitale Zeitalter: ABDA und KBV wollen, dass Ärzte und Apotheker das Digital Health-Zeitalter gemeinsam gestalten. (Foto Wavebreak / Adobe Stock)


Die ABDA sowie die Kassenärztliche Bundesvereinigung haben gemeinsam eine Erklärung unterzeichnet, laut der sie die Digitalisierung im Gesundheitswesen gemeinsam gestalten wollen. Die modernen Möglichkeiten hätten „dienenden Charakter“ und ersetzen nicht die Arbeit von Ärzten und Apothekern, betonen die Verbände.

In einer gemeinsamen Absichtserklärung betonen die ABDA sowie die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), die Digitalisierung im Gesundheitswesen zusammen „sinnvoll und im heilberuflichen Interesse“ vorantreiben zu wollen. In dem Dokument sprechen sich beide Verbände für die Telematikinfrastruktur (TI) als wichtige Basis für die voranschreitende Digitalisierung im Gesundheitswesen aus und fordern gleichzeitig, dass neue Technologien in die Weiterentwicklung der TI einfließen sollen.

Der demographische Wandel und die regionale Ungleichverteilung der Patienten seien wie auch der medizinisch-technische Fortschritt in Gestalt neuer medizinischer Therapiealternativen „Katalysatoren der Umwälzungen“, denen sich alle Beteiligten im Gesundheitssystem stellen müssen, erklären ABDA und KBV. „Diese Prozesse werden durch die rapide Digitalisierung massiv beeinflusst.“ Digitale Möglichkeiten seien „Instrumente zur Unterstützung der heilberuflichen Tätigkeit“, heißt es. „Sie haben dienenden Charakter und ersetzen keine Entscheidungen von Ärzten oder Apothekern“, betonen die Verbände.

ABDA und KBV wollen das moderne Handlungsspektrum zum Wohle des Patienten einsetzen. Gleichzeitig solle „das Primat der heilberuflichen Entscheidungs- und Therapiefreiheit“ unter Einbindung der Patienteninteressen gestärkt werden. „Die heilberufliche Bedarfs-Angebots-Schere der kommenden Jahrzehnte erfordert zunehmend digital unterstützte arbeitsteilige Therapieprozesse“, heißt es.

 „E-Health darf nicht nur ein Schlagwort sein, sondern muss die Heilberufe unterstützen und Nutzen für die Patienten stiften“, erklärte ABDA-Präsident Friedemann Schmidt in einer Pressemitteilung. „Ärzte und Apotheker wollen deshalb die Zukunft gemeinsam gestalten.“ Die Digitalisierung bietet „sinnvoll eingesetzt“ viele Chancen, betonte auch KBV-Chef Andreas Gassen. „Uns ist es wichtig, diesen Prozess sinnvoll zu gestalten und die Kompetenz der Ärzte und Apotheker einzubringen“, erklärte er.

Konkrete Projekte: Elektronische Patientenakte und Medikationsplan

KBV und ABDA setzen sich in der Erklärung für den Ausbau der intersektoralen Kommunikation zwischen den Leistungserbringern sowie für deutschlandweit einheitliche Standards und Schnittstellen bei der elektronischen Patientenakte (ePA) ein. Beide „sind sich einig, dass es schnellstmöglich zu einer verbesserten, sicheren, direkten, elektronischen Kommunikation zwischen Heilberuflern kommen muss, damit die Arzneimitteltherapiesicherheit gerade im Falle von Polymedikation verbessert wird“, heißt es. „Der bundesweite Medikationsplan ist nur ein erster Schritt und nicht ausreichend.“

Da die Verwendung und der Austausch gesundheitsbezogener Daten immer sensibel ist, betonen ABDA und KBV auch auf die Wichtigkeit des Datenschutzes. Dieser sei „ein hohes gesellschaftliches Gut“ – genauso wie das Recht auf informationelle Selbstbestimmung, erklären die Verbände. „KBV und ABDA setzen sich für die Gestaltung der Datenschutzstandards im Sinne der Patienten ein, um Verständlichkeit und Wirksamkeit eigener Schutzrechte zu gewährleisten und gleichzeitig die Erfordernisse einer verbesserten Arzneimitteltherapie in den Fokus zu rücken“, schreiben sie.

Von Teilen der Politik und der Industrie werde gerne das Bild gezeichnet, dass Ärzte und Apotheker bei der Digitalisierung langsam sind, erklärt KBV-Sprecher Roland Stahl auf Nachfrage zur Entstehung der Erklärung. „Das ist Unsinn – wir gestalten die Digitalisierung“, betont er. Gleichzeitig erlebe die KBV, dass die Industrie teils ihre Aufgaben nicht erfüllt, wie bei den Konnektoren zur Anbindung von Arztpraxen an das Telematik-Netz. „Es gibt derzeit ein einziges Modell, das auf dem Markt ist – und so große Anbieter wie die Telekom sind nicht in der Lage, die Geräte herzustellen“, kritisiert der Sprecher. „Das zeigt, dass die Industrie auch nur mit Wasser kocht, und wir alles andere als nur Bremser sind.“

Die Zielsetzungen von Apothekern und Ärzten sei in großen Bereichen gleich – und mit dem Medikationsmanagement-Projekt ARMIN gebe es bereits ein „gelungenes Beispiel“ der Interaktion zwischen den Heilberufen, erklärt Stahl. Bislang sei man noch ganz am Anfang. „Überall dort, wo es um Arzneimittel geht, ist eine Zusammenarbeit denkbar“, betont er. Gleichzeitig sei die Digitalisierung kein Allheilmittel. „Viele Politiker bekommen ja glänzende Augen, wenn sie nur das Stichwort Digitalisierung hören“, erklärt Stahl.



Hinnerk Feldwisch-Drentrup, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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