Kommentare zum Honorar-GUTACHTEN

Was sagen die befragten Apotheker?

Berlin - 15.12.2017, 17:30 Uhr

„Viel Zeit benötigen wir auch für soziale Hilfestellungen unserer Stammkunden. Wie geht es weiter nach einem Krankenhausaufenthalt, welcher Pflegedienst. Patientenverfügungen, Vollmachten für Angehörige Unterstützung der pflegenden Angehörigen zu Hause[...]“, aus einem Kommentar in der 2HM-Umfrage. (Foto: belahoche / stock.adobe.com)

„Viel Zeit benötigen wir auch für soziale Hilfestellungen unserer Stammkunden. Wie geht es weiter nach einem Krankenhausaufenthalt, welcher Pflegedienst. Patientenverfügungen, Vollmachten für Angehörige Unterstützung der pflegenden Angehörigen zu Hause[...]“, aus einem Kommentar in der 2HM-Umfrage. (Foto: belahoche / stock.adobe.com)


Wirtschaftliche Ressourcen...


Es erschliesst sich mir nicht, wie sie aus den abgefragten Informationen Antworten auf die Fragestellung "Ermittlung der Erforderlichkeit und des Ausmaßes von Änderungen der in der Arzneimittelpreisverordnung (AMPreisV) geregelten Preise" gewinnen wollen. Betrachten Sie dazu die Entwicklung der Gehälter in den Apotheken seit 2004 (Änderung der AMPreisVO) und die Entwicklung von Gehältern von Akademikern und Facharbeitern in anderen Branchen. Beziehen Sie in Ihre Betrachtungen auch den Mehrbedarf an Personal (ca. 20% !) für die Erfüllung der Rabattverträge und sonstigen seit dem dazugekommenen Pflichten (QMS etc.) ein. Die meisten Apothekenleiter würden Ihren Mitarbeitern gerne attraktivere Gehälter zahlen, wenn die wirtschaftliche Situation dies erlauben würde. Ca 30% der deutschen Apothekenleiter kann sich selbst weniger Gehalt "zahlen" als seinen angestellten Approbierten bei gleicher Arbeitszeit!! Mittlerweile können Sie als Single-PKA mit mehr als 7 Jahren Berufserfahrung in Vollzeit keinen eigenen Haushalt mehr führen ohne jeden Cent zweimal umzudrehen!! (netto ca. 1200€/m) Betrachten Sie auch die Anpassung der Vergütung der Apotheken für RX-Arzneimittel seit 2004 im Vergleich zur allgemeinen Entwicklung von Löhnen und Gehältern, Energiekosten, Ladenmieten (eben sämtliche Kosten eines Betriebes) und vergessen Sie nicht, dass auch dem Inhaber der Apotheke ein Einkommen zusteht!



Von meinen 3 PTA könnte ich eine einsparen, wenn wir nicht extrem viele Rezepturen hätten. Dies führt naturgemäß zu einer extrem schlechten Kostenstruktur, die mir die Wettbewerbsfähigkeit im OTC-Geschäft "verhagelt". Von meinem Betriebsergebnis könnte ich keinen Apotheker in Vollzeit bezahlen (OHNE Berücksichtigung der kalkulatorischen Kosten).


Das komplette Honorargutachten

45.000 Euro weniger pro Apotheke


Es gibt einige Apotheken, die nur noch geöffnet sind, um den Mietvertrag zu erfüllen. Durch die vollumfängliche Haftung mit dem gesamten privaten Vermögen, sind einige Kollegen gezwungen, ihre (unverkäufliche) Apotheke weiterhin zu führen. Diese Bedingen sind durch einen Fragebogen nicht erfassbar.



Arzneimittel sind keine Ware, auf die man Rabatte und Aktionen machen sollte! Warum unterliegen Bücher einer Preisbindung? Wenn ich totkrank bin, benötige ich Arzneimittel und keine Bücher? Warum zahlen wir auf Arzneimittel den Vollen Mwst-Satz? Wo zahlen die ausländischen Versandapotheken ihre Steuern? Ich habe im letzten Jahr eine Mitarbeiterin entlassen müssen! Die Einnahmen sinken und die Ausgaben für Verwaltung und Administration werden immer größer! Wenn man bedenkt, dass wir dazu noch der Willkür der Kassen bei Retaxationen ausgesetzt sind.... Die Existenz der Apotheke wird immer mehr gefährdet!



Warum versteht niemand, dass die Umsätze als Bezugsgröße nicht relevant sind. Umsätze und auch steigende Umsätze kommen durch Preissteigerungen, die von den Pharmaunternehmen gesteuert werden. Entscheidend ist der Rohertrag, also das Geld was nach Abzug des Wareneinsatzes übrig bleibt, um meine Kosten zu decken. Leider steigt eben dieser nicht immer an, wie es beim Umsatz der Fall ist. Das heißt, obwohl ich mehr Umsatz habe, verdiene ich nicht unbedingt mehr daran, weil steigende Kosten (Löhne, Energie, Miete) oder schlechtere Einkaufskonditionen nicht schneller und deutlicher steigen, als meine Einnahmen!




Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


Diesen Artikel teilen:


4 Kommentare

Ostfriesen arbeiten jetzt überall ...

von Christian Timme am 18.12.2017 um 1:55 Uhr

Wenn bei dem Nachfolge- bzw. Ergänzungsgutachten alle in den Kommentaren angesprochen Faktoren und Hinweise berücksichtigt werden und offensichtliche Fehler bereinigt wurden, kommen wieder 2. bis 3. Mrd. Euro oben drauf ... ein guter Grund für das BMWi gleich den „Papierkorb“ zu wählen ... oder das ganze Ministerium zu schließen.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Wohl Wahr

von Bernd Jas am 16.12.2017 um 10:23 Uhr

Dem ist nichts mehr hinzu zu fügen!

Jedoch das Traurige ist, dass schon niemand mehr über mögliche Investitionen, geschweige denn über existenzsichernde Rücklagen spricht.

Denn vermeintlich nötige Investitionen (bald z.B. Securpharm) werden aufgezwungen und Rücklagen sind nur noch dazu gut damit man sieht was wieder über einem schwebt um dann entsprechend buckeln zu können.


....Chris??, wo ist Deine Vuvuzela?

» Auf diesen Kommentar antworten | 2 Antworten

AW: Wohl Wahr

von Christiane Patzelt am 16.12.2017 um 23:30 Uhr

AchMensch,meie Vuvuzela..bin ich genau so zugeschissen mit dem kaum zu bewältigenden Alltag und auf der Suche nach gutem Personal im Berliner Speckgürtel, hab ich die Vuvu total vergessen.
Und wem sollte ich damit auch die Sinne freitröten? Der selbstgefälligen ABDA oder dem politischen Sumpf von „DocMo-kauft-sich-heut-was-mit-Fliege-von-der-SPD“?

Die Würfel sind doch einfach schon gefallen, dieses gekaufte Gutachten ist ein Hohn und das Gelaber von Gemeinwohlpflichten kann sich die Bundesregierung, die auf offiziellen Seiten FÜR VERSANDAPOTHEKEN wirbt, gehörig in die Haare schmieren. Wir sollten Notdienste einstellen, Betriebsferien einführen und wie ein ganz normal kommerzielles Geschäft geführt werden. Schluß mit der Zwitterstellung - wir gehen offenen Auges vor die Hunde, unser Ruf gleich mit (siehe Testkäufe der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten — ich fühl mich wie ne Hexe im Mittellalter, die zur Jagd freigegeben wurde..).
Befreien wir uns doch endlich von dem „wir-sind-für-die-Gemeinschaft-wichtig“..Wenn es irgendwo billiger geht, scheisst die Gemeinschaft auf uns!
Machen wir uns frei — wir brauchen diese Karthasis! Schluss mit „für-umme“!!!

AW: Auch, und noch mehr Wohl Wahr

von Bernd Jas am 17.12.2017 um 13:03 Uhr

Tja unsere Zwitterstellung,
Da sachse was. Immer erpressbar, von der einen mit der anderen Seite und weils so´n Spaß macht dann auch wieder andersrum.

Stell dich endlich dem Wettbewerb, aber finanzier´ das nicht mit dem Honorar der Rezeptbelieferung.
Ohh, du böser Apotheker das ist aber nicht heilberuflich was du da machst, so viele unwirksame Mittelchen - und auch noch mit Kontraindikationen zu Hauff an ein und die selbe notleidende Kreatur zu verschachern.

Und obendrauf wird alles noch schön doku- und protokolliert.

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.