Kommentare zum Honorar-GUTACHTEN

Was sagen die befragten Apotheker?

Berlin - 15.12.2017, 17:30 Uhr

„Viel Zeit benötigen wir auch für soziale Hilfestellungen unserer Stammkunden. Wie geht es weiter nach einem Krankenhausaufenthalt, welcher Pflegedienst. Patientenverfügungen, Vollmachten für Angehörige Unterstützung der pflegenden Angehörigen zu Hause[...]“, aus einem Kommentar in der 2HM-Umfrage. (Foto: belahoche / stock.adobe.com)

„Viel Zeit benötigen wir auch für soziale Hilfestellungen unserer Stammkunden. Wie geht es weiter nach einem Krankenhausaufenthalt, welcher Pflegedienst. Patientenverfügungen, Vollmachten für Angehörige Unterstützung der pflegenden Angehörigen zu Hause[...]“, aus einem Kommentar in der 2HM-Umfrage. (Foto: belahoche / stock.adobe.com)


BTMs und Rezepturen...


Durch Rezepturen wird momentan eine Mitarbeiterin durch die extrem aufwändige Dokumentation/Telefonieren den ganzen Tag beschäftigt. Durch die Rabattverträge hat sich das Lager und Bestellverhalten komplett geändert. Es ist unmöglich sämtliche Rabattarzneimittel (die sich auch noch ständig ändern) auf Lager zu haben. Dadurch sind die Prozesskosten (Bestellung/Handling Wareneingang etc.) drastisch gestiegen. U.a. muss nun Ware im Wert von ca. 5.000 Euro pro Jahr vernichtet werden, da bei Änderungen der Rabattverträge kein Abverkauf mehr möglich ist und der Großhandel diese Artikel nicht zurücknimmt. Durch Schätzung sind manche Zahlen nur mit Unschärfe zu ermitteln. Eine durch Apothekendaten gestützte Angabe wäre jedoch mit enormem Zeitaufwand verbunden, der nicht unentgeltlich erbracht werden kann. Durch wirtschaftliche Gegebenheiten, keine Margenerhöhung in den letzten 10 Jahren (nur 1x3% ) sind bei steigenden Gehältern (in diesem Zeitraum +30 !!! %) auskömmliche Gewinne nur bei extremer Selbstausbeutung zu erwirtschaften. Die mengenmäßigen Zuwächse können auch nur mit mehr Personal bewältigt werden. Gesetzliche Auflagen wie Notdienste, Beratungspflichten, Dokumentationen, Rezeptur, Pflichbevoratung und keine Möglichkeit von Automatisierung lassen keine wirksamen Sparmassnahmen zu Durchschnitte sind schwer zu beantworten, weil Rezepurdokumentationen oder Genehmigungen oder endlose Diskussionen über Rabattverträge leider inzwischen auch zum täglichen Apothekenablauf gehören und teilweise EIN Rezept uns stundenlang beschäftigt. Eigentum der Bank, da die Apotheke im Jahr 2014 in einen Neubau verlegt wurde, da sich der Ortskern verschoben hat, durch Ansiedlung von Supermärkten im Randbereich des Dorfes



Meine Apotheke weicht von der Durchschnittsapotheke ab: Wir haben 6600 Rezepturen, davon ca. 6300 als Defektur, abgabefertige FAM. Zusätzlich 1100 Methadonrezepte, Bulkware (Standgefäß) als Defektur. Zusätzlich 3000 L-Polmidonrezepte, Weiterverarbeitung nach NRF-Bulkware (Standgefäß) als Defektur. Zusätzlich 1450 Abgaben Subutex/Suboxone take home, Auseinzelung von Tabletten. Die Umsätze mit obigen Artikeln sind nicht in der Umsatzverteilung Rx/Non-Rx enthalten. Für das Ausfüllen des Fragebogens habe ich nicht "20" Minuten sonder eher 4 Stunden gebraucht.



Wir haben ein für eine normale Apotheke weit überdurchschnittliches Aufkommen an BTM und Rezepturen sowie Sonderbestellungen wg. Spezialisierung auf bestimmte Facharztgruppen und Altenheime. Die Dokumentationsanforderungen sind gewaltig. So haben wir im Jahr mehr als 4000 Rechnungen zu schreiben, davon 60% mit Beträgen bis zu 20.- € einerseits, andererseits einen Rechnungseingang von mehr als 2000 Stück (ohne GH !!) wegen Klein- und Kleinstbesorgungen.



Ein Problem bei der Rezepturherstellung ist, dass die Apotheke oft gezwungen ist, für nur eine Rezeptur Chemikalien zu bestellen, die häufig nie wieder verwendet werden können, da die Rezeptur nicht mehr vorkommt. Hier sollte die Möglichkeit geschaffen werden, diese Ausgangssubstanzen der Kasse komplett in Rechnung stellen zu können. Die Vergütung sollte entsprechend dem Zeitaufwand erfolgen. Da es sich bei der Rezepturherstellung um eine Handwerkliche Tätigkeit handelt, sollte man sich hier an Stundensätzen aus dem Handwerk orientieren. Ich bezahle für 1 Stunde eines Handwerkers, der in meiner Apotheke Reparaturen vornimmt weit mehr als ich für eine Stunde Rezepturherstellung erhalte.




Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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4 Kommentare

Ostfriesen arbeiten jetzt überall ...

von Christian Timme am 18.12.2017 um 1:55 Uhr

Wenn bei dem Nachfolge- bzw. Ergänzungsgutachten alle in den Kommentaren angesprochen Faktoren und Hinweise berücksichtigt werden und offensichtliche Fehler bereinigt wurden, kommen wieder 2. bis 3. Mrd. Euro oben drauf ... ein guter Grund für das BMWi gleich den „Papierkorb“ zu wählen ... oder das ganze Ministerium zu schließen.

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Wohl Wahr

von Bernd Jas am 16.12.2017 um 10:23 Uhr

Dem ist nichts mehr hinzu zu fügen!

Jedoch das Traurige ist, dass schon niemand mehr über mögliche Investitionen, geschweige denn über existenzsichernde Rücklagen spricht.

Denn vermeintlich nötige Investitionen (bald z.B. Securpharm) werden aufgezwungen und Rücklagen sind nur noch dazu gut damit man sieht was wieder über einem schwebt um dann entsprechend buckeln zu können.


....Chris??, wo ist Deine Vuvuzela?

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AW: Wohl Wahr

von Christiane Patzelt am 16.12.2017 um 23:30 Uhr

AchMensch,meie Vuvuzela..bin ich genau so zugeschissen mit dem kaum zu bewältigenden Alltag und auf der Suche nach gutem Personal im Berliner Speckgürtel, hab ich die Vuvu total vergessen.
Und wem sollte ich damit auch die Sinne freitröten? Der selbstgefälligen ABDA oder dem politischen Sumpf von „DocMo-kauft-sich-heut-was-mit-Fliege-von-der-SPD“?

Die Würfel sind doch einfach schon gefallen, dieses gekaufte Gutachten ist ein Hohn und das Gelaber von Gemeinwohlpflichten kann sich die Bundesregierung, die auf offiziellen Seiten FÜR VERSANDAPOTHEKEN wirbt, gehörig in die Haare schmieren. Wir sollten Notdienste einstellen, Betriebsferien einführen und wie ein ganz normal kommerzielles Geschäft geführt werden. Schluß mit der Zwitterstellung - wir gehen offenen Auges vor die Hunde, unser Ruf gleich mit (siehe Testkäufe der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten — ich fühl mich wie ne Hexe im Mittellalter, die zur Jagd freigegeben wurde..).
Befreien wir uns doch endlich von dem „wir-sind-für-die-Gemeinschaft-wichtig“..Wenn es irgendwo billiger geht, scheisst die Gemeinschaft auf uns!
Machen wir uns frei — wir brauchen diese Karthasis! Schluss mit „für-umme“!!!

AW: Auch, und noch mehr Wohl Wahr

von Bernd Jas am 17.12.2017 um 13:03 Uhr

Tja unsere Zwitterstellung,
Da sachse was. Immer erpressbar, von der einen mit der anderen Seite und weils so´n Spaß macht dann auch wieder andersrum.

Stell dich endlich dem Wettbewerb, aber finanzier´ das nicht mit dem Honorar der Rezeptbelieferung.
Ohh, du böser Apotheker das ist aber nicht heilberuflich was du da machst, so viele unwirksame Mittelchen - und auch noch mit Kontraindikationen zu Hauff an ein und die selbe notleidende Kreatur zu verschachern.

Und obendrauf wird alles noch schön doku- und protokolliert.

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