AkdÄ

Profitieren Patienten bei Infusionen nicht von der vollen Arzneimittelwirkung?

Stuttgart - 12.10.2017, 17:00 Uhr

Welches
Infusionssystem ist das richtige? Eine entscheidende Rolle spielt das
Restvolumen. (Foto: somkanokwan / stock.adobe.com)

Welches Infusionssystem ist das richtige? Eine entscheidende Rolle spielt das Restvolumen. (Foto: somkanokwan / stock.adobe.com)


Problem in der Praxis nicht ausreichend bekannt

Scheinbar konnten Ärzte in der Vergangenheit nicht ausreichend für das Problem sensibilisiert werden, sodass die AkdÄ das Fazit des BfArM neu aufgreift und weitere Empfehlungen ausspricht. Als Lösungsansätze nennt sie zum Beispiel Perfusorspritzensysteme, die in der Regel das geringste Restvolumen aufweisen. Außer Acht gelassen werden darf dabei allerdings nicht die Schlauchlänge. Außerdem sind Perfusorspritzensysteme nicht für alle Arzneimittel geeignet. Die AkdÄ greift auch die Empfehlung zu höheren Infusionsvolumina auf, schränkt sie aber insofern ein, als dass sie bei pädiatrischen Patienten oder Patienten mit Flüssigkeitsrestriktion nicht praktikabel ist. Eine weitere Problematik sieht die AkdÄ in der versehentlichen (und schnelleren) Applikation von Restvolumina mit einer anderen folgenden Infusion.

Das sogenannte Nachspülen ist laut AkdÄ die sicherste Methode: Als Richtwert gilt das 1,0- bis 1,3-fache des Restvolumens des verwendeten Infusionsbestecks. Der gemeldete Fall wurde so gelöst: Im Anschluss an die vierstündige Alemtuzumab-Infusion wird mit 50 ml NaCl-Lösung nachgespült. Die Flussrate von 25 ml/h wird berücksichtigt, wodurch sich die Infusionszeit insgesamt verlängert. Für die Zukunft wünscht sich die AkdÄ konkrete Empfehlungen zum Umgang mit Restvolumina in den Fachinformationen betroffener Arzneimittel.

Welches Infusionsystem ist das richtige?

Volumetrische Infusionspumpen (Infusomaten) stoppen, sobald der Tropfenzähler leergelaufen ist. Deshalb beeinflusst der verbleibende Rest im Infusionsbeutel, das gesamte Volumen der Infusionsleitung und mögliche Zwischenstücke das Restvolumen. Bei der reinen Schwerkraftinfusion läuft dagegen auch der Schlauch teilweise leer. Das Restvolumen ist daher insgesamt kleiner, jedoch sehr variabel – zum Beispiel beeinflusst durch Schlauchlänge, Schlauchlumen, venösen Druck des Patienten und Höhenunterschied zwischen Infusionsbeutel und Patienten. Infusionsspritzensysteme (Perfusoren) haben wie Infusomaten den Nachteil, dass die gesamte Leitung nach Abschluss der Infusion gefüllt bleibt. Dennoch sind sie – das Totvolumen betreffend – sowohl den reinen Schwerkraftinfusionen, als auch den Infusomaten überlegen, weil ihre Leitungen über ein geringeres Lumen verfügen. Das Restvolumen darf aber auch bei Perfusorsystemen nicht unterschätzt werden.

Ein gemeinsames Plus der Pumpensysteme (Infusomat und Perfusor): Die Hersteller geben exakte Anweisungen, wie das System vor und nach Anwendung zu spülen ist.



Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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