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Sächsische Landesapothekerkammer
Notdienste und Rezepturen verbessern
Wer meint, in der Vertreterversammlung Sachsens werden hitzige Debatten geführt und exklusive Informationen verkündet, weil ihr der ABDA-Präsident Friedemann Schmidt vorsteht, der irrt. Ein Jahr nach dem verheerenden EuGH-Urteil und unmittelbar vor der Veröffentlichung des Honorargutachtens ging es bei der 59. Sitzung am gestrigen Mittwoch in Dresden vor allem um sächsische Angelegenheiten und nur am Rande um die aktuelle Bundes- oder Europapolitik.
Delegierte aus den Wahlkreisen Chemnitz, Dresden und Leipzig sowie Vertreter der Hochschule und anderer Tätigkeitsfelder als der öffentlichen Apotheke trafen sich in den Räumlichkeiten der Landesärztekammer. Auf der Tagesordnung standen Satzungsänderungen, Jahresbilanzen und die Öffentlichkeitsarbeit der Landesapothekerkammer. Doch es wurden auch Veränderungen angestoßen, um die Arzneimittelversorgung im Freistaat weiter zu verbessern. Dazu gehört die Optimierung der Notdienstbereitschaft, die Qualitätssicherung bei der Rezeptur und die Hochschulausbildung der Pharmaziestudierenden am Standort Leipzig
Politischer Stillstand mit ungewissem Ausgang
Kammerpräsident Friedemann Schmidt eröffnete die Vertreterversammlung mit einem israelischen Spruch: „Start Worrying, Details to Follow.“ („Fangt schon mal an, euch Sorgen zu machen.“) Wenn er auf die aktuellen Verhandlungen für eine mögliche Jamaika-Koalition blicke, wäre er sich mittlerweile gar nicht mehr so sicher, ob die Parteien überhaupt noch zu einer Einigung kommen. Und beim Thema Gesundheitspolitik gäbe es seit der Bundestagswahl erst recht keine klare Entwicklung. Außerdem schwebe über allem die EU-Kommission, die den Gestaltungsspielraum des deutschen Gesetzgebers ohnehin einschränken würde und im Endeffekt ein Vertragsverletzungsverfahren einleiten könnte.
Gerade wenn es um das Gesundheitswesen und die freien Berufe gehe, müssten die Mitgliedstaaten essenzielle Fragen in Bezug auf Europa stellen dürfen.
Auf Nachfrage aus dem Plenum ging Schmidt auf das in Aussicht stehende Honorargutachten des Bundeswirtschaftsministeriums ein. Er rechne damit, dass die Ergebnisse mehr Fragen aufwerfen als den Entscheidern Antworten zu liefern, wie ein zukünftiges Apothekenhonorar gebildet werden könnte. Als Beispiel wies er auf die Versorgung von Patienten mit Cannabis hin. Würde man diese Tätigkeit isoliert betrachten und aufwandsbezogen honorieren, käme heraus, dass sie viel zu teuer sei und auf andere Weise vergütet werden müsse.
Zum Abschluss seines Berichts ließ Friedemann Schmidt ein weiteres Zitat einfließen, das die Delegierten etwas positiver stimmen sollte: „Always Look on the Bright Side of Life.“
Bessere Verteilung der Notdienste
Um die Verteilung der Dienstbereitschaften zwischen den Apotheken in städtischen und ländlichen Regionen gerechter zu verteilen, erprobt die Sächsische Landesapothekerkammer seit einiger Zeit ein neues Konzept in der Modellregion Leipzig, das nun ausgeweitet werden soll. Ein Mitglied der Projektgruppe stellte den Delegierten die Ergebnisse vor. Die Verteilung der Notdienste zwischen 54 Apotheken wurde dahingehend optimiert, dass für die Patienten die durchschnittliche Wegstrecke zur Apotheke von 17 auf 10 km verkürzt werden konnte. Nun sollen sich im Auftrag des Sozialministeriums mehr Modellregionen an dem Projekt beteiligen. Hierzu werden Evaluationsbögen an die Apotheken verteilt, in denen sie die Anzahl der Patienten mit oder ohne Rezept notieren sollen sowie vermerken, ob es sich tatsächlich um eine Akutversorgung handelt. Darüber hinaus soll erfasst werden, welche Wegstrecke die Patienten zur Apotheke aufwenden und welches Verkehrsmittel sie dafür nutzen.
Kammer will zu Ringversuchen animieren
In ihrem Haushalt für 2018 planen die Sachsen einen Sonderposten für die Rezeptur-Ringversuche beim Zentrallabor in Eschborn ein. Damit sollen alle Apotheken zu einer vermehrten Beteiligung motiviert werden, um die Qualität ihrer selbst hergestellten Arzneimittel überprüfen zu lassen. Die finanzielle Förderung ist momentan noch unbefristet. In den nächsten Kammerversammlungen soll darüber entschieden werden, inwiefern die Ergebnisse apothekenübergreifend ausgewertet werden und zur Verbesserung von Arbeitsprozessen oder als Grundlage für gesundheitspolitische Diskussionen dienen sollen.
Pharmazeutisches Institut in Leipzig
Michaela Schulz-Siegmund, Professorin für Pharmazeutische Technologie am Leipziger Institut für Pharmazie und ebenfalls Delegierte der Landesapothekerkammer, stellte in ihrem Vortrag dar, wie sich der Forschungs- und Lehrbetrieb am einzigen Standort in Sachsen seit Einführung des Modellstudiengangs entwickelt hat. Im letzten Jahr hatten sich die Koalitionsfraktionen von CDU und SPD der Landesregierung darauf verständigt, dass die Pharmazie-Ausbildung zukünftig innerhalb der Medizinischen Fakultät stattfinden soll. Lange Zeit wurde um den Erhalt des Studiengangs gerungen, zuletzt war sogar eine Kooperation mit der Universität Halle im Gespräch gewesen. Derzeit existieren fünf Professuren und elf Stellen für Wissenschaftliche Mitarbeiter. Eine Besetzung des Lehrstuhls für Pharmakologie ist nicht vorgesehen. Die Vorlesungsinhalte werden von den anderen Abteilungen übernommen. Zum Wintersemester haben 40 Studierende in Leipzig begonnen. Aktuell konnten 27 Deutschlandstipendien für Pharmaziestudierende an der Uni Leipzig eingeworben werden. Schulz-Siegmund zeigte sich stolz, dass die Leipziger Absolventen des ersten Staatsexamens beim deutschlandweiten Ranking in der oberen Hälfte stehen. In den Fächern Pharmazeutische Biologie und Arzneiformenlehre belegen sie sogar jeweils die ersten Plätze. Für die Zukunft sei geplant in höheren Fachsemestern die Ausbildung in Simulationsapotheken anzubieten und an Visiten auf Station teilzunehmen.
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