Digitalisierung 

Die virtuelle Diabetesklinik wird Realität

Stuttgart - 05.12.2017, 07:00 Uhr

Blick in die „Kristallkugel“: Wird es Zeit für eine neue
medizinische Fachrichtung – „the medical virtualist“? (Foto: Björn Professional / adobe.stock.com)

Blick in die „Kristallkugel“: Wird es Zeit für eine neue medizinische Fachrichtung – „the medical virtualist“? (Foto: Björn Professional / adobe.stock.com)


Bald auch in Deutschland? 

Grundsätzlich ist ein ähnliches Projekt auch in Deutschland denkbar. Hier stecke das Projekt noch in den Kinderschuhen, heißt es in der dpa-Meldung. Erste Gespräche mit dem Netzwerkspezialisten Cisco fanden zwar schon statt. Zunächst sei jedoch das Thema des Datenschutzes zu klären. Die amerikanische „online privacy policy“ der „virtuellen Diabetesklinik“ kann man auf der Homepage onduo einsehen.

Was kann die virtuelle Klinik?

In den USA handelt es sich beim Start im neuen Jahr zunächst noch um ein Pilotprogramm, das sich auf Typ-2-Diabetiker spezialisiert hat, es soll aber später erweitert werden. Das Gesamtkonzept findet man im Internet unter dem Namen onduo. Der Anspruch von Sanofi und Verily, die sich unter dem Namen onduo zusammengeschlossen haben, ist eigenen Angaben zufolge kein geringerer als „eines der größten Probleme im Gesundheitswesen“ zu lösen und die „Lücke zwischen Medizin und Daten“ zu schließen. So solle die Diabetes-Therapie – angesichts der vielen Fälle weltweit – personalisierter, besser zugänglich und kostengünstiger werden; das „Rätselraten“ solle aus der Diabetes-Therapie verschwinden.

Unter „personalisieren“ versteht onduo, den Menschen die passenden Hilfsmittel zur richtigen Zeit zur Verfügung zu stellen. Die virtuelle Klinik soll kontinuierliche Unterstützung bieten und so die Zeit zwischen den realen Arztbesuchen überbrücken. Außerdem soll darüber flexibler Zugang zu Spezialisten ermöglicht werden – zeitunabhängig und unabhängig davon, wo man lebt.

Die mobile App für Smartphones biete, dem Rhythmus der Nutzer angepasst, Beratung und Optimierung der Therapie. Innovative Technologien sollen den Therapie-Fortschritt überwachen und ihn nahtlos in die App einspeisen. Wenn es klinisch angebracht ist, könnten Patienten ein kontinuierliches Glucosemonitoring (CGM) über zwei bis vier Wochen erhalten. 

Teststreifen und Lanzetten an die Haustür

Jeder Patient soll einen persönlichen Betreuer zugewiesen bekommen, der wiederum mit einem Team aus Diabetes-Trainern, Pflegefachkräften und Ärzten zusammenarbeitet. Das Team prüft jeden einzelnen Fall und hilft den Patienten, zwischen den realen Arzt-Terminen adhärent zu bleiben. Die Klinik-Ärzte von onduo sollen situationsgerecht mit den Ärzten der Patienten vor Ort zusammenarbeiten. Speziell auf den einzelnen Patienten abgestimmte Ratschläge sollen alltägliche Entscheidungen zu Themen wie Ernährung, Sport und Arzneimittel-Anwendung erleichtern. Krankenkassen, die das Angebot übernehmen, zahlen auch das Diabetes-Zubehör: Teststreifen und Lanzetten sollen an die Haustür geliefert werden.



Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.