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Von Monika Neubeck
„Ich brauch was gegen meine Grippe." Wenn ein Patient in der Apotheke nach einem „Grippe-Mittel“ verlangt, weiß er oft genau was er will: Eines der vielen Kombinationspräparate, die zumeist auch kräftig beworben werden. Ob echte Grippe oder grippaler Infekt, interessiert ihn oft nicht. Er möchte schnell „gesund" werden. Um einen solchen Patienten zu beraten, sollte man wissen wie sich die vielen Kombinationspräparate zusammensetzen.
Nur anhand der Symptome lässt sich eine Erkältung oft nicht von einer echten Grippe unterscheiden. Deshalb ist es wichtig zu wissen, welche Viren gerade in der Bevölkerung zirkulieren, um die Wahrscheinlichkeit abzuschätzen, dass der Patient an einer echten Influenza erkrankt ist. Die echte Influenza beginnt oft sehr plötzlich mit Fieber, Muskel- und/oder Kopfschmerzen. Ein trockener Reizhusten kommt häufig etwas später dazu. Zudem tritt sie vor allem in den Wintermonaten auf. Jedoch entwickelt etwa ein Drittel der Infizierten gar keine Symptome, circa ein weiteres Drittel nur milde Erkältungs-ähnliche Symptome und nur ein Drittel leidet tatsächlich an den typischen Influenza-Symptomen. Gerade ältere Patienten bekommen häufig kein Fieber. Besteht der Verdacht auf Influenza, sollte der Arzt aufgesucht werden.
Eine (virale) Erkältung, wie auch immer sie sich äußert – Husten, Schnupfen, Halsschmerzen, Heiserkeit, Kopfschmerzen und Fieber – lässt sich nicht ursächlich bekämpfen. Sie verschwindet aber im Normalfall nach einer Woche von selbst. Außer Schonung muss man dem Patienten also nichts empfehlen. Was aber, wenn er ein für ihn geeignetes Kombinationspräparat einfordert? Um die Beratung in der Apotheke zu erleichtern, hat DAZ.online auf den folgenden Seiten eine Präparate-Übersicht zusammengestellt (ohne Anspruch auf Vollständigkeit).
NSAID + Sympathomimetikum | |
Aspirin® Complex Granulat / Heißgetränk, Gripphexal® | 500 mg Acetylsalicylsäure, 30 mg Pseudoephedrin hydrochlorid |
Boxagrippal® Erkältungstabletten / Erkältungssaft, Ibuhexal® Grippal Filmtabletten, Olytabs® Filmtabletten, Ratiogrippal® Filmtabletten, Spaltgrippal® überzogene Tabletten/Weichkapseln, Wick DuoGrippal Filmtabletten | 200 mg Ibuprofen, 30 mg Pseudoephedrin hydrochlorid |
Paracetamol + Sympathomimetikum | |
Doregrippin® Tabletten | 500 mg Paracetamol, 10 mg Phenylephrin hydrochlorid |
Geloprosed® Pulver zum Einnehmen | 1000 mg Paracetamol, 12,18 mg Phenylephrin hydrochlorid |
Paracetamol + Sympathomimetikum + Hustenstiller | |
Cetegrippal® plus Hustenstiller Heißgetränk | 500 mg Paracetamol, 10 mg Phenylephrin hydrochlorid, 15 mg Dextromethorphan hydrobromid |
Wick Daymed Erkältungskapseln, Basoplex® Erkältungskapseln | 325 mg
Paracetamol, 12,5 mg Phenylpropanolamin hydrochlorid, 10 mg Dextromethorphan hydrobromid |
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Im neu erschienen Buch der Stiftung Warentest „Medikamente im Test“ werden insgesamt 9000 Arzneimittel bewertet. Im Kapitel „Erkältung“ kommen die Kombinationspräparate gegen „Grippe“ - wie so häufig - insgesamt nicht gut weg. Sie seien nicht sinnvoll zusammengesetzt und deshalb bei Erkältungen wenig geeignet. Denn Art und Dauer der Beschwerden sind individuell unterschiedlich und sollten einzeln behandelt werden.
Für alle in den Kombinationspräparaten enthaltenen „Schmerzmittel“ gilt: Sie verringern typische Erkältungssymptome, ein Effekt auf die Atemwege ist aber nicht belegt. Genauso konnte bislang nicht geklärt werden, ob sie sich auf die Dauer der Erkrankung positiv auswirken. Grundsätzlich sollte immer auf die Gefahr hingewiesen werden, dass man seinen Körper durch die Unterdrückung der Symptome eventuell nicht ausreichend schont.
Paracetamol + Antihistaminikum + Hustenstiller | |
Wick Medinait Erkältungssirup mit Honig- und Kamillenaroma | 600 mg Paracetamol, 7,5 mg Doxylamin hydrogensuccinat, 15 mg Dextromethorphan hydrobromid |
Paracetamol + Antihistaminikum + Hustenstiller + Sympathomimetikum | |
Wick Medinait Erkältungssaft | 600mg Paracetamol, 7,5 mg Doxylamin hydrogensuccinat, 15 mg Dextromethorphan hydrobromid, 8 mg Ephedrin hemisulfat (+Alkohol!) |
Paracetamol + Antihistaminikum + Coffein + Ascorbinsäure | |
Grippostad® C Hartkapseln | 200 mg Paracetamol, 2,5mg Chlorphenamin hydrogenmaleat, 25 mg Coffein, 150 mg Ascorbinsäure |
Grippostad® C Stickpack Granulat | 400 mg Paracetamol, 5mg Chlorphenamin hydrogenmaleat, 50 mg Coffein, 300 mg Ascorbinsäure |
Paracetamol + Sympathomimetikum + Schleimlöser | |
Wick Daymed Kombi Erkältungsgetränk | 500 mg Paracetamol, 10 mg Phenylephrin hydrochlorid, 200 mg Guaifenesin |
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Acetylsalicylsäure: Sie hemmt die Cyclooxygenase irreversibel und lindert typische Erkältungssymptome: Fieber, Abgeschlagenheit, Kopf-, Hals-, Ohren und Gliederschmerzen. Bei Kindern und Jugendlichen soll sie nur auf ärztliche Anweisung und nur angewendet werden, wenn Alternativen nicht wirken. Die immer wieder heraufbeschworene Gefahr ist das lebensbedrohliche Reye-Syndrom, das sich beispielsweise durch lang anhaltendes Erbrechen äußert. Das erhöhte Blutungsrisiko muss ebenso stets bedacht werden (Operationen!). Im dritten Trimenon einer Schwangerschaft ist ASS kontraindiziert. Ibuprofen und Paracteamol sollten grundsätzlich während der Schwangerschaft bevorzugt werden. Auch in der Stillzeit sollte, wenn nötig und möglich, Ibuprofen bevorzugt eingenommen werden. Besondere Vorsicht ist auch bei Patienten mit Asthma, Ulkus, Leber- oder Niereninsuffizienz geboten.
Ibuprofen: Auch Ibuprofen sollten Asthmatiker und Ulkus-Risiko-Patienten, genauso wie Patienten mit Leber- und Nierenfunktionsstörungen meiden. Das Risiko-Profil von Ibuprofen ist bezüglich einer Überdosierung im Vergleich zu Paracetamol und Acetylsalicylsäure aber günstiger. Der unselektive Cyclooxygenasehemmer reduziert entzündliche Schmerzen (Kopf-, Hals-, Ohren- und Gliederschmerzen), Schwellungen und Fieber. Auch das Symptom „Niesen“ wird durch Ibuprofen gegenüber Placebo signifikant gesenkt. Unter zwölf Jahren sollte Ibuprofen nur zur Fiebersenkung oder Schmerzlinderung, aber nicht als Grippemittel, angewendet werden. Im dritten Trimenon einer Schwangerschaft und bei Patienten mit schwerer Herzinsuffizienz (NYHA IV) ist Ibuprofen kontraindiziert.
Acetylsalicylsäure + Ascorbinsäure | |
Aspirin® plus C Brausetabletten, | 400 mg Acetylsalicylsäure, 240 mg Ascorbinsäure |
ASS + C - 1A Pharma® Brausetabletten, ASS + C Hexal® Brausetabletten | 500 mg
Acetylsalicylsäure, 250 mg Ascorbinsäure |
ASS + C - ratiopharm® Brausetabletten | 600 mg
Acetylsalicylsäure, 200 mg Ascorbinsäure |
Aspirin® plus C forte Brausetabletten | 800 mg
Acetylsalicylsäure, 480 mg Ascorbinsäure |
Acetylsalicylsäure + Ascorbinsäure + Coffein | |
Togal®
Kopfschmerz-Brause + Vit. C Brausetabletten | 500 mg
Acetylsalicylsäure, 150 mg Ascorbinsäure, 50 mg Coffein |
Paracetamol | |
Grippostad® Heißgetränk Pulver | 600 mg Paracetamol, (50 mg Ascorbinsäure) |
Paracetamol-ratiopharm® 500 mg Brausetabletten | 500 mg Paracetamol |
Sympathomimetikum + Antihistaminikum | |
Rhinopront® Kombi Tabletten | 60 mg Pseudoephedrin hydrochlorid, 2,5 mg Triprolidin hydrochlorid |
Paracetamol: Wie Ibuprofen sollte auch Paracetamol bei Kindern unter zwölf Jahren nur zur Fiebersenkung oder Linderung spezifischer Schmerzen gegeben werden. Es kann während der gesamten Schwangerschaft und Stillzeit angewendet werden. Eine Überdosierung ist aufgrund der Lebertoxizität besonders gefährlich. Symptome wie Fieber, Abgeschlagenheit oder Erkältungsschmerzen (Kopf-, Ohren- und Gliederschmerzen) werden durch Paracetamol gelindert. Anders als bei Ibuprofen, konnte keine relevante Besserung von Halsschmerzen nachgewiesen werden. Das könnte am Wirkmechanismus liegen. Denn Paracetamol beeinflusst kaum die periphere Prostaglandinsynthese. Zur Fiebersenkung kommt es, indem Paracetamol die Wirkung endogener Pyrogene auf das hypothalamische Thermoregulationszentrum hemmt.
Von Monika Neubeck
Systemische Sympathomimetika: Die abschwellenden Wirkstoffe sollen die „verstopfte Nase“ bekämpfen und die Nebenhöhlen besser belüften. Während der Anwendung von systemischen Sympathomimetika muss mit Tachykardien, Unruhe, Schlaflosigkeit und Hypertonie gerechnet werden. All diese Nebenwirkungen fördern nicht gerade die Erholung des Körpers.
Für Phenylephrin liegen aus klinischen Studien widersprüchliche Ergebnisse vor, während Pseudoephedrin ein vergleichsweise günstiges Sicherheitsprofil aufweist. 10 bis 30 Prozent des resorbierten Pseudoephedrins werden in der Leber aber in den aktiven Metaboliten Norpseudoephedrin umgewandelt, der zentrale Erregungszustände hervorrufen kann.
Geeignet sind beide Wirkstoffe nur für Patienten zwischen 12 und 60 Jahren. Während einer Schwangerschaft dürfen sie nicht angewendet werden. Schwere Leber- und Nierenfunktionsstörungen sind auch bei dieser Substanzklasse unter den Kontraindikationen.
H1-Antihistaminika: Die europäische Leitlinie zur Behandlung der Rhinosinusitis empfiehlt den kombinierten Einsatz von H1-Antihistaminika, systemisch wirkenden, abschwellenden Wirkstoffen und Analgetika bei viraler akuter Rhinosinusitis. Dabei wird sogar von einer synergistischen Wirkung ausgegangen. Eine aktuellere deutsche Leitlinie hat das europäische Positionspapier bei der Erstellung berücksichtigt, schließt sich dessen Empfehlung jedoch nicht an. Bei bekannter allergischer Disposition könnten jedoch mithilfe von Antihistaminika Niesreiz und Nasenobstruktion gelindert werden.
Saft | Boxagrippal® Erkältungssaft, Wick Medinait Erkältungssirup mit Honig- und Kamillenaroma, Wick Medinait Erkältungssaft (Alkohol!), Wick Daymed Kombi Erkältungsgetränk |
Zum Auflösen (kalt) | Aspirin®
Complex Granulat, Paracetamol-ratiopharm® 500 mg Brausetabletten, Aspirin® plus C Brausetabletten, Aspirin® plus C forte Brausetabletten, ASS + C - 1A Pharma® Brausetabletten, ASS + C Hexal® Brausetabletten, ASS + C - ratiopharm® Brausetabletten, Togal® Kopfschmerz-Brause + Vit. C Brausetabletten |
Zum Auflösen (warm) | Aspirin® Complex Heißgetränk, Cetegrippal® plus Hustenstiller Heißgetränk, Grippostad® Heißgetränk Pulver |
Tabletten | BoxaGrippal® Erkältungstabletten, Ibuhexal® Grippal Filmtabletten, Olytabs® Filmtabletten, Ratiogrippal® Filmtabletten, Spaltgrippal® überzogene Tabletten, Wick Duogrippal Filmtabletten, Doregrippin® Tabletten, Rhinopront® Kombi Tabletten |
Kapseln | Grippostad® C Hartkapseln, Spaltgrippal® Weichkapseln, Wick Daymed Erkältungskapseln, Basoplex® Erkältungskapseln, Grippostad® C Hartkapseln |
Direkt-Granulat | Grippostad® C Stickpack Granulat, Geloprosed® Pulver zum Einnehmen |
Coffein: Die gleichzeitige Gabe von Coffein beschleunigt die Resorption von Paracetamol. Es kann die Wirkung von Analgetika steigern (ab 100 mg). Coffein überwindet die Plazentaschranke. Die tägliche Zufuhr von Coffein sollte in der Schwangerschaft deutlich unter 300 mg (etwa drei Tassen Kaffee) liegen. Hoher Coffein-Konsum stört die Nährstoffresorption, beeinträchtigt die fetale Entwicklung (niedriges Geburtsgewicht) und steigert das Risiko für eine Fehlgeburt.
Vitamin C: Bis etwa 100 mg wird Ascorbinsäure vollständig resorbiert. Danach nimmt die Bioverfügbarkeit ab. Was nicht resorbiert wurde, wird im Darm zu CO2 und organischen Säuren umgewandelt. Der Allgemeinbevölkerung lässt sich ein Ascorbinsäure-Präparat nicht pauschal empfehlen, weil auch die hochdosierte Ascorbinsäure eine Erkältung nicht verhindert. Verkürzt werden kann eine Erkältung durch Vitamin C nur geringfügig (10 Prozent) und das nur bei langfristiger Einnahme. Beispielsweise Extremsportler scheinen von der prophylaktischen Einnahme jedoch deutlich zu profitieren. Weil man „Grippemittel“ aber nicht prophylaktisch einnimmt, ergibt die Kombination mit Vitamin C wenig Sinn.
Warum enthalten dann aber so viele Acetylsalicylsäure-Präparate Vitamin C? Es gibt Studien, die zeigen, dass unter
ASS-Einnahme die Vitamin-C-Konzentrationen im Magensaft, Plasma, Urin und
Gewebe sinken, während die Einnahme von Vitamin C die Verträglichkeit von Acetylsalicylsäure
verbessert
Von Uwe Gröber
Fazit: Kombinationsmittel können effektiv Symptome lindern, eine heilende Wirkung ist aber nicht belegt. Wenn ein Kunde so ein Präparat aber möchte, er auf mögliche Nachteile und Risiken hingewiesen wird und keine Kontraindikationen vorliegen, ist eine kurzzeitige Anwendung in der Regel vertretbar.
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