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Banken sperren Apotheken-Konten
„Sie haben durchgesetzt, dass Cannabis unter den gleichen Hygienebedingungen verpackt werden muss wie Medikamente. Das ist natürlich absurd bei etwas, was dann mit Tabak gemischt geraucht wird“, sagt Sebastian Sperling, Leiter der Friedrich-Ebert-Stiftung in Montevideo, die den Prozess seit Jahren begleitet. Doch das größte und bislang auch ungelöste Problem stellen die Banken da. Mehrere Finanzinstitute hatten angekündigt, die Konten der Apotheken zu sperren. Viele Banken arbeiten mit Geldinstituten in den USA zusammen, dort ist Cannabis per Bundesgesetz verboten.
„Das ist ein großes Hindernis für die Umsetzung. Das haben wir nicht vorhergesehen“, gibt ein Mitarbeiter der Regulierungsbehörde IRCCA (Instituto de Regulación y Control del Cannabis) zu. Cannabis gibt es deswegen nun nur noch gegen Cash. Nach dem Cannabis-Gesetz können Uruguayer die Droge als Selbstanbauer, in Clubs oder als registrierte Käufer in Apotheken nicht mehr nur legal konsumieren, sondern auch produzieren und erwerben. „Uruguay ist das erste Land, das den gesamten Wertschöpfungsprozess aus staatlicher Hand anbietet. Aber damit traf es auch auf Hürden, mit denen noch nie ein Land zu kämpfen hatte“, sagt Sperling. „Es war von Anfang an kein populäres Gesetz.“
Widerstand in der Bevölkerung
Während die Südamerikaner international als Pioniere der Legalisierung mit Interesse bis Bewunderung beobachtet werden, ist die Skepsis im Land selbst groß. Der Widerstand reicht von der Bevölkerung, von der noch immer rund 50 Prozent gegen das Gesetz sind, bis in die Regierung selbst. Trotz einer Bilanz, die man vorsichtig positiv nennen könnte. „Es gibt Indikatoren, die nahelegen, dass seit der Regulierung weder der Konsum noch die mit Drogen in Verbindung stehende Kriminalität gestiegen ist“, betont Sperling.
Die Forschungsgruppe Monitor Cannabis an der Universidad de la Republica geht von 160.000 gelegentlichen bis regelmäßigen Nutzern aus. „Ungefähr ein Viertel davon ist bereits im legalen System registriert“, sagt Soziologe Martín Collazo. 68 Clubs mit maximal 45 Mitgliedern, 15.200 registrierte Apotheken-Käufer und rund 7500 Selbstanbauer – insgesamt kommt man so auf knapp 35.000 Personen, die im legalen System in Uruguay Cannabis konsumieren.
Immer noch großer Graumarkt
Dass es einen sogenannten „mercado gris“ (grauen Markt) gibt, weiß auch die Regulierungsbehörde. „Selbstanbauer dürfen bis zu ein Kilogramm pro Jahr ernten. Sicher bleibt dabei etwas übrig. Was macht derjenige damit? Er teilt es mit Freunden. Viele verkaufen es aber auch, das ist noch immer ein Verbrechen“, heißt es von der Behörde. Doch selbst das freundschaftliche Teilen einberechnet: Mehr als die Hälfte aller Konsumenten bezieht die Droge nicht vom legalen Markt. Ein Grund ist sicher die schleppende Umsetzung des Apothekenverkaufs. Nach dem Start im Juli 2017 hatte sich die Zahl der registrierten Nutzer rasch verdreifacht. Seitdem bleibt die Zahl konstant. „Wenn die Probleme gelöst werden, Cannabis im ganzen Land flächendeckend zugänglich ist und mehrere Sorten im Verkauf sind, steigen auch die Nutzerzahlen wieder“, prognostiziert Sperling.
Es gibt aber auch die Nutzer, die gleich mehrere Varianten nutzen. Camilo ist für den Apothekenverkauf registriert, teilt sich mit einem Freund sechs Pflanzen, und wenn alle Stricke reißen, kauft er auf dem Schwarzmarkt. „Das ist zwar teurer, dafür knallt es aber auch.“ Er raucht täglich einen Joint, meist trifft er sich dafür mit Freunden oder, wie er selbst sagt, am liebsten mit Touristen. „Es gibt Cannabis-Kochkurse, manche Restaurants bieten es als Aufmerksamkeit an. Wir sind eben stolz, dass wir das erste Land sind, in dem du völlig frei bist, einen Joint zu rauchen oder selbst anzubauen.“
Weil man keinen Kiffer-Tourismus wie in den Niederlanden will, wo der Verkauf aus einem illegalen Markt in nur geduldeten Coffee-Shops erfolgt, ist der Erwerb für Ausländer in Uruguay noch immer verboten. Ein Umstand, der zwangsläufig zu Problemen führe, sagt auch ein hochrangiger IRCCA-Mitarbeiter. „Der Konsum ist auch für Ausländer nicht illegal. Das Problem ist der Zugang. Während wir unsere Landsleute schützen, lassen wir Touristen immer noch im gefährlichen Bereich zurück.“ Das müsse rasch korrigiert werden.
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