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Gesundheitsnetzwerk ohne Apotheker
AOK auf der E-Health-Überholspur
Scharfe Kritik an der gematik
Christian Klose, beim AOK-Bundesverband Projektleiter für das Gesundheitsnetzwerk, erklärte bei der Vorstellung des Netzwerkes am heutigen Dienstag in Berlin zum Thema Datenschutz: „Bei der Entwicklung haben wir selbstverständlich die aktuellen IT-, Sicherheits- und Datenschutz-Standards berücksichtigt. Ein besonderes Merkmal des AOK-Gesundheitsnetzwerkes ist die dezentrale Datenhaltung: Die Gesundheitsinformationen der Versicherten werden nicht zentral gespeichert, sondern bleiben bei demjenigen, der sie erhoben hat. Zentral vorhanden ist nur die Information, bei welcher Klinik oder bei welchem niedergelassenen Arzt Daten vorhanden sind und wer darauf zugreifen darf.“ Die Kasse selbst speichere keine Daten. Zudem könnten die teilnehmenden Patienten jederzeit selbst entscheiden, welcher Arzt welche Dokumente digital zur Verfügung gestellt bekommt.
Die AOK sieht sich in ihrem Vorgehen durch eine eigens in Auftrag gegebene Umfrage gestärkt. Eine Befragung des Institutes YouGov hatte ergeben, dass 82 Prozent der befragten GKV-Versicherten es für sinnvoll erachten, dass medizinische Daten in einer digitalen Gesundheitsakte gespeichert werden, sodass Ärzte in der Praxis und im Krankenhaus diese abrufen und sich einen Überblick über den Gesundheitszustand des Patienten verschaffen können.78 Prozent der Befragten würden eine solche digitale Gesundheitsakte auch selbst nutzen.
Litsch: Die gematik ist gescheitert
Martin Litsch, Vorstandsvorsitzender des AOK-Bundesverbandes, übte bei der Vorstellung schwere Kritik am Fortschritt der Selbstverwaltung im Bereich E-Health. Litsch ist der Meinung, dass die in der gematik vertretenen Akteure den Digitalisierungsprozess nicht mehr vorantreiben können und sich gegenseitig blockieren. Zur Erklärung: In der Gesellschaft für Telematikanwendungen der Gesundheitskarte (gematik) sitzen Ärzte, Apotheker, Krankenhäuser und Krankenkassen gemeinsam, unter anderem, um die Telematikinfrastruktur aufzubauen, also eine digitale Kommunikationsstruktur zu entwickeln. Andere Projekte sind der digitale Medikationsplan, das e-Rezept und die elektronische Gesundheitskarte. Die gematik gibt es seit 2005, ihre Ergebnisse und die Arbeitsprozesse stehen immer wieder in der Kritik.
Litsch, der mit dem AOK-Bundesverband selbst in der gematik mitwirkt, erklärte dazu am heutigen Dienstag: „Aus unserer Sicht sind die Entscheidungsstrukturen in der gematik gescheitert. Die Vorteile, die eine Vernetzung im Gesundheitswesen bringen kann, werden durch diese nicht funktionierenden Strukturen immer wieder konterkariert. Um die Blockaden aufzulösen, müssen wir weg von der gemeinsamen Selbstverwaltung in der gematik.“ Vielmehr brauche es eine unabhängige Institution, eine Art „Bundesnetzagentur“ für das Thema E-Health. Diese Agentur solle die Leitplanken setzen, innerhalb derer die Akteure ihre Digitalisierungsprojekte entwickeln können.
Trotzdem hat die AOK eigenen Angaben zufolge darauf geachtet, dass das Gesundheitsnetzwerk an die Telematikinfrastruktur der gematik anschließbar ist. Mit Absicht habe man sich für zwei regionale Pilotprojekte entschieden, so Litsch. Denn auch bei der weiteren Ausarbeitung des Netzwerkes sollen sich die Möglichkeiten der digitalen Vernetzung immer an die jeweiligen regionalen Gegebenheiten anpassen. Heißt konkret: In Thüringen könnte die AOK Plus das Gesundheitsnetzwerk mit anderen Partnern und anderen Modulen umsetzen als die AOK Bayern bei sich in der Region.
1 Kommentar
Innovative? AOK übernimmt lange bekanntes ABDA Konzept.
von Heiko Barz am 11.10.2017 um 11:23 Uhr
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